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Lot 3231* - A188 Gemälde des 19. Jahrhunderts - Freitag, 29. März 2019, 16.00 Uhr

OSWALD ACHENBACH

(1827 Düsseldorf 1905)
Fröhliche Gesellschaft in der Campagna mit Blick auf den Vesuv.
Öl auf Leinwand.
Unten mittig signiert: Osw. Achenbach.
66,5 × 95 cm.

Provenienz:
Europäischer Privatbesitz.

Oswald Achenbach zählt zu den bedeutendsten Landschaftsmalern des 19. Jahrhunderts in Europa und ist, wie sein älterer Bruder Andreas Achenbach (1815–1901), einer der wichtigsten Vertreter der Düsseldorfer Malerschule.

1827 in Düsseldorf geboren, tritt Oswald Achenbach bereits mit 8 Jahren in die Düsseldorfer Kunstakademie ein. Schon früh erhält er nationale und internationale Anerkennung. Die vorläufige Krönung seiner Karriere sind die Professur für Landschaftsmalerei an der Kunstakademie Düsseldorf 1863 und die Verleihung zahlreicher Ehrungen und Auszeichnungen, wie der Teilnahme 1855 an der ersten Pariser Weltausstellung und die Ehrenmitgliedschaften der Kunstakademie Amsterdam, St. Petersburg und Rotterdam. Diese öffentliche Anerkennung bringt ihm den gesellschaftlichen Aufstieg, eine finanzielle Sicherheit und künstlerische Wertschätzung weit über die Grenzen Deutschlands hinaus.

Oswald Achenbachs Lebensthema ist dabei die italienische Landschaft. Schon 1861/62 schrieb die Düsseldorfer Zeitung „Oswald Achenbach ist der eigentliche Maler Italiens“. Achenbachs Faszination für Italien verwurzelt sich in seinen zahlreichen Italienreisen (die erste im Jahre 1845 mit nur 18 Jahren), die ihm als Inspirationsquelle und Motivrepertoire dienen. Seine Italiensehnsucht folgt einer in Deutschland im 18. und 19. Jahrhundert verbreiteten Sehnsuchtssuche auf den Spuren der „Grand Tour“. Mit seinem berühmten Motto: "Et Ego In Arcadia!" Auch Ich in Arkadien, das Johann Wolfgang von Goethe den Erinnerungen an seine "Italienische Reise" voranstellte, bringt eine überwältigende Empfindung zum Ausdruck, die nicht nur Oswald Achenbach bei der Begegnung mit der italienischen Landschaft machte. Arkadien wurde zum Ort des Goldenen Zeitalters verklärt, wo die Menschen unbelastet von mühsamer Arbeit und gesellschaftlichem Anpassungsdruck in einer idyllischen Natur als zufriedene und glückliche Menschen im Einklang mit der Natur lebten. Somit ist Italien Bildungs- und Sehnsuchtsziel – gerade durch seine Vereinigung von Natur, Antike und Geschichte. Italien ist die im Mythos wie in der Malerei angestrebte Verbindung von Ideal und Wirklichkeit in Einem. So schöpft die Landschaftsmalerei im 19. Jahrhundert den ganzen Spielraum aus zwischen realistischer Wiedergabe topografisch exakter Situationen und verklärter, überhöhter Ideallandschaft, die gleichzeitig Ausdruck der inneren Gefühlswelt des Malers ist. Italien leistete dieses durch die pittoresken Landschaftsmotive, beispielsweise am Golf von Neapel mit seiner eindrucksvollen Vesuv-Silhouette, das südländische Licht und Kolorit.

Das Motiv des Vesuvs zog viele Forscher, Dichter und Maler seit dem 17. Jahrhundert in seinen Bann. Auch Oswald Achenbach skizziert den Berg auf seinen Italienreisen häufig, "denn der [Vesuv] veränderte ja nach jeder Eruption seine Form" (C. Achenbach: Oswald Achenbach in Kunst und Leben, Köln 1912, S. 146). Im vorliegenden Gemälde malt er ihn in einer sehr seltenen Ansicht aus dem Hinterland der Campagna. Er ist das Symbol einer bedrohenden, mächtigen Natur, die in Italien noch allgegenwärtig scheint, mit der die einheimische Bevölkerung aber ganz selbstverständlich und naturverbunden umgeht, im Gegensatz zu der feiernden Reisegesellschaft nordischer Herkunft. Der Vulkan und das Leben in seinem Schatten wird durch die Dramatik der Lichtführung von Achenbach virtuos in Szene gesetzt.

Das hier angebotene Gemälde vereint die Entwicklung der Landschaftsmalerei im 19. Jahrhundert paradigmatisch. Die Erhabenheit der Natur aufblitzend in dem rauchenden bedrohlichen Vulkan, die Einfachheit des ländlichen Lebens, in dem die Dorfbewohner in farbiger Tracht handwerklichen Tätigkeiten nachgehen und die Reiselust und Geselligkeit der Maler, Dichter und Gelehrten, die sich wie hier im Schatten der Häusermauer überall in Italien auf ihrer Abenteuersuche begegnen, spiegelt das Ringen Achenbachs um Ideal und Wirklichkeit wider. Achenbach gelingt es dabei das Atmosphärische und das Malerische zu einer unauflösbaren Einheit zu verbinden. Sein Sinn für das Stoffliche im Vordergrund besteht parallel zur intensiven, stimmungsgebenden Farbigkeit im Mittel- und Hintergrund. Dieses Farbspiel hat eine Skizzenhaftigkeit des Gegenständlichen zur Folge, in der nicht nur klar sein Vorbild William Turner (1763–1816) zu erkennen ist, sondern dass ihn auch zu den Vertretern der koloristischen Moderne werden lässt.

CHF 20 000 / 30 000 | (€ 20 620 / 30 930)