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Lot 3016* - A146 Gemälde Alter Meister - Freitag, 19. September 2008, 14.30 Uhr

PIETER BRUEGHEL d. J.

(Brüssel 1564–1638 Antwerpen)
Bauernstreit beim Kartenspiel. 1620.
Öl auf Holz.
Unten links signiert und datiert: P. BREVGHEL 16(20).
39,8 × 56 cm.

Gutachten:
Dr. Klaus Ertz, Lingen, 23. Juni 2008.

Diese Neuentdeckung "Bauernstreit beim Kartenspiel" zählt zu einer Reihe von zehn bislang bekannten Versionen dieses Themas von Pieter Brueghel d. J. (vgl. Ertz, Klaus: Pieter Brueghel der Jüngere- Die Gemälde, Lingen 2000, Bd. 2, S. 766 und Auktion Christie's London 6.7.2006, Lot 4). Obwohl kein direkter Prototyp überliefert ist, besteht kein Zweifel, dass das Thema auf ein Werk des Vaters, Pieter Brueghel d. Ä. zurückgeht. Die Komposition dieser Darstellung ist durch einen Stich von Lucas Vorsterman (1595 - 1675) nach Pieter Brueghel d.Ä. von circa 1620 bekannt, die mit "Peter Bruegel inven." bezeichnet ist (Ertz, ebd., Abb. 612, S. 768). Thomas Howard, Earl of Arundel, schreibt 1625 an seinen Agenten Lionel Wake in Antwerpen nach dem Tode Jan Brueghels d.Ä., ein Gemälde für ihn zu erwerben: "I do therefore earnestly desire you that you would receive for me a peace of painting begunne by Brugles and finished by Mostard; being a squabbling of clownes fallen out at Cardes, w(h)ich is stampe by Mr. Vosterman (siehe Hervey, M.: The Life, Correspondance and Collections of Thomas Howard, Earl of Arundel, Campridge 1921, S. 301). Ferner findet das Arundel Gemälde Erwähnung in dem Nachlassinventar von Lady Arundel, die 1655 in Amsterdam verstarb, als "BRVEGEL Contadini che se batteno". In den "Spécification des peintures trouvées à la maison mortuaire de feu Pierre Paul Rubens, chevalier, 1640" findet sich unter Nr. 142 ein Gemälde von Rubens, welches beschrieben ist: "Un combat des payans, faict après un dessein du vieuc Brueghel". Es wurde vorgeschlagen, dass es sich bei dieser Zeichnung, um diejenige im Museum Boijmans-Van Beuningen, Rotterdam handelt. Wegen der Ähnlichkeit der Figuren in der Rotterdamer Zeichnung und dem Vosterman Stich wurde lange diskutiert, ob Vosterman die Zeichnung als Vorlage für sein Werk nahm. Die Widmung auf dem Stich an Jan Brueghel d. Ä., überzeugte viele, so auch Marlier, dass sich das Original bei Jan d. Ä. bis zu dessen Tod 1625 befand. Letztere Meinung wurde durch zwei Gemälde Jan d. Ä. (das eine ehemals in der Gemäldegalerie, Dresden, das andere im Kunsthistorischen Museum, Wien) belegt, von dessen Zuschreibung an Jan d. Ä. Klaus Ertz jedoch nicht überzeugt ist, da das Dresdner Gemälde im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde und nur von einer Fotografie bekannt ist (vgl. Ertz, 2000, ebd. S. 771). Ferner wurde auch eine Zusammenarbeit Jan d. Ä. mit Peter Paul Rubens zu diesem Thema vorgeschlagen. Einige Werke wurden als Beweis herangezogen, vor allem das Gemälde in einer belgischen Privatsammlung (ebd., A 1075, S. 790, Abb. 615, S.770). Auch hiervon ist Klaus Ertz (ebd., S. 771-72) nicht überzeugt, der diese Gemälde als Werke Jan d. J. aus den 1630er oder 40er Jahren ansieht. Unabhängig von den unterschiedlichen Ansichten liefert der Vermerk in Arundels Schreiben den Beweis, dass der Prototyp existierte. Die Tatsache, dass Gillis Mostaert das Gemälde vollendete, spricht dafür, dass es sich um ein Spätwerk Pieters d.Ä. handeln musste, das möglicherweise unvollendet nach dessen Tod an einen seiner Söhne überging. Die Frage nach der Beteiligung von Rubens und Jan d. J. an der Komposition oder ob Pieter d. J. Zugang zu dem Original seines Vaters hatte, bleibt ungeklärt. Das bislange Fehlen von Versionen zu diesem Thema von Jan d. Ä. wäre möglicherweise die logischste Erklärung, insbesondere da alle zehn bei Ertz aufgeführten Versionen zu diesem Thema spiegelverkehrt zum Stich von Vosterman sind. Ertz weißt darauf hin, dass von diesem hier gezeigten Thema nur ein einziges Gemälde vor 1616 bekannt ist (ebd., E 1054, S. 787), das sich heute in einer belgischen Privatsammlung befindet. Es zeigt die Signatur in der Schreibweise "BRVEGHEL" ("V" vor "E"). Alle anderen signierten Werke sind in der Schreibweise "BREVGHEL" signiert, die Pieter Brueghel d. J. ab 1616 als Signatur verwendete. Das hier angebotene Gemälde, das mit der späteren Signatur "BREVGHEL" signiert ist, datiert Ertz auf 1620.

CHF 700 000 / 900 000 | (€ 721 650 / 927 840)

Verkauft für CHF 715 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr