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Lot 114* - A174 Italian Manuscript Illuminations - Friday, 18. September 2015, 01.30 PM

MASTER OF THE CHOIR BOOKS OF SAN LORENZO Leaf from an antiphonary with the historiated initial L and a depiction of Moses receiving the tablets with the Ten Commandments. Vellum. Perugia, ca. 1330-1335. 513 x 370 mm. Provenance: - 2008, Basel, Jörn Günther. - In the current collection since that date. Bibliography: - Filippo Todini, La pittura umbra dal Duecento al primo Cinquecento, Milan 1989, p. 120. - Cristina De Benedictis, in: La Spezia. Museo Civico Amedeo Lia, Milan 1996, p. 282. - Marina Subbioni, La miniatura Perugina del Trecento, Perugia 2003, p. 92. - Elvio Lunghi, in: Dizionario Biografico dei miniatori Italiani, Milan 2004, p. 460. - Friedrich G. Zeileis, Più ridon le carte (3.ed.), Rauris 2014, pp. 282-284. The historiated initial L opens the response to the first nocturn of the fourth Sunday of fasting The first publication of this leaf by Filippo Todini (1989) established the authorship of this illuminator, active in Perugia, who, amongst other things had decorated various volumes of the series of choir books for the Cathedral of Perugia dedicated to San Lorenzo: and consequently became known as the Maestro dei Corali di San Lorenzo. The present leaf belongs to his later works, as do the sister pieces, which is why a date of circa 1330-35 is suggested.


Provenienz: - 2008 Basel, Jörn Günther. - Danach im heutigen Besitz. Bibliographie: - Filippo Todini, La pittura umbra dal Duecento al primo Cinquecento, Mailand 1989, S. 120. - Cristina De Benedictis, in: La Spezia. Museo Civico Amedeo Lia, Mailand 1996, S. 282. - Marina Subbioni, La miniatura Perugina del Trecento, Perugia 2003, S. 92. - Elvio Lunghi, in: Dizionario Biografico dei miniatori Italiani, Mailand 2004, S. 460. - Friedrich G. Zeileis, Più ridon le carte (3.ed.), Rauris 2014, S. 282-284. Die Bildinitiale L leite die Respons der ersten Nokturn des vierten Fastensonntags ein: Locutus est Dominus Moysen... . Ein weiteres stilistisch übereinstimmendes Blatt von gleichen Dimensionen mit der Darstellung von Esaus Rückkehr zu seinem Vater Isaak in der Initiale T, die die Respons der ersten Nokturn des zweiten Fastensonntags Tolle arma tua, pharetram et arcum... (ehemals Basel, Jörn Günther) einleitete, gehörte zum selben Verband eines Antiphonars, das mit Sicherheit das Proprium de tempore der Fastenzeit und womöglich auch einen Teil des Proprium de sanctis einschloss, sollte ein weiteres völlig übereinstimmendes Blatt mit der Anbetung des Kreuzes durch den Heiligen Franziskus mit der Respons der ersten Nokturn der Kreuzfindung (2. Mai) (la Spezia Museo Civico Amedeo Lia) ebenfalls von diesem aufgelösten Band stammen. Damit wäre dieses Antiphonar aufgrund der franziskanischen Ikonographie des letzteren Blattes für einen Franziskanerkonvent geschaffen worden. Bei seiner erstmaligen Veröffentlichung unseres Blattes durch Filippo Todini (1989) wurde die Autorschaft des höchst raffinierten anonymen, in Perugia tätigen Buchmalers geltend gemacht, der unter anderem verschiedene Bände der Chorbuchserie für die San Lorenzo geweihte Kathedrale von Perugia mit höchst brillanten Miniaturen ausstattete und deshalb mit dem Notnamen Maestro dei Corali di San Lorenzo in die Kunstgeschichte einging. Zu Recht wurde diese Zuschreibung von der späteren Literatur nie mehr in Zweifel gezogen, zu stringent sind die Stilübereinstimmungen unseres Blattes mit den wundervollen zwischen 1317 und 1321 gemalten Seiten der Peruginer Chorbücher von San Lorenzo (Perugia, Biblioteca Capitolare, 45, 7, 13, 14, 17, 9, 38). Die von einem opulenten ornamentalen Reichtum geprägten Miniaturen unseres Künstlers verbinden verschiedenste Traditionen der europäischen Buchkunst, auch solche, die aus der transalpinen, französischen Buchmalerei rezipiert sind. Die überaus reichen, oft mit Blüten besetzten Rankenausläufer, die sich temperamentvoll über die Blattränder entlang winden, die mit einer Anwandlung des "horror vacui" mit einem Netz von weissen Filigranranken überzogenen Blaugründe sind ein Markenzeichen der Peruginer Buchkunst, während die Stoffmustergründe mit Quadrat- oder Rhombennetzen der Initialen aus der französischen Buchkunst geschöpft sind. Diese Rezeption dürfte über Wege, die zur Basilica di San Francesco in Assisi führen, geschehen sein, denn die Bibliothek des franziskanischen Stammhauses verfügte über verschiedene Bände französischer Buchkunst, wie auch Französisches über die transalpinen Glasfenster der Basilika nach Umbrien eingeflossen ist. Die revolutionären künstlerischen Entwicklungen in San Francesco in Assisi müssen unseren Buchmaler nachhaltig geprägt haben, denn es sind die dort dominierenden Maler, allen voran der junge Giotto, die ihn inspiriert haben müssen. In seinen späteren, mit einer gotischen Eleganz vorgetragenen Formensprache, der wir auch das vorliegende Blatt zurechnen, sind es nebst Giotto in erster Linie Simone Martini und ganz besonders Puccio di Capanna (vgl. die Marienkrönung und Szenen des Stanislaus in der Unterkirche von San Francesco in Assisi), welche ihm gerade für das Figurale und die Bildregie neue Wege aufzeigten und ihn massgebend beeinflussten. Das hier in Rede stehende Blatt gleich wie seine Schwesterblätter gehört zu den späteren Werken und steht sowohl den späten Bänden der Chorbücher für San Lorenzo (z. B. Perugia, Biblioteca Capitolare, Ms. 45) nahe, die wiederum von Giotto und seiner Werkstatt gemalten Fresken der Kindheitsgeschichte Christi in der Unterkirche von San Francesco in Assisi berührt sind, als auch den späteren Chorbücher für die Kathedrale von Orvieto (Mueso Opera del Duomo), die wohl den Höhepunkt seiner Buchkunst kennzeichnen. Die von unserem Meister zusammen mit seiner Werkstatt illustrierte Matricola dei Cartolai aus dem Jahr 1338 dürfte wohl den chronologischen Extremwert darstellen, weshalb hier eine Datierung um 1330-35 vorzuschlagen wäre. Zweifellos ist der Meister der Corali di San Lorenzo die führende Kraft im Panorama der frühtrecentesken Buchkunst in Perugia. Sein Talent brachte ihm die bedeutendsten damals zu vergebenden Aufträge der umbrischen Buchkunst ein, die erwähnten Serien für die Kathedralen von Perugia und Orvieto, sowie zahlreiche Statutenbücher der Peruginer Gilden. Einzelblätter seiner Werke finden sich in den wichtigsten europäischen und amerikanischen Sammlungen (u.a. Montreal, Musée des Beaux Arts; Venedig, Fondazione Giorgio Cini; Rom, Biblioteca Vaticana, London, British Museum). Aus seiner Werkstatt ging auch die zweite Schlüsselfigur der Peruginer Buchkunst, Vanni di Baldolo hervor, von dem hier ebenfalls ein Werk (Kat. 115) angeboten wird.


CHF 14 000 / 18 000 | (€ 14 430 / 18 560)

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