Sie haben noch kein Login?

Klicken Sie hier um sich zu registrieren »


Wenn Sie bereits registriert sind - Login:




Lot 3404 - A191 PostWar & Contemporary - Samstag, 07. Dezember 2019, 14.00 Uhr

AURÉLIE NEMOURS

(1910 Paris 2005)
Ohne Titel. 1960.
Ölpastell auf festem Vélin.
Verso monogrammiert: N., sowie bezeichnet: Re Rom 52.
20 x 17 cm.

Provenienz:
- Galerie La Ligne, Zürich (verso mit dem Etikett).
- Bei obiger Galerie vom heutigen Besitzer erworben, seitdem Privatsammlung Schweiz.

Nach einer 20-jährigen Lern- und Ausbildungsphase macht die 1910 in Paris geborene Aurélie Nemours 1944 ihre erste Ausstellung. Zuvor eignet sich die junge Studentin ein solides theoretisches Wissen an. In der École du Louvre studiert sie Ägyptologie, Byzantinische Kunst, Römische Kunst, spanische Malerei und die Kunst der Moderne. Von 1937 bis 1940 entscheidet sie sich, sich dem Praktischen zuzuwenden und beginnt bei dem Grafikdesigner Paul Colin zu arbeiten. Ab 1941 meldet sie sich an der Akademie des Malers und Kunsttheoretiker André Lhote an, um dort die fundamentalen Kenntnisse der Malerei zu lernen und anwenden zu können. Nach dem Zweiten Weltkrieg wechselt die junge Künstlerin nochmals das Atelier, um nun vom kubistisch konstruktivistischen Maler und Grafiker Fernand Léger unterrichtet zu werden, der aus seinem amerikanischen Exil zurückgekehrt ist, gezeichnet von Liberalismus und Sensibilität in der Malerei. Aspekte, die in Nemours Oeuvre später eine wichtige Rolle spielen. Niemals ist sie von dem einmal gewählten Weg abgewichen, nämlich dem der abstrakt geometrischen Kunst. Die Erarbeitung einer unfassbaren Diversität in diesem einen Bereich hat sie ihr Leben gewidmet.

Ab 1953 nutzt Aurélie Nemours in ihren Bildern eine begrenzte Anzahl von Formen: Linien, Punkte, quadratische oder rechteckige Flächen, die stets parallel zu den horizontalen und vertikalen Grenzen des Bildträgers verlaufen. In ihrem Gesamtwerk sind nur wenige Farben anzutreffen, Schwarz und Weiss sind meistens vorhanden. Die Farben, die im allgemein grossformatige Flächen decken, sind ohne Strukturierung und meistens glatt aufgelegt. Jegliches Motiv ist ausgeschlossen. Ihre ersten, noch ungeschliffenen Werke sind meistens Kompositionen, die auf einem Liniennetz basieren, das sich auf der Fläche entwickelt. Das Schachbrettraster, wie bei unseren vorliegenden Arbeiten, gehört zu ihren elaboriertesten Mustern. Somit entsteht in der Überlagerung der Farben und geometrischen Formen eine Komposition, die ein Ganzes ergibt. Diese reine und minimale Formwahl sowie eine fast strenge Vereinfachung ihrer Werke sind das Ergebnis eines langen Forschens anhand zahlreicher Pastellskizzen. Ihr Gesamtwerk zeugt von einer hohen Sensibilität.

Gegen Ende der 50er Jahren beginnt sie mit der Serienmalerei. Ihre erste Serie betitelt sie „Au commencement“, gefolgt von „Romantiques“ (vermutlich sind die vorliegenden Pastellarbeiten aus dieser Serie, da diese verso mit Bleistift mit „ROM“ bezeichnet sind), „Échiquiers“, „Rosaces“, „Diptyques“. Ihre Serien erforscht sie zumeist mit Pastell sowie skizzenhaft, was ihr erlaubt, im Prozess zu einem Endergebnis vorzustossen.

Aurélie Nemours erhält viel Unterstützung durch Künstlerfreunde wie Herbin, der sie am Anfang ihrer Kariere entdeckte, Jean Arp, Jean Gorin und auch einer ihrer ersten Sammler, Gottfried Honegger, der nie aufhörte sie als eine der wichtigsten Künstlerinnen ihrer Generation bekannt zu machen.

„Bei mir entstehen die Dinge viel eher durch die Intuition als durch den Willen. In meiner Jugend habe ich mich ein bisschen in der „écriture automatique“ der Surréalisten geübt. Ich arbeite mit Pastell. Wenn ich beginne, muss ich mich einstimmen: der Geist hat sich in die richtige Lage zu versetzen. Ich suche die Leere, dann werfe ich Ideen auf das Papier, ohne sie zu analysieren. Man darf nicht anhalten, noch sich selbst entziffern, sonst passiert nichts. In dieser Phase ist mein wichtigstes Material die Einsamkeit; während der Ausführung ist es dann die Zeit.“ (Aurélie Nemours. Aus: Lemoine, Serge. Pastels d’Aurélie Nemours. 1989. S. 14)

CHF 2 400 / 2 800 | (€ 2 470 / 2 890)