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Lot 3070* - Z36 Swiss Art - Friday, 27. June 2014, 02.00 PM

FERDINAND HODLER

(Bern 1853–1918 Geneva)
Die kranke Valentine Godé-Darel. 1915.
Tusche auf Papier.
Unten rechts datiert und signiert: 1915. 17. Janv. F. Hodler.
27,2 x 37 cm.

Provenienz:
Europäische Privatsammlung.

Diese Zeichnung ist im Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft als eigenhändiges Werk von Ferdinand Hodler registriert. International gefeierter Künstler, vermögend und seit 1898 in zweiter Ehe durchaus glücklich mit der Sekundarlehrerin Berthe Jacques verheiratet, die ihn klug unterstützt: Ferdinand Hodler befindet sich nach der Jahrhundertwende auf der Höhe seines beruflichen und persönlichen Erfolgs. Seine Ehe hält ihn allerdings nicht von zahlreichen Affären ab. Im Jahr 1908 lernt der 55-Jährige die 20 Jahre jüngere Pariserin Valentine Godé-Darel kennen, die, frisch geschieden, ihrer Mutter in die Schweiz gefolgt war. Sie ist als Porzellanmalerin sowie als Operettensängerin tätig. Hodler ist von ihrer eleganten Erscheinung sofort verzaubert. Auf einer Fotografie von 1909, die das Paar in Zürich anfertigen lässt, blickt sie den Maler, der verehrungsvoll zu ihr aufblickt, mit leicht geöffnetem Mund lächelnd an; deutlich ist ihr markantes Profil mit der grossen Hakennase erkennbar. Ab Mitte 1908 steht sie dem Maler auch für viele Figurenkompositionen Modell, beispielsweise für den beschwingten Rückenakt "Linienherrlichkeit" (1908, Privatbesitz) oder die Bilderserie "Fröhliches Weib" mit Anklängen an den zeitgenössischen Ausdruckstanz. Geduldet von seiner Ehefrau wird Hodlers Faszination für Valentine Godé-Darel zum Anfang einer langjährigen Liebesbeziehung. Am 13. Oktober 1913 bringt sie, bereits schwer von einer Krebserkrankung gezeichnet, die gemeinsame Tochter Pauline (oder Paulette) Hodler-Magnenat (1913-1999) zur Welt, die liebevoll von Hodlers Ehefrau aufgezogen und selbst Künstlerin werden sollte. Denn die Mutter Valentine Godé-Darel kann sich nicht mehr um das kleine Mädchen kümmern. Mit dieser Geburt beginnt eine der berührendsten Bilderserien der Kunstgeschichte. Schonungslos gegen sich selbst begleitet und dokumentiert Hodler die Krankheit, das Sterben und den Tod seiner geliebten Valentine, die am 25. Januar 1915 den Kampf mit dem Krebs verliert mit vielen Zeichnungen und Ölgemälden, die er häufig tagesgenau datiert. Anfangs stellen die Zeugnisse dieser schmerzlichen Reise die Kranke noch mit Andeutungen ihrer Umgebung wie ihrem Barockbett, einer Uhr oder mit Blumen dar. Auch tritt sie, wie in dem Gemälde "Die kranke Valentine Godé-Darel" (1914, Sammlung Rudolf Staechelin, Depositum Kunstmuseum Basel), durch ihren Blick noch in Interaktion mit dem Betrachter. Mit zunehmender Verschlechterung ihres Zustands zieht sie sich mehr in sich zurück, und Hodler wählt das Voll- oder Dreiviertelprofil vor dem Nichts des leeren Papiers. "1915. 17. Januar" hat Hodler links neben seine Signatur auf unserer Zeichnung notiert. Sie zeigt die Sterbende auf einem Kissen, das ebenso wie Oberkörper und Decke nur angedeutet ist. Am unteren Bildrand hat der Künstler mit Tusche Wellenlinien gezogen, die die Kranke von unten optisch stützen und als ihre Bettstatt gedeutet werden könnten. Oder will er die Geliebte mit der Unendlichkeit einer Himmels- oder Meereslandschaft umgeben? Mit grösster Sorgfalt sind die Umrisse des Kopfs und das ausgeprägte Profil der Geliebten festgehalten, dessen Ausgezehrtheit Hodler durch wunderbar feine Schraffuren andeutet. Aus dem nach hinten gekämmten Haar haben sich oben dünne Strähnchen gelöst, eine Beobachtung, die Hodler auch in einem am selben Tag entstandenen Exemplar des Musée d'art et d'histoire in Genf, Cabinet des dessins, oder in einer Zeichnung vom 4. Januar 1915 (Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung) festgehalten hat.


CHF 80 000 / 120 000 | (€ 82 470 / 123 710)

Sold for CHF 132 000 (including buyer’s premium)
All information is subject to change.