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Lot 143* - A174 Italian Manuscript Illuminations - Friday, 18. September 2015, 01.30 PM

BOLOGNESE BOOK ILLUMINATOR, 14TH CENTURY (MASTER OF MODENA?) Antiphonary sheet, illuminated on both sides. Vellum. Bologna, ca. 1330. 533 x 370 mm. (Recto) With the initial G and the angel of the Annunciation before Joseph and verso the initial M and the Annunciation to Mary. Provenance: - Private Collection Europe. - 2006, Hamburg, Jörn Günther. - In the current collection since 2007. Bibliography: - Hamburg, Jörn Günther, Broschüre 10, 2007 No.3. - Friedrich G. Zeileis, Più ridon le carte (3.ed.), Rauris 2014, pp. 92-94. Further cited literature: - Massimo Medica, in Francesco da Rimini e gli esordi del gotico bolognese, Bologna 1990, pp. 97-112. This leaf relates to the liturgy for the Assumption of Mary (8 September). The illustrator of the small series of images on this leaf was without doubt close to the collective of illuminators of the series of choir books of San Domenico and may well have been involved in their production. Whether this could be a later work by the Master of Modena, must remain an open question for the time being. This piece was probably produce shortly before 1330.


(Recto) Mit einer Initiale G: der Engel verkündet Joachim Annas Mutterschaft und (verso) einer Initiale M: die Verkündigung an Maria sowie (in den Rankenausläufern) in drei Tondi Büsten der drei Erzengel, sowie am unteren Bildrand die Heimsuchung. Provenienz: - Europäische Privatsammlung - 2006 Hamburg, Jörn Günther. - Seit 2007 im heutigen Besitz. Bibliographie: - Hamburg, Jörn Günther, Broschüre 10, 2007 Nr. 3. - Friedrich G. Zeileis, Più ridon le carte (3. ed.), Rauris 2014, S. 92-94. Weitere zitierte Literatur: - Massimo Medica, in Francesco da Rimini e gli esordi del gotico bolognese, Bologna 1990, S. 97-112. Die ungewöhnlich reiche Bildausstattung für das Marienoffizium mit nicht weniger als drei Szenen aus ihrem Leben, die auf beiden Seiten des schlicht konzipierten Blattes das marianische Konzept ihrer Empfängnis effektvoll zusammenfasst, ist klares Indiz, dass hier mit einer Provenienz zu rechnen ist, die der Heiligen Jungfrau eine spezielle Devotion zukommen liess. Das Blatt betrifft die Liturgie für Mariae Empfängnis (8.September) und beginnt mit dem Vesperantiphon: Gaude mater ecclesia nova ..., das von einer Bildinitiale G mit der Verkündigung von Annas Mutterschaft an Joachim begleitet wird. In der Initiale M, die das Antiphon des Magnificat Maria decus viriginum magnifica mundo eröffnet, figuriert die Darstellung der Verkündigung Mariä, die von den drei Erzengeln in den Tondi des unteren Rankenausläufers bezeugt wird. Unten, zum Anfang des Antiphons zur Komplet "O quam largate ..., findet der marianische Zyklus durch die gefühlvolle Verbildlichung der Begegnung von Maria und Elisabeth ein vorläufiges Ende. Der Bogen wir also gespannt von der Gnade Gottes, durch welche die alte Anna der künftigen Mutter Gottes das Leben schenken wird, über Marias inneres Frohlocken über ihre künftige Erlösergeburt, die ihr von Gabriel verkündet wurde. Dieses Frohlocken ist letztlich der Gegenstand der Begegnung mit Elisabet, die in der dritten Bildvignette am unteren Bildrand der Blattrückseite geschildert ist. Der Illustrator der kleinen Bildfolge unseres Blattes steht zweifellos dem Buchmalerkollektiv der Chorbuchserie von San Domenico nahe und könnte gar selbst daran beteiligt gewesen sein. Seine künstlerische Formation gründet sich, wie das auch für verschiedene andere bolognesische Buchmaler seiner Generation zutrifft, in der Kunst des Seneca Meisters (vgl. Kat. 136, 137) und dem frühen Nerio (Kat. 140). Ihre aus dem neobyzantinischen Formularium rezipierten abstrahierenden Stilformeln wie die dunkeln herunterhängenden Augenhöhlen schwingen zwar noch mit, doch drängte es den Künstler unter dem prägenden Eindruck von Giottos Fresken in der Arena Kapelle zu neuen Ufern der Buchkunst. Gleich wie vom grossen Florentiner vor Augen geführt, setzt er alles daran, die Bilder für den Betrachter auf der Gefühlsebene nachvollziehbar zu machen. Das ist ihm hier tiefgründig gelungen, denn trotz des Kleinformats und der Beengung der relativ kleinen Bildinitialen, setzt er auf innige Dialoge. In der Tat ist hier auf alles Nebensächliche verzichtet, zugleich verbindet der unbekannte talentierte Buchmaler so die beiden jeweils miteinander kommunizierenden Akteure durch ein eng gezogenes emotionales Band. Dies gilt ganz besonders für die innige Szene von Marias Begegnung mit ihrer ebenfalls schwangeren Cousine Elisabeth, die in ihrer innigen Umarmung frohlockend der heilsgeschichtlichen Bedeutung ihrer Schwangerschaften gewahr werden. Marias freudige Lobpreisung Magnificat… wird dabei der Ursprung des Magnificats der Liturgie werden. Diesen Moment hat der Künstler durch eine gefühlvolle Darstellung der innig-zärtlichen Umarmung der beiden sich Begegnenden eingefangen, die augenfällig von Giottos Begegnung am Goldenen Tor in der Arena-Kapelle in Padua (Abb.2) inspiriert ist. Den wohl noch im Umkreis des frühen Nerio und des Seneca Meisters formierten Buchmaler drängte es hier förmlich, sich von der alten Kunst zu emanzipieren, und er trachtete, trotz seiner althergebrachten Stilformeln, diese durchbrechend danach, eine neue Bildwelt zu schaffen, die nun Giottos "visibile parlare", also eine sprechende Kunst auf einer neuen Wirklichkeitsebene anstrebt. Solche Tendenzen sind in der bolognesischen Buchkunst ab dem zweiten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts und verstärkt im nachfolgenden dritten zu beobachten und kommen besonders in den Werken des sogenannten Maestro del 1328 (Magister Pietro), dem sogenannten Maestro del Leggendario Angioino Ungherese zum Tragen (Medica 1990, S. 97 ff.). Zu dieser Generation gehörte auch der sogenannte Modena Meister, der nach seinen Malereien in einem heute in der Galleria Estense in Modena (Ms Lat 1021) aufbewahrten Graduale aus dem Olivetaner Kloster San Michele in Bosco in Bologna (Abb.1) benannt wird. Diesem steht unser Illustrator besonders nahe, zumal die Profile des Verkündigungsengels oder auch der Madonna der Heimsuchung jenen in zahlreichen Miniaturen des Graduale von Modena figurierenden wie aus dem Gesicht geschnitten erscheinen. Anders als die bekannten Werke des erwähnten Buchmalers ist das Kolorit unserer Buchseite jedoch ungleich frischer und zarter, mit koloristischen Akzentuierungen auf Blau und Türkistönen, die durch das Orangerot in den Gewändern und den Palmettenblättern der Initialen belebt werden. Ob es sich hier um ein späteres Werk des Modena Meisters handeln könnte, muss vorderhand eine offene Frage bleiben. Gleichwohl, wie die Erzengel in den Medaillons zeigen: die für diesen Buchmaler geltende Deszendenz von den Trecento Buchmalern der ersten Stunde (Nerio und Seneca Meister) trifft auch für den hier in Rede stehenden Buchmaler zu. Als Entstehungszeit scheint eine Zeit vielleicht kurz vor 1330 wahrscheinlich.


CHF 18 000 / 25 000 | (€ 18 560 / 25 770)

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