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Lot 1043 - A139 Möbel, Porzellan & Dekoration - Donnerstag, 07. Dezember 2006, 10.00 Uhr

BRIENZER GRUPPE,

J. HUGGLER (Johann Huggler, tätig um 1860) zuzuschreiben, Brienz um 1860/80.
Nussbaum ausserordentlich fein beschnitzt; Stier, 2 Kühe und 1 Kalb, auf profiliertem Ovalsockel. H 43 cm, B 50 cm.

Provenienz: Privatbesitz, Zürich. Ausserordentlich seltene und qualitativ hochwertige Gruppe. Die Zuschreibung an J. Huggler basiert auf der Sujetwahl der Schnitzerei - war er doch der bekannteste und talentierteste Schnitzer von Rindermotiven. Ähnliche Beispiele sind abgebildet in: J. Arenksi / S. Daniels / M. Daniels, Swiss carvings - The Art of the "Black Forest" 1830-1940, Suffolk 2005; S. 84f. (Abb. 118-121). 1817 litt die Gegend um Brienz unter einer grossen Hungersnot. Viele Bewohner mussten in der Fremde neue Verdienstmöglichkeiten suchen. C. Fischer, ein junger Brienzer und Sohn eines begabten Freizeitschnitzers, begann selber Figuren zu schnitzen, die er den Touristen verkaufte. Der Erfolg war immens, Fischers Beispiel folgten bald zahlreiche weitere lokale Schnitzer; mit der Zeit entstand die "Schnitzerindustrie von Brienz". Die wichtigste Touristengruppe waren die wohlhabenden Engländer, welche der Begeisterung ihrer Queen Victoria folgten, die sich ein Schweizer Chalet mit Brienzer Schnitzereien in Osborne House hatte erbauen lassen. Kein Wunder hiessen einige bedeutende Kaffees "Victoria" oder "Sherlock Holmes". Verschiedene Brienzer Familien machten sich mit diesem Kunsthandwerk einen Namen, wie z.B. die Binder, welche bereits sehr früh eine eigentliche Schnitzerindustrie aufbauten und Vorläufer der Betriebe der Stähli und Huggler waren. Der Phantasie der Werke waren keine Grenzen gesetzt - von Tiersujets über Häusermodelle hin zu religiösen Motiven wie Leonardo da Vincis "Abendmahl" oder Musikkassetten. Auch in Amerika hatten diese "typical swiss products" enormen Erfolg; 1876 fand eine grosse Ausstellung solcher Skulpturen und Möbel statt. 1906 fertigte die Firma Binder ein Musik-Chalet für Mary, Princess of Wales. Die Nachfrage nach solchen Erzeugnissen war weltweit derart hoch, dass 1910 die Exportsumme der Firma Binder über 1 Million Schweizer Franken betrug. Lit.: J. Arenski / S. Daniels / M. Daniels, Swiss carvings - The Art of the "Black Forest" 1820-1940, Suffolk 2005; S. 13-19 (hist. Hintergrund zur Entwicklung der Brienzer Schnitzerei).

CHF 12 000 / 18 000 | (€ 12 370 / 18 560)

Verkauft für CHF 14 400 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr