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Lot 1083 - A149 Furniture, Porcelain & Decoration - Thursday, 18. June 2009, 10.00 AM

IMPORTANT COMMODE "EN BUREAU",Regence, by A.C. BOULLE (Andre Charles Boulle, 1642-1732) and his sons, with restoration signature of E. LEVASSEUR (Etienne Levasseur, maitre 1766), Paris after 1723. Ebony and brown tortoiseshell finely inlaid with engraved brass fillets. Exceptionally fine, matte and polished gilt bronze mounts and applications. "Rouge Languedoc" top edged in bronze. 151x65.5x89 cm. Provenance: - Formerly part of the collection of a French castle. - From a Parisian private collection. - Private collection, Switzerland. Dendrochronologcal expertise: Prof. Dr. P. Klein, Hamburg. Detailed historical analysis: J.N. Ronfort, Paris, May 2009.

Régence, von A.C. BOULLE (André Charles Boulle, 1642-1732) und seinen Söhnen, mit Restaurierungssignatur von E. LEVASSEUR (Etienne Levasseur, Meister 1766), Paris nach 1723.
Braunes Schildpatt fein eingelegt mit gravierten Messingfilets sowie Ebenholz. Prismierter Korpus mit wellig ausgeschnittener Zarge auf markanten Volutenbeinen. Front mit Zentralmaskaron "au faune", flankiert von je 1 Schublade. Ausserordentlich feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und -Applikationen in Form von Blättern, Maskaronen, Kartuschen und Zierfries. In profilierten Bronzestab gefasste "Rouge Languedoc"- Platte. 151x65,5x89 cm.

Provenienz: - Ehemals Bestand der Sammlungen eines französischen Schlosses. - Aus einer Pariser Privatsammlung. - Privatsammlung, Schweiz. Mit dendrochronologischem Gutachten von Prof. Dr. P. Klein, Hamburg. Mit ausführlicher historischer Analyse von J.N. Ronfort, Paris, Mai 2009, in welchem Folgendes festgehalten wird: Die Bezeichnung "commode en bureau" ist der Fachbegriff, der für diese seltene Form angewendet wird. Unsere Untersuchungen erlauben uns nunmehr zu erwägen, dass die Schöpfung dieses Kommodentyps durch André-Charles Boulle wahrscheinlich zwischen 1710 und 1720 stattfand. Im Jahr 1722 ist eine solche Kommode im Inventar des Hôtels von Pierre Gruyn, Wächter des "Trésor Royal", aufgeführt. Diese Form ist bezeichnend für die Entwicklung des ästhetischen Empfindens von Boulle in den letzten Jahren der Régence und zu Beginn der Regierung von Louis XV. Wir schätzen, dass unter den seltenen noch erhaltenen Exemplaren, das erste Möbel dieses Typs Bestand der Fondation Jacquemart-André à l’Abbaye de Chaalis ist, ehemals aus der Sammlung von Sir Charles Welby stammend. Bei diesem ersten Entwurf bringt der Meister an den oberen Ecken der Füsse eine Satyrmaske an, in Erinnerung an jene, die er bereits vor 1702 auf Vorschlag des Ersten Sculpteur du Roi, François Girardon, kreierte. Die Sabots sind in Krallenform. Man kann die Analogien des hier untersuchten Möbels mit früheren Kreationen des "Ebéniste du Roi" in mehrfacher Weise vergleichen. Die geglückte Verwendung der grossen Maskaronen, die 4 Jahreszeiten darstellend (hier ein Faun mit einem Weizenkorn und bekrönt von einem den Sommer darstellenden Diadem), darf als eine Art Signatur betrachtet werden: Es findet sich diese Maske wieder, mit leicht unterschiedlicher Anzahl Palmetten des Diadems, an einem "bureau à têtes de femmes" , welches im Jahr 1719 für den Präsidenten de Machault (1) entstand sowie auf jenem, das 1720 für den Prince de Condé (Versailles, Musée National du Château) gefertigt wurde und auf einem weiteren "bureau à têtes de satyres" des J. Paul Getty Museums (Inventarnr. 85 DA23) (2). Die Einrahmungen der Marketerie, die die Schildpattbeläge der Schubladen und der Füsse schmücken, dürfen als Eigenart seines Werkes bezeichnet werden wie auch die Zierleisten "à cuvette". Die blattförmigen Bronzebeschläge an der äusseren Ecke der Füsse entspringen unmittelbar den sog. "chutes à nervures godronnées" des für die Duchesse de Bourgogne, Mutter von Louis XV, im Jahr 1711 angefertigten Bureaus. (3) Die Grundform des oberen Teils dieser Kommode, eine ferne Anlehnung an jene, die er gegen Ende des 17. Jahrhunderts fertigte (damals noch unter der Bezeichnung "bureaux"), sieht nur anscheinend "archaisierend" aus. Der bogenförmige Ausschnitt des Untergestells, die ausserordentlich reichen Bronzebeschläge, welche die Umrisslinien betonen, verleihen dem Möbel eine Kraft, die ausserhalb der klassischen Vorstellung liegt. Der Meister wandte sich nur allmählich dem Konzept der "Rocaillen"- Formensprache zu. Gleichermassen mit dieser Geschmackswandlung führte ein Brand im Jahr 1720, der die Werkstatt im Hof des Louvre beinahe vollkommen zerstörte, zu einer Neuausrichtung. Paradoxerweise erzeugten die Folgen dieses Desasters sowohl einen Bruch als auch eine Treue in seinem Werk. Treue zum Geist der während eines halben Jahrhunderts gefertigter Werke, zusammen mit der Verwendung zahlreicher Elemente, welche die einzigartige Noblesse bewirkten; er rettete entweder die Originale oder die Abdrucke von vielen seiner Bronze-Modellen. Abbruch, symbolisiert bei diesem grossen Entwerfer durch eine Unterbrechung der Linien, wie das am hier angebotenen Möbel bestens festgestellt werden kann. Niemals zuvor hätte man sich die ausgeprägten Schweifungen des Sockels vorstellen können. Treue und Bruch erscheinen noch deutlicher durch die publizierten Grafiken gegen Ende seines Lebens, wo sich unter die älteren Modelle neuere und noch nicht oder niemals verwirklichte Entwürfe mischen: Die Zargenbewegung der untersuchten Kommode, die Bogen, die Zierleisten der Schubladen, die ähnlich der Entwurfszeichnung des Unterbaus des "coffre de toillette" angebracht sind. Treue und Bruch ebenfalls bei der technischen Umsetzung der Möbel: Boulle behielt seine erste Wohnung unter der "Grande Galerie" und richtete hier eine kleinere Werkstatt ein. Die Ebenisterie stellte als Element des Fortbestands den wesentlichen Teil seiner Tätigkeit dar. Die Bronzearbeiten wurden nun teilweise an Zulieferbetriebe vergeben. Die Giessarbeit wurde auswärts ausgeführt und manchmal, jedoch nicht immer, unter den Augen des Meisters ziseliert. Ein anderes Atelier übernahm die Vergoldung. Es lassen sich Anzeichen dieser Neuausrichtung bereits während der letzten Dekade des Ateliers feststellen; bei der ganz speziellen Ziselierung der matten Bronzeteile, des Blattwerks und in der Mitte des den Marmor umgebenden Bronzestabs. Das hier untersuchte Möbel wurde unter diesen Gegebenheiten angefertigt und es muss anhand dieser neuen Situation verstanden werden. Der Werkkatalog von André-Charles Boulle, vom Autor der hier vorliegenden Untersuchung verfasst, enthält nur neun mit unserem vergleichbare Möbel. Die Analyse der aus dem 18. Jahrhundert stammenden Unterlagen sowie die Untersuchung der betreffenden Möbel bestätigen die Seltenheit von Wiederholungen oder Varianten von "commodes en bureau“, die zwischen 1720 und 1732 das Atelier von André-Charles Boulle verliessen. Jede dieser Kommoden zeigt eine andere Ausführung und bemerkenswerte Unterschiede im Erhaltungszustand. In "première-partie" - das untersuchte Exemplar ausgeschlossen - lässt sich dies feststellen beim bereits erwähnten Möbel von Chaalis, jenem des Duc de Buccleuch im Château de Bowhill, bei zwei weiteren aus einer grossen Pariser Privatsammlung (wovon eine aus der Sammlung Victor de Rothschild stammt), bei jener die von Kaiser Napoleon im Jahr 1805 erworben und in seinem Gemach im Schloss Fontainebleau platziert wurde (heute Bestand des Musée du Louvre). Eine weitere, seinerzeit in England in Newby Hall (ehemals aus dem Besitz des Comte de Vaudreuil) und jene der ehemaligen Sammlung des Barons von Ketteler im Schloss Schwarzenraben. In "contre-partie" sind erhalten eine Ausfertigung im Louvre (seit 1829 Teil der "collections nationales", Inventarnr. OA5478) und eine aus der ehemaligen Sammlung von Lady Ravensdale. Zu diesen Möbeln darf das ursprünglich in Amarant gefertigte Exemplar gezählt werden, das im 20. Jahrhundert neu furniert wurde und bei Sotheby’s New York am 4. Mai 1984 (Katalognr. 72) angeboten wurde, jedoch inzwischen einem Brand zum Opfer gefallen sein soll. Es lässt sich nachweisen, dass der bekannte, von Levasseur signierte Sekretär, heute im Besitz der Königin von England im Schloss Windsor, gegen Ende der Regierungszeit von Louis XV aus einer Kommode des gleichen Typs umgebaut wurde. Besondere Merkmale der begutachteten Kommode: Die hier angebotene Kommode gleicht derjenigen von Chaalis am meisten, der ersten dieser Gruppe. Sie ist von allen die einzige, bei der Boulle die harmonische Anordnung der Seitenwände übernommen hat. Die Logik und Ästhetik der Ausarbeitung dürfen besonders erwähnt werden. Die Maske, welche die Kommode schmückt, stellt den im Werk Boulles immer wiederkehrenden Heraklit dar. Der Meister verwendete diese Bronze vor allem für die Zentralschubladen seiner grossen Bureau-Plats. Sie findet sich auch auf den drei oben erwähnten Exemplaren wieder. Die Harmonie zeigt sich insbesondere in der perfekten Verbindung seiner Elemente mit den Zierstücken der Messing-Marketerie auf Schildpatt, welche die Einrahmung bilden. Jeder Teil des Musters scheint aus den hauptsächlichen Bronzebogen zu entspringen. Der untere Teil, leicht ausgehöhlt und hervorstehend, dient zur Anbringung eines grossen beweglichen und vergoldeten Bronzerings, der wie auch auf der gegenüberliegenden Seite des Möbels einen Griff bildet und dem Ganzen etwas Mobilität vermittelt und den oberen Teil erscheinen lässt wie eine Truhe auf Stand. Das Entfernen dieses Elements lässt dessen historische Echtheit erkennen, die das Bewegen des Ringes erlaubte und heute noch erlaubt. Die oben erwähnten Exemplare unterscheiden sich meistens voneinander durch die Auswahl und das Arrangement der Ziereinlagen und durch die manchmal ungewisse seitliche Platzierung einer Maske von verschiedenem Typus. Bemerkenswert ist hier die absolute Übereinstimmung des vom Meister entwickelten Entwurfs für die Messingzierleisten der beiden Schubladen mit jenem für die Kommode von Chaalis.


CHF 700 000 / 1 200 000 | (€ 721 650 / 1 237 110)

Sold for CHF 963 000 (including buyer’s premium)
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