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Lot 506* - A204 Bücher & Autographen - Mittwoch, 29. März 2023, 13.30 Uhr

HENDRIK VAN VULLENHOE, UMKREIS

Benediktionale und weitere Texte für Johannes von Venningen, Bischof von Basel. Lateinische Handschrift auf Pergament. Mit 2 dreizeiligen figürlichen Miniaturen und 10 grossen, goldgehöhten und farbig illuminierten Initialen mit Blattranke sowie zahlreiche Initialen in Rot und Blau, teils mit floraler oder figürlicher Bordüre.
Basel, um 1460. Gr.-4° (34,5 × 26 cm). [81] Bll. Schriftspiegel 23,5 × 17 cm. 17 Zeilen. Neuer Samteinband über Holzdeckeln auf 5 Bünden mit 24 Messing-Punzen und 2 ziselierten Messing-Schliessen in Halbmaroquin-Kassette mit goldgeprägtem Rückentitel, innen mit Samtbezug (sign. "J& S Brockman... Oxford").

INHALT: Zeitliche Benediktionen für den Advent ff.1-37 und andere Gelegenheiten ff.37-45; Kommunale Benediktionen, ff.45-48v; ordo qualiter ab episcopo synodus agatur ff.48 v-56v; Capitula und Gebete für Feste ab Weihnachten, u.a. für das heiliggesprochene Kaiserpaar Heinrich und Kunigunde, Erbauer des Basler Münsters, St. Korbinian, St. Gorgonius, St. Pantalus ("primi pontificis basiliensis ecclesie"), den mythischen Begleiter der Heiligen Ursula, St. Caesarius, St. Eucharius ff.57-79v; Regule observande in officio pontificale ff.79v-81v.

Der vorliegende Band für den Bischof von Basel ergänzt, in Übereinstimmung von Grösse, Schrift und Illumination, drei Bände mit päpstlichen Offizien, die in der Bibliothek des Kollegiums von Porrentruy aufbewahrt werden. Von diesen tragen wiederum zwei das Wappen von Johannes von Venningen (vgl. K. Escher, Die illuminierten Handschriften der Kantonsschulbibliothek in Pruntrut, in: Anzeiger für schweizerische Altertumskunde XVIII, 1916, S. 301-318). Der hier vorliegende vierte Band ist das Werk desselben anonymen Schreibers und Buchmalers. Die Buchmalerei stammt von derselben Hand wie die vergleichbaren illuminierten und historisierenden Initialen in einem Kommentar zu den Paulusbriefen, den der Basler Notar und Schreiber Jodocus Seyler am 1. Juli 1460 fertiggestellt hat (vgl. UB Basel, Ms. A.VI.19). Beide Werke weisen das gleiche, eher flache Kolorit und die gleiche Detailtreue auf und sind wahrscheinlich auch etwa gleichzeitig entstanden. Eine von Venningen 1462 geleistete Zahlung für die Illumination eines Pontifikals könnte sich auf einen der Porrentruy-Bände beziehen. Unser Buchmaler gehört stilistisch zur Vullenhoe-Gruppe, die nach dem dritten Band einer Bibel von 1445 benannt ist, die in der Kartause Kleinbasel von einem nordniederländischen Schreiber erstellt wurde, der auf Lateinisch als Henricus de Vullenhoe unterzeichnete (vgl. UB Basel, Mss BI3, BI2, BI3). Die vorliegenden Buchmalereien entstanden entweder in Anwesenheit dieses Meisters oder von ihm ausgebildeter Illuminatoren (vgl. Escher, K. Die Miniaturen in den Basler Bibliotheken, Museen und Archiven. Basel 1917, S. 144–161). Bis 1445 hatte das Basler Konzil (1435–1449) die internationalen Kontakte der Stadt intensiviert, und der Vullenhoe-Stil wird französischen und italienischen Einflüssen zugeschrieben. Er hat jedoch zugleich vieles mit nordniederländischen Konventionen gemeinsam, so dass seine Entwicklung in Basel mit Hendrik van Vullenhoe selbst in Verbindung gebracht werden kann. Mit seinen breiten, unbeschnittenen Rändern und seiner grosszügigen Schrift und Verzierung ist das vorliegende Manuskript eine bemerkenswerte Ergänzung der Vullenhoe-Gruppe und des begrenzten Korpus der Basler Buchmalerei (vgl. Christie's, The Library of William Foyle, London, 2000, S. 102–104).

Die illuminierten, historisierten Initialen D und P mit Miniaturen eines Propheten (fol. 2v.) und dem Heiligen Paulus (fol. 57).

Einer der herausragenden Verdienste Johann von Venningen ist die Stiftung der Universität Basel im Jahr 1460 und der Wiedererwerb von Stadt und Landschaft Pruntrut und der Ajoie, die Imer von Ramstein veräussert hatte.

In den Rändern minimal gebräunt, nur gelegentlich schwach fingerfleckig, im weissen Rand teils leicht berieben, im Schnitt schwach feuchtfleckig, Blatt zumeist leicht wellig, stellenweise mit natürlichen Fehlstellen des Pergamentes, zum Teil alt fixiert (genäht), das Blattgold der Initialen zumeist mit leichtem Krakelee. Insgesamt sehr saubere (wohl gewaschene?) und gut lesbare Handschrift.

Provenienz: Johannes von Venningen, Bischof von Basel (1458-1479). - Wohl Bibliothek der Basler Bischöfe und im Anschluss Bibliothek des College de Porrentruy. - Bibliothek William Foyle (1885–1963). - Christie's London, 11.7.2000, Lot 33. - Schweizer Privatsammlung.

CHF 50 000 / 80 000 | (€ 51 550 / 82 470)

Verkauft für CHF 55 200 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr