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Lot 3007* - A198 Gemälde Alter Meister - Freitag, 01. Oktober 2021, 14.00 Uhr

SCOLAIO DI GIOVANNI genannt MAESTRO DEL BORGO ALLA COLLINA

(um 1370 Florenz 1434)
Madonna mit Kind.
Tempera und Goldgrund auf Holz.
101 × 54 cm.

Provenienz:
Europäischer Privatbesitz.

Die Muttergottes und ihr Kind sitzen auf einem goldenen Kissen, das auf den von einem kostbaren Goldbrokat bedeckten Boden gelegt ist. Ihr Antlitz ist zärtlich dem auf ihren Knien sitzenden Jesusknaben zugewandt, der in seiner Linken eine Spruchrolle hält, in der die Worte des Johannes Evangeliums 14,6 EGO SUM VIA VERITAS (ET VITA – Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben) eingeschrieben sind. In der Predella des in Originalrahmung auf uns gekommenen Madonnenbildes ist in drei Medaillons der Pastiglia Dekoration die Darstellung einer Verkündigung zu erkennen.

Das anmutige, bisher noch nicht veröffentlichte Tafelbild ist ein typisches Produkt der spätgotischen florentinischen Malerei zu Beginn des 15. Jahrhunderts, die seit dem späteren 14. Jahrhundert zahlreiche vergleichbare Tafeln zur Privatandacht hervorgebracht hatte. Der betont höfische Stil des Bildes entspricht einem ästhetischen Empfinden, das sich zu Beginn des 15. Jahrhunderts in Florenz einer grossen Beliebtheit erfreute und im Werk der damals führenden spätgotischen Maler Lorenzo Monaco (um 1370–1425) und Gherardo Starnina (um 1360–1413) einen kurzen Höhepunkt erreichte. Zweifellos steht das Tabernakel in engster künstlerischer Verbindung mit dem florentinischen Maler Starnina, der zu Beginn des 15. Jahrhunderts zusammen mit Lorenzo Monaco in Florenz zum gefragtesten Maler avancierte. Unverkennbar liegt vorliegendem Madonnenbild die Bildwelt Starninas zugrunde, was schon allein am Madonnentypus und der gleichartig gelängten schlanken Figur des Jesusknaben leicht erkennbar ist.

In diesem Umfeld entstanden, weist Gaudenz Freuler dieses Andachtsbild mit Sicherheit Scolaio di Giovanni zu, dessen Kunst grundlegend aus Starnina schöpft. Unsere Madonna mit Kind hat Scolaio selbst ein weiters Mal – dort jedoch entrückt auf einer Wolke schwebend – eins zu eins für eine Tafel im National Museum katalanischer Kunst in Barcelona verbildlicht (Inv-Nr. 064969-000). Die schlank gestalteten Figuren, die lineare Dynamik des Faltenwurfs der Draperien, die ein höchst exquisit elegantes Erscheinungsbild erzielen, verbinden sich mit Scolaio di Giovannis Werken aus der späten Schaffensphase, die durch dessen datiertes Altarwerk (1423) in der Kirche von San Donato in Borgo alla Collina repräsentiert wird. Damit darf für unsere Tafel eine Datierung um ca. 1425 postuliert werden.

Wir danken Prof. Dr. Gaudenz Freuler für seine wissenschaftliche Unterstützung bei der Katalogisierung dieses Loses.

CHF 40 000 / 60 000 | (€ 41 240 / 61 860)