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Lot 1169* - A153 Furniture, Porcelain & Decoration - Wednesday, 23. June 2010, 10.00 AM

IMPORTANT COMMODE "AUX BUSTES DE FEMMES" WITH BOULLE MARQUETRY, Regence, probably by N. SAGEOT (Nicolas Sageot, maitre 1706), Paris circa 1710. Red tortoiseshell, exceptionally finely inlaid on all sides with engraved brass in "contre partie" and "premiere partie". Top edged in bronze. "En arbalete" front with 3 drawers, the top drawer divided into two parts. Exceptionally fine, matte and polished gilt bronze mounts. Restorations. 123x82x71 cm. Provenance: from a highly important European private collection.

Régence, wohl von N. SAGEOT (Nicolas Sageot, Meister 1706), Paris um 1710.
Rotes Schildpatt allseitig ausserordentlich fein eingelegt mit graviertem Messing in "contre partie" und "première partie"; tanzende und reitende Figuren, diverse Tiere, Arabesken, Maskaronen, Putti, Blumen, Blätter, Baldachine und Zierfries. Rechteckiger Korpus mit vorstehendem, in profilierten Bronzestab gefasstem Blatt auf gerader Zarge mit markanten Bocksfüssen. Mehrfach geschweifte Front "en arbalète" mit 3 Schubladen, die oberste zweigeteilt. Ausserordentlich feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge in Form von Frauenbüsten, Rosetten und Zierfries. Restaurationen. 123x82x71 cm.

Provenienz: Aus einer hochbedeutenden europäischen Privatsammlung. Hochbedeutende Kommode von perfekter Qualität und Eleganz, welche noch stark von der Formgebung des ausgehenden 17. Jahrhunderts beeinflusst ist und zugleich auf die Formen- und Dekorationssprache der ersten Jahrzehnte nach 1700 hinweist. Diese, wie für Elaborate jener Jahre üblich, nicht signierte Kommode, mussten dem Umkreis und den Werkstätten der wesentlichsten Pariser Ebenisten jener Jahre zugeschrieben werden: A.C. Boulle, A.J. Oppenordt , N. Gérard und N. Sageot. Die ursprünglich aus Italien und Holland stammende Einlegearbeit mit Messingfilets, Schildpatt und Elfenbein wurde im späten 17. Jahrhundert von dem für den Hof im Louvre tätigen Boulle zu höchster Vollendung geführt, weshalb diese Technik gemeinhin als "Boulle-Marketerie" bezeichnet wird. Als zeichnerische Vorlagen für die Motive müssten vor allem die Arbeiten von J. Bérain erwähnt werden. N. Sageot kam 1666 in Sermaize-en-Champagne zur Welt und starb am 8. Januar 1731 in Paris. 1711 heiratete er die Tochter des Ebenisten Jacques Roussel, die ihm zwei Söhne und eine Tochter gebar. Sein Werk wurde erst in jüngster Zeit entdeckt und erforscht. Nachdem Sageot sich im letzten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts als freier Handwerker im Faubourg Saint-Antoine niedergelassen hatte, wurde er 1706 Tischlermeister. Sein Atelier befand sich gegenüber der Bastille, an der Kreuzung der grossen Rue du Faubourg Saint-Antoine und der Rue de la Roquette, wo der Eingang seines Geschäftes "Soufflet Royal" war. Es war, wie jenes von A.C. Boulle, eines der höchstentwickelten gegen Ende der Herrschaft Louis XIV und der Régence. 1723 verfiel Sageot dem Wahnsinn; am 22. September 1725 veranlasste der Pariser "Lieutenant Civil" auf Ersuchen der Familie Sageots die Internierung des Künstlers im Hospital von Charenton. Allem Anschein nach führte seine Frau das Atelier nach seiner Einlieferung nicht weiter. Sageots Atelier war sehr erfolgreich - der Künstler schätzte 1711 seine Güter auf 12 000 Livres. Im Januar 1720 schloss Sageot einen wichtigen Vertrag mit Claude Léonard Prieur ab, der seit dem 13. Mai 1718 "Marchand Mercier Joaillier privilégié du Roy suivant la Cour" war. Der Vertrag regelte den Kauf von 32 kostspieligen Möbelstücken. Durch ihn kann man mehrere Bibliotheken und Schränke "avec leurs côtés de marqueterie" und mit Kuppeln belegen, die für je 900 bis 1000 Livres verkauft wurden, und solche ohne Kuppeln, die für je 500 Livres den Besitzer wechselten. Hinzu kamen 15 reich geschmückte Kommoden, 1 grosser Schreibtisch zu 700 Livres und zwei kleinere Schreibtische "à jambes de biche". Alle diese Möbel sind ohne Ausnahme mit Schildpatt- und Messingmarketerien versehen. Wichtig ist hierbei der hohe Preis, der im Vertrag für die Schränke festgelegt wurde und sehr aussergewöhnlich ist. Der Wert der Schränke Sageots und die Bedeutung, die sie in der Produktionspalette des Ateliers haben, sind miteinander übereinstimmende Charakteristika, die, wie die Untersuchung der noch existierenden Möbel zeigt, sehr gut harmonisieren. Verglichen werden können diese Preise nur mit jenen, die A.C. Boulle für seine Schränke erzielte: 1700 lieferte dieser für 1000 Livres einen Schrank für das Vorzimmer des Schlosses Marly, 1701 verkaufte er Jean de Sauvion, dem Kriegsschatzmeister ("Trésorier des Guerres"), einen Schrank für 2000 Livres, 1715 wird in Boulles Büchern ein auf Auftrag angefertigter, jedoch unvollendeter Schrank mit dem Betrag von 1000 Livres erwähnt. Abgesehen von Pariser Sammlern und einem bedeutenden Teil der französischen Aristokratie, zählte N. Sageot auch Maximilian II, Emmanuel, Kurfürst von Bayern (1662-1726) und die schwedische Krone zu seinen Kunden. Das Werk N. Sageots, von manchmal erstaunlicher Qualität, enthält einige Meisterwerke. Mit Ausnahme des Schrankes Beloselsky, des Schrankes aus einer Auktion von 1922 und der Kommode der "Geburt der Venus", die sich in Privatbesitz befinden, sind die Hauptwerke Sageots Bestand der Sammlungen des Musée National du Château de Versailles, des Musée du Petit Palais in Paris, des Museums von Schloss Champs, des Königspalastes Stockholm, des National Museet in Stockholm, des Bayerischen Nationalmuseums in München, des Ansbacher Residenzmuseums, des Victoria & Albert Museum, der Wallace Collection in London, des Rijksmuseum in Amsterdam und des Musée de l'Ermitage in Sankt Petersburg. In den Vereinigten Staaten ist zurzeit das Museum von Philadelphia das einzige, das ein Werk des Meisters besitzt. Lit.: P. Kjellberg, Mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 767f. (biogr. Angaben zu Sageot). D. Alcouffe / A. Dion-Tenenbaum/A. Lefébure, Le Mobilier du Musée du Louvre, Dijon 1993; I, S. 88-97 (mit Abb. verschiedener Kommoden und Bureau-Plats von Boulle mit teils identischen Bronzen). H. Honor, Chef-d'Oeuvres du mobilier de la Renaissance à nos jours, Fribourg 1971; S. 49-55. A. Pradère, die Kunst des französischen Möbels, München 1990; S. 67-110 (biogr. Angaben zu Boulle).


CHF 100 000 / 150 000 | (€ 103 090 / 154 640)

Sold for CHF 29 322 (including buyer’s premium)
All information is subject to change.