Sie haben noch kein Login?

Klicken Sie hier um sich zu registrieren »


Wenn Sie bereits registriert sind - Login:




Lot 1030* - A145 Möbel, Porzellan & Dekoration - Montag, 19. Mai 2008, 10.00 Uhr

1 PAAR KÖNIGLICHE COROMANDELLACK-ECKSCHRÄNKE,

Louis XV, die Lackpanneaux China, Kangxi (1661-1722), Dresden um 1740.
Holz allseitig mit Coromandellack; auf schwarzem Fond polychrome Chinoiserien, Insekten, Drachen, Medaillons, Zweige, Blumen, Blätter, Vasen und Zierfries sowie Schriftzug "Langes Leben". Viertelkreisrunder Korpus mit gekehltem Kranz und abgeschrägten Ecken auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen. Front mit Doppeltüre über 2 Schubladen. Mit Bezeichnung "1750 (...) WIEN" und "SECUNDOGENIT(UR)" unter Krone. Fein gravierte Scharniere und Schlüsselschilder aus Messing. 107x52x242,5 cm.

Provenienz: - Ehemals Bestand der königlichen Sammlungen von Sachsen. - Aus einer deutschen Sammlung. Die Krone auf der Etikette deutet auf die königlichen Sammlungen von Sachsen hin; der unvollständige Begriff "secundogenit" (von lat. secundus "folgend, zweiter" und genitus "geboren") deutet auf die Stellung des Besitzers innerhalb der königlichen Familie. Das Kurfürstentum Sachsen (Kursachsen, veraltet: Chursachsen) war ein Territorium des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Es entstand durch die Erhebung des Herzogtum Sachsen-Wittenberg zum Kurfürstentum durch Kaiser Karl IV. in der "Goldenen Bulle" von 1356 und existierte bis 1806, als es Teil des neu entstandenen Königreiches Sachsen wurde. Nach dem Dreissigjährigen Krieg 1648 hatte das albertinische Sachsen die maximale territoriale Ausdehnung erreicht. Friedrich August I. (der Starke) übernahm 1694 die Kurwürde. 1697 trat er zum katholischen Glauben über, um die polnische Königskrone zu erwerben. Mit seiner Wahl zum polnischen König 1697 gab August der Starke dem Kurfürstentum Sachsen eine ganz neue Ausrichtung. Seine Politik scheiterte jedoch, da dem sächsischen Kurfürstentum die angestrebten Territorialgewinne verwehrt blieben, die es im Grossen Nordischen Krieg (1701 bis 1721) anstrebte. Der schwedische Gegner verwüstete zwischenzeitlich sogar Kursachsen und zwang August den Starken auf den zeitweiligen Verzicht seiner polnischen Krone. Trotz des politischen Scheiterns sind die Verdienste August des Starken sehr gross, er förderte die sächsische Kunst und Kultur auf höchstem Niveau. In den Schlesischen Kriegen von 1740 bis 1763, gelang es dem aufstrebenden Königreich Preussen Sachsen auszuschalten und es als protestantische Führungsmacht im Heiligen Römischen Reich abzulösen. Nach dem Einmarsch der Preussen in das neutrale Sachsen 1740 blieb den sächsischen Truppen keine andere Wahl als den Preussen zu folgen. Im Zweiten Schlesischen Krieg standen die Sachsen auf Seiten der Habsburger, ebenso im dritten Schlesischen Krieg, dem Siebenjährigen Krieg. Die Auswirkungen für Sachsen waren verheerend, weil es als zentraler Schauplatz von Schlachten und Truppenbewegungen riesige Verluste an Menschenleben und auf Jahrzehnte sichtbare Zerstörungen in Kauf nehmen musste. Die Aussenpolitik Sachsens verlor ihre Orientierung mit dem Bayerischen Erbfolgekrieg (1778/79) und schlug fortan einen Zickzack-Kurs wechselnder Koalitionen ein, der bis zur Erhebung zum Königreich 1806 und darüber hinaus anhalten sollte. Die Dresdener Möbelkunst des 18. Jahrhunderts steht im engen Zusammenhang mit der hohen Qualität aller künstlerischen Leistungen jener Zeit in Dresden. Fast alle Künste erlebten schon kurz nach der Krönung 1697 des sächsischen Kurfürsten Friedrich August I. zum polnischen König einen Aufschwung. In der Goldschmiedekunst waren mit dem "Goldenen Kaffeezeug" und dem "Hofstaat des Grossmoguls Aureng-Zeb" schon 1701 und 1708 Höchstleistungen zu verzeichnen, in der Architektur mit dem Zwingerbau im zweiten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts; im Möbelbau sind erst zwischen 1720 und 1730 hervorragende Erzeugnisse nachweisbar. Der Auftraggeber für die Mehrzahl der noch erhaltenen Dresdener Möbel des 18. Jahrhunderts war der Hof; Adlige oder bürgerliche Auftraggeber, wie sie beispielsweise für das Meissner Porzellan eindeutig belegbar sind, konnten nur vereinzelt für Möbelstücke ermittelt werden. Sie unterscheiden sich aber kaum von solchen, die für den Hof gefertigt wurden, da auch sie eine zurückhaltende sachliche Noblesse besitzen. Der Vorzug des Dresdener Möbels ist darin zu sehen, dass es selten seine Gebrauchsfunktionen negierte. Die sachliche, der Form und dem Zweck adäquate künstlerische Gestaltung wurde auch durch die im Rokoko auftretenden Schweifungen und Bauchungen nicht beeinflusst. Die logische Folge dieser Tatsache war ein fliessender Übergang zum klassizistischen Möbel der Zopfzeit. Am Möbel wurde innerhalb der angewandten Künste vermutlich am auffälligsten und am deutlichsten der von Sachlichkeit und Nützlichkeit geprägte, in der Endkonsequenz bürgerliche Charakterzug der Dresdener Kunst im 18. Jahrhundert verwirklicht. Auf dieser Tatsache beruht die künstlerische Eigenständigkeit und Bedeutsamkeit des Dresdener Möbels, sowohl innerhalb des "Dresdener Gesamtkunstwerks" als auch innerhalb der deutschen und europäischen Möbelgeschichte des 18. Jahrhunderts. Als Coromandel-Lack bezeichnet man geschnittene bzw. geschnitzte und auf verschiedenen Ebenen mit Farbe bezogene Lackschichten; sie sind eine späte Sonderform des Schnitzlackes. Sein Ursprung ist vermutlich auf die seit der Shang-Zeit hergestellten hölzernen Gegenstände zurückzuführen, deren flacher Schnitzdekor mit rotem bzw. schwarzem Lack übermalt war. Der wissenschaftliche Begriff des Coromandel-Lackes hat sich erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts durchgesetzt und hat seinen Ursprung in der 1750 erstmals dokumentierten französischen Bezeichnung "vernis de Coromandel", die auf die südostindische Coromandel-Küste zurückzuführen ist. Dort besassen die Franzosen bis zu ihrer Verdrängung durch die Engländer 1761 Handelsniederlassungen, die als Umschlagplätze für fernöstliche Ware diente. In der englischen Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts findet sich der Coromandel-Lack unter dem Namen "Batam work", benannt nach einem Stützpunkt der Niederländisch-Ostindischen Handelsfirma in der Hafenstadt Bantam auf Java. Bantam war eine der Zwischenstationen für die Lackarbeiten auf ihrem Weg nach Europa. Früher wurde bei der Coromandel-Lackierung der meist aus Kiefernholztafeln zusammengefügte Untergrund mehrmals mit einer Grundierung überzogen, die aus Rohlack, Ton oder Kreidestaub und Schweineblut bestand, danach poliert und mit mehreren Schichten braunen oder schwarzen Lacks bemalt. Nach der Aushärtung wurden meist szenische oder florale Darstellungen in vertiefter Relief-Technik hineingeschnitzt und mit Farben oder leimversetzten Goldpulver aufgefüllt. Lit.: G. Haase, Dresdener Möbel des 18. Jahrhunderts, Leipzig 1983; S. 13f. (allg. Angaben zum Dresdener Kunsthandwerk).

CHF 70 000 / 90 000 | (€ 72 160 / 92 780)

Verkauft für CHF 144 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr