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Lot 3301 - A158 Old Master Drawings - Friday, 23. September 2011, 01.30 PM

BOOK ILLUMINATOR FROM THE LAKE CONSTANCE AREA Katharinenthal (?) monastery, ca. 1310-20 Scenes from the life of Saint Catherine of Alexandria. Fragment of a page from a liturgical book. Gouache on vellum. Vellum170 x 280 mm (miniature: ca. 160 x 70 mm). Provenance: presumably Kloster Katharinenthal (near Diessenhofen)

Kloster Katharinenthal (?), ca. 1310-20
Szenen der Heiligen Katherina von Alexandrien. Blattfragment aus einem liturgischen Buch.
Gouache auf Pergament.
Pergament.170 x 280 mm (Miniatur: ca. 160 x 70 mm) .

Provenienz: vermutlich Kloster Katharinenthal (bei Diessenhofen) Vorliegendes, bisher noch unveröffentlicht gebliebenes Blattfragment lässt sich auf Grund seines Stils und der Schrift einer Buchmalerwerkstätte zuordnen, die zusammen mit anderen Künstlern an der berühmten Chorbuchserie für das Dominikanerinnenkloster Katharinenthal bei Diessenhofen mitgewirkt hatte. Diese Serie, die sich heute auf verschiedene Sammlungen einschliesslich des Schweizerischen Landesmuseums in Zürich verteilt, und die sich zum Teil bloss noch als Bruchstücke aus einzelnen Antiphonaren extrahiert erhalten hat, war nicht das Produkt einer einzigen klosterinternen Buchmalerwerkstätte, sondern sollte als Frucht verschiedener zum Teil aus dem Gebiet des Hochrheins eingewanderter Werkstätten angesehen werden. Der einschlägige auf das Graduale von Katharinenthal bezogene Malstil ist sowohl im Gebiet des Hochrheins, wie auch in Zürich und im Bodenseeraum nachzuweisen. Damit handelte es sich um erprobte Werkstätten, die in diesem Raum entlang des Rheins tätig waren. Der Buchmaler des hier zur Diskussion stehenden Blattes ist mit Sicherheit mit jenem Künstler zu identifizieren, von dem im Graduale von Katharinenthal im Landesmuseum in Zürich unter anderen Miniaturen das an den Bildrand von fol. 179v gemalte reizende Bildchen stammt, das die Maria zeigt, wie sie den Jesusknaben zur Schule geleitet (Abb. 167 in: Albert Knöpfli, Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, IV, Das Kloster Katharinenthal, Basel 1989, p. 179). Stilistisch zeichnet sich dieser Buchmaler durch fragile schlanke Figürchen und eine feine Binnenzeichnung der Gesichter sowie ein vergleichsweise etwas gedämpftes Kolorit aus. Wie die mit lebhaften Gesten erzählten Katherinenszenen eindrücklich vor Augen führen, besticht seine Kunst durch ein besonderes erzählerisches Flair und eine nicht mindere Originalität in der Bildfindung. Die zwei übereinander gestellten Vignetten, die in einer einzigartigen Darstellungsweise ausschliesslich der im Hymnus-Text verehrten Katherina von Alexandrien gewidmet sind und wie im liturgischen Text ihr Martyrium und ihre daraus erfolgte Verbindung zu Christus als Sponsa Christi anspricht, ist von höchster künstlerischer Originalität. Das kleine Bildprogramm präsentiert sich als Kurzfassung der Katherinen-Vita, bei der allegorisch und symbolisch ihre durch ihr Martyrium erfolgte Vermählung mit Christi als Sponsa Christi im Zentrum steht. Vor einem goldenen heidnischen, von zwei Figürchen angebeteten Idol stehend, widersteht sie dem kaiserlichen Befehl, selbst das Götzenbild anzubeten und zeigt dabei den Ring ihrer Vermählung mit Christi vor. Auf ihr nachfolgendes (nicht gezeigtes) Martyrium und ihre Verbindung mit Christus ist in der gleichen Vignette rechts verwiesen, wo die Heilige mit dem Symbol ihres Martyriums in Händen in ein Gespräch mit Christus verwickelt ist. Das letztere Bildmotiv weist unmissverständlich zurück auf die Darstellung des mystischen Verlöbnisses der Heiligen Agnes mit Christus in der Bildinitiale von fol. 149r des ebenfalls aus Katharinenthal stammenden und etwas früher entstandenen Graduals (Ms. 21.897) des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg (Abb. 151 in Albert Knöpfli, 1989 cit., p. 168). In der unteren Hälfte unserer zweifachen Bildvignette ist diesem Thema, der spirituellen Minne, noch einmal mit einer allegorischen Anspielung Ausdruck gegeben, wo Christus in etwas eigenartiger Minne mit einem goldenen Bogen einen Pfeil in Katherinas Herz abschiesst, den sie elegant mit einer Demutsgeste empfängt. Wohl kaum je zuvor hatte es ein Künstler geschafft, das ansonsten makabre Martyrium der Katharina von Alexandrien und dessen tiefere theologische Bedeutung dermassen elegant und frisch als mittelalterliches Minnespiel ins Bild zu setzen. Eine derart feinsinnige Ikonographie lässt auf eine eben solche Auftraggeberschaft schliessen, die für den Katherinenkult ein besonderes tiefes Verständnis gehabt haben muss. Dies trifft unmittelbar für die Dominikanerinnen von Katharinenthal zu, deren Konvent ja eben dieser Heiligen gewidmet war. Dieser ikonographische Aspekt und die stringenten Stilbezüge zu den Meistern der Chorbuchserie des fraglichen Dominikanerinnenhauses lassen kaum Zweifel offen, dass das hier zur Diskussion stehende Blattfragment aus dem Kloster Katharinenthal stammt. Damit ist es ein Fragment eines jener im Verlaufe der ersten Jahrzehnte des 14. Jahrhunderts geschaffenen Chorbücher, die zusammen mit der stilistisch verwandten Manesse-Handschrift (Heidelberg, Universitätsbibliothek, Ms. Cod. Pal. Germ.848) und der Weltchronik von Konrad von Ems (St.Gallen, Kantonsbibliothek, Cod. Vad. Ms. 302) zu den europäisch bedeutendsten Handschriften ihrer Gattung gezählt werden müssen. Prof. Dr. Gaudenz Freuler, Universität Zürich


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