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Lot 3002* - A198 Gemälde Alter Meister - Freitag, 01. Oktober 2021, 14.00 Uhr

GIOVANNI DI SER GIOVANNI genannt LO SCHEGGIA

(San Giovanni Valdarno 1406–1486 Florenz)
Madonna mit Kind. 1430–35.
Tempera auf Holz.
48,5 × 36,5 cm.

Gutachten:
Angelo Tartuferi.

Provenienz:
Europäischer Privatbesitz.

Das auf Goldgrund gemalte Andachtsbild in originalem Rahmen zeigt die Muttergottes und ihr Kind. Ihr Blick ist sanft auf ihr Kind gerichtet, das kindlich verspielt an seinem Daumen lutscht. Das hier erstmals gezeigte Tafelbild entstammt zweifellos der Kunst der florentinischen Frührenaissance und ist in der Bildwelt Masaccios (1401–1428) verankert. Dies überrascht kaum, denn der Autor dieser Tafel kann ohne Zweifel Masaccios um fünf Jahre jüngeren Bruder Giovanni di Ser Giovanni "detto Scheggia" zugewiesen werden. Bevor er vermutlich mit der Werkstatt seines Bruders in Kontakt kam, dürfte "Scheggia" im 2. Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts in der damals florierenden Werkstatt von Bicci di Lorenzo (1373–1452) ausgebildet worden sein. Noch 1421 ist er bei Bicci di Lorenzo erwähnt, doch 1426 reiste er nach Pisa, um im Auftrag seines Bruders Masaccio von Giuliano di Colino degli Scarsi einen Vorschuss zu empfangen, den dieser für ein bei Masaccio in Auftrag gegebenes Altarwerk für Santa Maria del Carmine in Florenz ausstehend hatte. Offenbar ist er zu diesem Zeitpunkt in die Werkstatt seines Bruders eingetreten. Masaccios Bildwelt ist sowohl in seinem Früh- als auch Spätwerk omnipräsent. Dies gilt für einzelne Bildmotive, die aus dem brüderlichen Bildrepertoire einflossen, gleich wie das in seinen Bildern erkennbare rationale Verhältnis zu perspektivisch durchdacht konstruierten Szenarien.

Im Verlaufe der 1430er-Jahre ist im Œuvre unseres Malers eine Wende zu beobachten, die versuchte, die verfeinerte Lichtmalerei, wie sie von Fra Angelico (um 1395–1455) und Domenico Veneziano (um 1410–1461) vorgetragen wurde, umzusetzen. Vorliegendes Andachtsbild, das sich gegenüber den frühen Tafeln durch eine etwas verfeinerte und lichterfüllte Modellierung auszeichnet, erscheint uns so als Übergangswerk vom Frühwerk in die spätere Phase um 1440 und dürfte wohl zwischen 1430 und 1435 entstanden sein, womit wir das Werk etwas später ansetzen als Angelo Tartuferi, der in einer undatierten Expertise eine etwas frühere Datierung zwischen 1425 und 1430 postulierte. Giovanni di Ser Giovanni, der später zum beliebten Cassone Maler avanciert, musste in Florenz als renommierter Künstler bis in die obersten sozialen Kreise vorgestossen sein, malte er doch 1449 für Piero di Cosimo de’ Medici (1416–1469) zur Geburt seines ältesten Sohns Lorenzo il Magnifico (1449–1492) einen Geburtsteller, der sich im Metropolitan Museum of Art in New York befindet.

Wir danken Prof. Dr. Gaudenz Freuler für seine wissenschaftliche Unterstützung bei der Katalogisierung dieses Loses.

CHF 30 000 / 50 000 | (€ 30 930 / 51 550)