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Lot 1094* - A162 Möbel, Porzellan & Dekoration - Donnerstag, 20. September 2012, 10.00 Uhr

KLEINES BUREAU-MAZARIN MIT BOULLE-MARKETERIE,

Régence, N. SAGEOT (Nicolas Sageot, Meister 1706) zuzuschreiben, Paris um 1710.
Rotes Schildpatt ausserordentlich fein eingelegt mit gravierten Messingfilets in "première partie" und "contre partie"; Grotesken, Filets und Zierfries. Rechteckiges, vorstehendes und in profilierten Bronzestab gefasstes Blatt auf wellig ausgeschnittener Zarge mit durch geschweiften H-Steg verbundenen Volutenbeinen auf stilisierten Kreiselfüssen. Front mit schmaler Zentralschublade über zurückgesetzter Klapptür, flankiert von je 3 übereinander liegenden Schubladen. Feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und -applikationen. Restaurationen. 87x53x77,5 cm.

Seltenes und hochwertiges Bureau von bestechender Qualität. In Sageots Werk findet sich mehrfach die identische Marketerie. Das "bureau Mazarin" kann als Schreibtisch der Übergangsphase zwischen dem achtbeinigen Schreibpult der Louis-XIV-Epoche und dem eleganten, leichter wirkenden Bureau-Plat der Régence bezeichnet werden. Kardinal Mazarin (1602-1662), Nachfolger von Richelieu am französischen Hof und politischer "Architekt" der Vormachtstellung Frankreichs im Europa der 1650er Jahre, gab diesem Möbel seinen Namen. Vermutlich war er einer der ersten, die einen Tisch von solcher Form besassen. N. Sageots Werk wurde erst in jüngster Zeit entdeckt und erforscht. Nachdem er sich im letzten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts als freier Handwerker im Faubourg Saint-Antoine niedergelassen hatte, wurde er 1706 Tischlermeister. Sein Atelier war, wie jenes von A.C. Boulle, eines der fortschrittlichsten und höchstentwickelten jener Zeit und sehr erfolgreich - der Ebenist schätzte 1711 sein Vermögen auf 12 000 Livres. Im Januar 1720 schloss Sageot einen wichtigen Vertrag mit Claude Léonard Prieur ab - Prieur war seit 1718 "Marchand Mercier Joaillier privilégié du Roy suivant la Cour". Der Vertrag regelte den Kauf von 32 kostspieligen Möbelstücken und belegt mehrere Bibliotheken, Schränke sowie Bureau Mazarins "avec leurs côtés de marqueterie", die für je 900 bis 1000 Livres verkauft wurden. Hinzu kamen 15 reich geschmückte Kommoden, ein grosser Schreibtisch zu 700 Livres und zwei kleinere Schreibtische. Alle diese Möbel sind mit Schildpatt- und Messingmarketerien verziert. Bemerkenswert ist der aussergewöhnlich hohe Preis, den man für die Möbel bezahlte. Zu Sageots Kunden zählten Pariser Sammler, ein bedeutender Teil der französischen Aristokratie, Maximilian II. Kurfürst von Bayern und die schwedische Krone. Das Werk N. Sageots ist von erstaunlicher Qualität und enthält einige absolut meisterhafte Stücke. Mit Ausnahme der wenigen Möbel, die sich in Privatbesitz befinden, gehören Sageots wichtigste Werke heute zu den Sammlungen des Musée National du Château de Versailles, des Musée du Petit Palais in Paris, des Museums von Schloss Champs, des Königspalastes Stockholm, des National Museet in Stockholm, des Bayerischen Nationalmuseums in München, des Ansbacher Residenzmuseums, des Victoria & Albert Museum, der Wallace Collection in London, des Rijksmuseum in Amsterdam und des Musée de l'Ermitage in Sankt Petersburg. Lit.: P. Kjellberg, Mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 767f. (biogr. Angaben).

CHF 28 000 / 48 000 | (€ 28 870 / 49 480)

Verkauft für CHF 30 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr