Blatt aus einem Decretum Gratiani (Liber Quartus de Sponsalibus et Matrimoniis). Lateinische Handschrift auf Pergament.

Blattgrösse: 500 x 325 mm. Bildbereich: 98 x 144 mm (Kleines Löchlein im Kopfbereich der rechten Figur).

Vorliegendes Blatt mit der vierten Causa aus einem Decretum Gratiani betrifft die Rechtsgrundlagen und Pflichten der ehelichen Verbindung De Sponsalibus et Matrimoniis und verbildlicht auf der zentralen Bildvignette die Szene einer Eheschliessung. Sie ist sichtbar gemacht durch den auf der zentralen Bildachse erscheinenden Priester der vor Zeugen die Hände der Brautleute zusammenfügt. Das Blatt ist im Textspiegel gleich wie die Platzierung der Bildvignette nach dem Muster der bolognesischen Dekretalen aufgebaut. Es kann daher angenommen werden, dass für das aufgebrochene Buch aus dem diese Seite herausgeschnitten ist, die Tradition der italienischen, insbesondere bolognesischen Manuskripte, voraussetzend war und eventuell auch in Italien geschrieben wurde. Der etwas hybride Figurenstil des für die Buchmalereien verantwortlichen Künstlers, der italienische Elemente mit anderen aus der französischen Tradition geschöpften, eher auf Linearität ausgerichteten Aspekten in eine persönlichen Bildsprache fasst, liesse an einen an der ligurischen Küste tätigen Buchmaler denken. Das heisst nun nicht unbedingt, dass er in Genua verorten wäre, sondern mit gutem Recht auch in Katalonien oder in Südfrankreich (Avignon) angesiedelt werden könnte. Sein Stil verbindet sich mit der ligurischen, südfranzösisch-katalanischen Buchmalerei des 1. Viertels des 14.Jahrhunderts. - Provenienz: London, Arthur Simony collection (Sammlerstempel am oberen rechten Bildrand)