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Lot 1582 - A156 Silver & Porcelain - Monday, 28. March 2011, 02.00 PM

LARGE GROUP OF A SULTAN RIDING AN ELEPHANT, MEISSEN, CIRCA 1745.Model by P.Peter Reinicke and J.J. Kaendler. Mounted on a gilt bronze base. Underglaze blue sword mark on the underside of the elephant. H 26.8 cm. Minor restoration, the gilt bronze base later.

Modell P.Peter Reinicke und J.J. Kändler. Der auf einem blauen und gold eingefassten Kissen über einer mit Goldarabesken dekorierten Satteldecke ruhende Sultan, ein Zepter in der rechten erhobenen Hand mit seinem rechten Arm auf einem kaffeebraunem mit Goldblättern bemalten Kissen mit Goldquasten gestützt, bekleidet mit einer purpurfarbenen mit Blumen bemalten Robe gehöht in Gold und einem weissen, gold eingefassten Mantel und Turban und gelben Schuhen. Begleitet von einem Moor, voransitzend auf dem Kopf des Elefanten. Montiert auf einem vergoldeten Bronzesockel. Unterglasurblaue Schwertermarke auf der Unterseite des Elefanten. H 26,8 cm. Minimal restauriert, der vergoldete Bronzesockel später.

Provenienz: Aus alter Schweizer Privatsammlung. Ein Elefantenmodell findet man in den Arbeitsberichten sowohl Kändlers als auch Reinickes. Kändler listet als Feierabendarbeit im März 1741 'Einen grossen Elephanten' (BA IAa 28, S. 80); Reinicke im November 1743 '1 Elephanten 9 Zoll hoch, mit einer verzierten Decke überhangend in Thon bossirt' (BA IAb 20. S.273). In beiden Fällen wird jedoch weder der Sultan noch der Mohr erwähnt. Erwähnung eines Elefanten mit Figur im Januar 1752 findet sich im 'Livre-journal' des Pariser Händlers Lazare Duvaux, bekannt für viele Meissener Porzellane oft mit französischen Bronzemontierungen: 'un éléphant de porcelaine de Saxe portant une figure, 216 l' Vergleichbare Modelle mit oder ohne Bronzemontierungen befinden sich in diversen Museen, so wie Schloss Ansbach; Historisches Museum Bern; Dresden, Porzellansammlung; Frankfurt, Museum für Kunstgewerbe; Hartford, Wadsworth Atheneum; Kassel, Schloss Wilhelmsthal; St. Petersburg, Hermitage; Waddesdon Manor, Rothschild Collection. Modelle wie das vorliegende mit vergoldetem Bronzesockel waren 1930 in Berlin im Auktionshaus Lepke, 1925 in London, 1964 bei Stuker in Bern, 1960 bei Sotheby's in London und 1883 und 1928 in Paris; Christie's London, 21. November 2005, lot 107. Eine ausführliche Auflistung von bekannten Modellen in Museen und Auktionshäusern bis 2000 bei A. den Blaauwen, Meissen Porcelain in the Rijksmuseum, 2000, S. 411/412. Die aus heutiger Sicht naive Darstellung des Elefanten zeigt, wie unbekannt dieses exotische Tier in Europa noch war, trotz überlieferter Geschichten aus der Antike und dem Mittelalter. Um dieses sagenumwobene Tier rankten sich allerlei Mythen. Bereits zu Zeiten der Kreuzzüge im 12. Jahrhundert wurde ein vom dänischen König Canut VI. gegründeter Orden des weissen Elefanten ins Leben gerufen. Nur die Besten und nur solche, die eine Grosstat fürs Christentum vollbracht hatten, wurden zugelassen, das war für die ersten Jahrhunderte seines Bestehens Bedingung. Einen Eindruck über diesen Mythos vermittelt auch folgendes Zitat Friedrichs des Grossen in einem seiner Briefe an Voltaire im Jahre 1749: 'Sie (Voltaire) sind wie der weisse Elefant, dessentwegen der Schah von Persien mit dem Grossmogul Krieg führen und dessen Besitz, wenn sie glücklich genug gewesen sind, ihn erlangt zu haben, einen von ihren Titeln bildet. Wenn sie hierherkommen, so sollen sie an der Spitze der meinigen stehen: Friedrich von Gottes Gnaden, König von Preussen, Kurfürst von Brandenburg, Besitzer von Voltaire.' Ein kleiner, weiss emaillierter Metallelefant mit Turm und auf dem Kopf sitzend ein Mohr, bildete das Abzeichen des Ordens. Befestigt an einer Kette wurde es von seinen Mitgliedern um den Hals getragen. Auch August der Starke selbst zählte zu den erlesenen Mitgliedern dieses Ordens. Die frühen Meissener Modelle zeigen lange eine aus der Phantasie geborene Idee eines Elefanten mit nahezu menschlich geformten Ohren, zu grossem gedrehtem Rüssel und viel zu kurzen Beinen. Kändler hatte erst in seiner späten Schaffenszeit in der zweiten Hälfte des 18.Jahrhundert naturgetreuere Modelle geschaffen und als man den Elefanten mehr und mehr auch in Europa aus der Nähe kennenlernen durfte, verlohr auch der Orden mit seinen mythischen Geschichten um den das exotische Tier seine Bedeutung. Vgl. Carl Albiker, Die Meissner Porzellantiere im 18. Jahrhundert, 1935, S. 68-69. Den Künstlern der Manufaktur lagen zahlriche Kupferstiche, Radierungen und Holzschnitte vor. Für die Tierdarstellungen hatte man seit 1742 die Radierungen Johann Elias Ridingers erworben und eine Reihe von naturwissenschaftlichen Werken, die v.a. eine Vorstellung der heimischen Fauna abdeckte. Kändler fertigte eigenhändige Skizzen an und differenzierte in seinen Arbeitsberichten auch sehr genau zwischen Tieren, die er nach dem Leben oder nach Vorlagen modellierte. Seine Studienorte waren die Menagerie Augusts des Starken in der Dresdner Altstadt, die Tierhaltung Jägerhof und das Vogelhaus in Moritzburg. Die Menagerie oder das Löwenhaus in Dresden hielt laut einem Reisebericht vom 23. Oktober 1730 von Johann Georg Keyler, Löwen, Tiger, Stachelschweine, Luchse, eine Tibet-Katze, einen Corax, mehrere Affen und das Ichneumon sowie zwei Leoparden. Kändler selbst hatte im Juli 1734 viele Tage dort verbracht, um im Löwenhaus, im Bärenhaus und in der Kunstkammer 'richtige Modelle als auch accurate und richtige Zeichnungen' anzufertigen. August der Starke hatte 1730 und 1733 sogar eine wissenschaftliche Expedition finanziert, die aus Nordafrika 53 lebende Tiere mitbrachte aber auch ausgestopfte Sorten. Viele dieser Tiere wurden für das Japanische Palais als Palaisstücke porträtiert und wurden in den Folgejahren in Reduktion des ursprünglichen Modells in Lebensgrösse von Kändler und von seinen Mitarbeitern in kleiner Form ausgeformt. Eine Ausnahme bildet eine Gruppe exotischer Tiere wie der Elefant, das Nashorn oder das Krokodil, die in Ermangelung an lebenden Beispielen nach graphischen Quellen entstanden sind. Wie aus den Arbeitsberichten hervorgeht, hat Kändler in speziellen Fällen nach einem dazu gegebenen 'Dessein', einer eingesandten Zeichnung bzw. Malerei mit 'darzu gegebener Beschreibung', also nach einer Vorgabe gearbeitet. Melitta Kunze-Köllensperger, Alexanders Tiere, 1999, S.19ff.


CHF 60 000 / 80 000 | (€ 61 860 / 82 470)

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