-55. Bemalt mit einer dynamischen Szene von geharnischten Kriegern, zum Teil zu Pferd, vor dem Hintergrund einer Landschaftsszenerie und einer Feuersäule im Zentrum des Geschehens, bemalt in Orange, Gelb, Grün und Schwarz. Gelbe Randlinien. Auf der Unterseite des auslaufenden Fusses beschriftet in Blau 'conversione di S. paulo'. Alte Etiketten. Zwei ausgebrochene kleine Randstücke geklebt mit Haarriss, eine weitere Stelle am Rand und im Spiegel restauriert. D 26cm.

Provenienz: Privatbesitz, Schweiz. Die mögliche Zuschreibung an die Werkstatt Picchi in Castel Durante stützt sich auf eine Reihe von vergleichbaren Istoriato Stücken im British Museum (Timothy Wilson/Dora Thornton, Italian Renaissance Ceramics. A Catalogue of the British Museum Collection, 2009, Nr. 229-232). Es wäre eines der qualitätvolleren und sogar früheren Arbeiten dieser beiden Künstler, Ludovico und Angelo Picchi. Ähnlichkeiten mit Werken aus dem nahegelegenen Urbino, vor allem mit solchen aus der Werkstatt des Guido da Merlino sind jedoch durchaus vorhanden. Das verwundert nicht, denn Künstler wechselten bekanntermassen Manufakturen und Werkstätten. Es wäre daher möglich, dass Ludovico und Angelo Picchi in der Werkstatt des Guido da Merlino in Urbino ausgebildet wurden und dann in das nahegelegene Castel Durante wechselten. Es gibt jedoch bisher keinerlei Nachweise für ein solche These. Die dargestellte Szene nimmt Bezug auf die Bekehrung des Paulus in der Apostelgeschichte. Der römische Offizier Saulus wollte mit Vollmacht des Hohepriesters die Christen in Damaskus festnehmen und nach Jerusalem bringen. Bevor er jedoch dorthin gelangte, blendete ihn ein Lichtstrahl vom Himmel. Er stürzte vom Pferd und eine Stimme sprach zu ihm: „Saul, Saul, warum verfolgst du mich?“ Die Begleiter standen verwirrt daneben, denn sie konnten zwar die Stimme hören aber kein Licht sehen. Die Erscheinung gab sich als Jesus Christus zu erkennen und befahl ihm in die Stadt zu gehen und zu warten. Als Saulus die Augen aufschlug war er blind und blieb es auch noch drei Tage. Zugleich sprach der Herr zu einem Jünger namens Hananias er solle zum Haus des Judas gehen und nach Saulus aus Tarsus fragen. Dieser hätte eine Vision gehabt, wonach ihm ein Mann namens Hananias wieder sehend machen würde. Als dies geschehen war, bekehrte sich Saulus, ließ sich taufen und predigte in den Synagogen in Damaskus das Christentum. Wir danken Dr. Timothy Wilson, Ashmolean Museum Oxford, für seine Hilfe bei der Zuschreibung dieser Schale anhand eines Fotos.