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Lot 1089* - A178 Möbel & Skulpturen - Donnerstag, 22. September 2016, 10.00 Uhr

1 PAAR PRUNK-VASEN MIT BRONZEMONTUR "AUX TETES DE LION",

späte Régence/Louis XV, das Porzellan aus einer europäischen Manufaktur in der Art von Celadon der Yuan-Periode (1279-1368), die Bronzen aus einer Pariser Meisterwerkstatt um 1750.
Fein reliefertes Porzellan, bemalt in der Art von Celadon, sowie matt- und glanzvergoldete Bronze. Gebauchter Gefässkörper "en forme zun" mit volutenförmig geschweifter Lippe und Henkeln mit Löwenköpfen, auf markant eingezogenem, profiliertem Volutensockel.
H 75 cm.

Provenienz:
- Aller Wahrscheinlichkeit nach erworben von Edward Levy-Lawson, 1. Baron Burnham (1833-1913) für sein Anwesen Hall Barn in Beaconsfield, Buckinghamshire.
- Harry Levy-Lawson, 2. Baron Burnham (1862-1933).
- William Lawson, 3. Baron Burnham (1864-1943).
- Edward Frederick Lawson, 4. Baron Burnham (1890-1963).
- William Lawson, 5. Baron Burnham (1920-1993).
- Auktion Christie's London, 22.9.1969 (Katalognr. 96).
- Auktion Christie's London 11.6.1993 (Katalognr. 8).
- Aus einer hochbedeutenden europäischen Privatsammlung.
- Auktion Koller Zürich, 2.12.2010 (Katalognr. 1089).
- Aus einer europäischen Privatsammlung.

Der hier angebotene Vasentypus findet sich als Zeichnung mit der Nummer XII auf einer Serie von Blättern, die aller Wahrscheinlichkeit nach vom "marchand-mercier" P. Poirier an den Grafen und die Gräfin von Sachsen-Teschen (1780-1792 Herrscher über die österreichischen Niederlande) gesandt wurden. Diese Zeichnungen befinden sich heute im Metropolitan Museum New York und illustrieren diverse Objekte und Einrichtungsgegenstände aus den Sammlungen des bedeutenden Kunsthändlers P. Poirier. Der Text zur Zeichnung lautet: "Les ornements en rameau de fleurs et joncs de ce vase sont un peu en relief. Il est d'un vert un peu plus foncé que les suivants et tirant sur le gris. Les montures sont en bronze." Auf der Zeichnung ist eine zusätzliche Girlande zu sehen, welche die beiden Henkel verbindet. Allerdings fand sie dann bei der Umsetzung der Zeichnung keine Verwendung mehr. Man verzichtete auf den Girlandendekor, ganz im Stil der Jahre um 1750, als man vor allem Rocaillen und Löwenköpfe als Dekor benutzte und damit bereits den Beginn des Neuklassizismus einläutete. Es sind nur drei weitere solche Henkelvasen bekannt: - eine Vase mit Céladon der Yuan-Periode mit unterschiedlichem Abschluss, ehemals Sammlung J. Ortiz-Patino und später K. Lagerfeld, verkauft bei Christie's Monaco am 29.4.2000 für 1 229 880 Euro (Katalognr. 350). - eine Vase wohl aus der Sammlung Lady Baillie, später Sammlung Charles Stein, verkauft in Paris am 14.5.1886 (Katalognr. 219) für beachtliche 12 200 francs or. - eine Vase aus Marmor mit identischen Bronzen, heute in den Sammlungen des Musée Carnavalet in Paris, die vielleicht einst mit dem hier angebotenen Paar ein Ensemble bildete. Die Verwendung von Porzellan auf Bronzemontierungen des 18. Jahrhunderts offenbart sich in exemplarischer Weise am hier angebotenen Paar und bestätigt die Katalogisierung des englischen Auktionshauses von 1993. Es bleibt festzuhalten, dass die herausragende Bronzequalität den bedeutendsten Bronziers des 18. Jahrhunderts zuzuschreiben ist: Caffiéri, Duplessis und Vassoult. Hall Barn und die Barone Burnham Der Staatsmann und Poet Edmund Waller (1606-1687) und seine Mutter erwarben das Anwesen Hall Barn in Beaconsfield. Ab 1651 entwarf er die Gartenanlage, 1675 begann er mit dem Wiederaufbau des Schlosses. Im frühen 18. Jahrhundert wurden bedeutende Erweiterungen des Gebäudes initiiert. Das Anwesen blieb bis 1832 in Familienbesitz. Um 1880 wurde es von Edward Levy-Lawson erworben, Sohn von Joseph Moses Levy, der 1855 den Daily Telegraph übernommen hatte. Edward erhielt 1903 den Titel eines Barons. Er liess das prächtige Schloss weiter ausbauen und begann wie viele seiner zu enormem Reichtum gekommenen Zeitgenossen mit grossem Fachwissen und Geschmack seine Sammlung an bedeutenden Möbeln und Einrichtungsgegenständen aufzubauen. Die Sammlung blieb durch Erbfolge stets in Familienbesitz. 1927 wurde die Aktienmehrheit des Daily Telegraph verkauft, die Familie blieb jedoch Teil der Direktion bis 1986, als Lord Black Crossharbour das Unternehmen erwarb. Die Familie Levy-Lawson ist noch immer Besitzerin von Hall Barn. Der 5. Baron Burnham liess unter der Leitung von R. Tyler das Anwesen in seine ursprüngliche Erscheinung zurückversetzen; so wurden unter anderem die viktorianischen Seitenflügel abgerissen. Um diese umfangreichen Arbeiten finanzieren zu können, liess er einen Teil der bedeutenden Sammlung 1969 versteigern. Der aus Turin stammende J.C. Duplessis zog in den 1720er Jahren nach Paris, wo er zunächst als Entwerfer und Bildhauer tätig war. Später stellte er Bronzefassungen für die Porzellan-Manufakturen von Sèvres und Vincennes her; sehr bekannt wurde er mit der Lieferung des Bronze-Zierates für das von J.F. Oeben und J.H. Riesener gefertigte "bureau cylindre du Roi".

Lit.: Thieme/Becker, Leipzig 1999; 9/10, S. 158f. (biogr. Angaben).

CHF 90 000 / 120 000 | (€ 92 780 / 123 710)

Verkauft für CHF 156 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr