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Lot 1355* - A150 Möbel, Porzellan & Dekoration - Donnerstag, 17. September 2009, 10.00 Uhr

GOLDSCHEIDER, F.

(Friedrich Goldscheider, 1845-1897), Wien um 1880/90.
Terracotta bunt gefasst. 1 Paar auf Bambus-Stühlen sitzende, lachende Mohren in eleganten Anzügen und Hut. Sign. und bez. FRIEDRICH GOLDSCHEIDER WIEN / HANIROFF / REPRODUCTION RESERVE. Numm. 1649-65-10. H 67 bzw. 63 cm.

Provenienz: Aus einer englischen Sammlung. Die Erfolgsgeschichte des weltbekannten Goldscheider Unternehmens beginnt im böhmischen Pilsen, wo Friedrich Goldscheider 1845 geboren wurde. Im Alter von 20 Jahren übernahm er nach dem Tod seines Vaters Moritz zusammen mit seinen Geschwistern eine Fabrik zur "Erzeugung kohlensaurer Wasser" und eine Gemischtwaren-Handlung, allerdings mussten beide Unternehmungen etwa 10 Jahre später Konkurs anmelden, und die geschäftlichen Wege der Geschwister trennten sich. Friedrichs Bruder Eduard übernahm in einem benachbarten Ort von Pilsen eine Tonwarenfabrik, Friedrich errichtete eine Ziegelei mit Ringofenbetrieb und stellte feuerfeste Waren her. 1877 begann er mit dem Porzellanhandel in Pilsen, bis er 1885 mit seiner Gattin nach Wien übersiedelte und dort die "Goldscheider'sche Porzellan-Manufactur und Majolica-Fabrik" gründete, deren Expansion er bald darauf vorantrieb. Anfangs konzentrierte er sich auf die Herstellung und Polychromierung von Terracotta und Plastiken und setzte dafür neben etablierten vor allem junge Künstler ein. Naturalistisch bemalte Modelle von Wollhändlern, Statuen oder dunkel patinierte Büsten von Arabern und Berbern trafen den orientalisierten Geschmack jener Zeit und brachten F. Goldscheider mehrere Auszeichnungen ein. An der Weltausstellung 1888 in Barcelona erhielt das Unternehmen Goldscheider die Silbermedaille und wurde eine der einflussreichsten Firmen in der Keramikproduktion. Während in Wien vor allem Figuren, Büsten und Wandbilder hergestellt wurden, produzierte die Manufaktur in Karlsbad sogenannte "komplette Heiratsausstattungen", wie Tafelservices, Vasen und Nippes. Das Unternehmen Goldscheider hatte zu dieser Zeit eine sehr hohe Produktion und brachte immer wieder Neuheiten auf den Markt. Nebst orientalischen Figuren wurden die typischen Wiener Gigerln, Bosniaken und ungarische Ziegenhirten dargestellt, welche die Grösse von Österreich-Ungarn bezeugen sollten. Mit einem patentierten Bronzeverfahren erzielte F. Goldscheider ab 1891 auf den Messen in Leipzig, Dresden und Budapest grosse Erfolge und gewann Auszeichnungen in Edinburg, Wien und Triest. 1892 gründete er mit seinem Sohn Arthur in Paris eine Werkstatt zur Bronzefabrikation, später Filialen in Leipzig und Florenz. Nach Friedrichs Tod führte die Witwe Regina Goldscheider mit ihrem Bruder und den Söhnen das Unternehmen weiter und passte die Produktion dem aktuellen Zeitgeschmack an, indem sie zunächst Objekte des Jugendstils und des Art Déco herstellte. 1938 wurde die Goldscheider Manufaktur arisiert, die Leipziger Niederlassung verschwand, und die Familie emigrierte über England in die USA.

CHF 15 000 / 25 000 | (€ 15 460 / 25 770)

Verkauft für CHF 31 200 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr