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Lot 1018* - A182 Decorative Arts - Donnerstag, 21. September 2017, 10.00 Uhr

LACK-KOMMODE "AU DECOR CHINOIS",

Louis XV, Venedig um 1730/40.
Holz profiliert, fein beschnitzt mit Muscheln, Rocaillen und Zierfries sowie teils vergoldet, allseitig aussserordentlich fein lackiert, auf azurblauem Fonds asiatische Figurenstaffage in idealisierter Parklandschaft, Blumen, Blätter und Zierfries. Allseitig bombierter, trapezförmiger Korpus mit vorstehenden vorderen, muschelbeschmückten Eckstollen auf wellig ausgeschnittener Zarge mit feinen, geschweiften Volutenbeinen. Mehrfach geschweifte Front mit 2 Schubladen. Eisenbeschläge. Markante "Giallo di Breccia"-Platte.
144x70x87cm

Provenienz:
- Ehemals Besitz einer venezianischen Adelsfamilie.
- Aus einer italienischen Sammlung.

Das hier angebotene Möbel ist abgebildet und beschrieben in: C. Santini, Mille mobili veneziani - l'arredo domestico in Veneto dal sec. XV al sec. XIX, Venedig 2015; S. 115f.

Die hier angebotene Kommode ist in mehrfacher Hinsicht bedeutend; zum einen besticht sie durch eine "gewagte" Formgebung mit der mehrfachen Bombierung des Korpusses und der ausserordentlichen Schnitzerei der Eckkartuschen und Zargendekoration. Zum anderen geht die extrem feine und originelle Chinoiserie-Malerei über die übliche Dekoration venezianischer Möbel hinaus und weist auf einen Spezialauftrag eines wohlhabenden, wohl im Handel mit dem chinesischen Reich tätigen Kaufmannes hin. Ein Schrank, ehemals Sammlung T. Silva, weist ähnliche, jeodch weniger elaborierte Chinoiserie-Motive auf und ist abgebildet in: E. Baccheschi, Mobili laccati del settecento veneziano, Mailand 1962; S. 115. Es sind in den letzten Dezennien keine derart gelungenen und qualitativ hochwertigen Möbel der Lagunenstadt im Handel angeboten worden.

Nach dem Frieden von Château Cambrésin 1659 erlebte die Republik Venedig eine ökonomische und künstlerische Blütezeit, die bis in die 30er Jahre des "Settecento" anhielt. Militärische Konflikte auf See und in den norditalienischen Regionen, die den finanziellen Ruin der Lagunenstadt einläuteten, standen in krassem Widerspruch zur kulturellen Blüte, die durch das rigorose Zunftwesen garantiert wurde. Das lokale Kunsthandwerk wurde genauestens organisiert, strukturiert und in verschiedene Sparten eingeteilt: "marangoni di noghera" (Hersteller von Massivholzmöbeln), "marangoni di coaze" (Bestandteil-Schnitzer), "intaiadori", "tapezzieri", "bolzeri", "doratori", "vetrai", "specchieri" und vor allem "depentori" (Lackierer von Luxusmöbeln). Durch diese straffe Einteilung war eine grosse Produktion auf hohem Niveau möglich, sie verunmöglicht jedoch die Identifizierung der Objekte bzw. deren Zuschreibung an ein bestimmtes Atelier oder einen Künstler. Die eigentliche Spezialität der Kunsthandwerker von Venedig waren die als einmalig zu bezeichnenden "intagli" - wohl auch bedingt durch die hochwertige, berühmte Schiffsproduktion mit reichen Schnitzereien -, fein lackierte und geschnitzte Möbel, ausserordentlich originelle und eigenständige Formen- und Dekorationssprache und eine qualitativ hochwertige Ausführung.

Lit.: M. Griffo, Il mobile del seicento - Italia, Novara 1985; S. 33-43 (allg. Angaben zur Entwicklung des venezianischen Möbels im 17./18. Jh.). G. Morazzini, Il mobile veneziano del 700, Mailand 1958; II, Tafel CDLXXIV (ähnliche Dekorationen). S. Levy, Il mobile veneziano edel Settecento, Mailand 1964; I, Tafel XXXII sowie ibid., Lacche veneziane settecentesche, Mailand 1967; I, Tafeln 181-185.

CHF 250 000 / 350 000 | (€ 257 730 / 360 820)

Verkauft für CHF 408 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr