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Lot 3038* - A172 Old Master Paintings - Friday, 27. March 2015, 03.00 PM

GIAN DOMENICO CERRINI

(Perugia 1609–1681 Rome) Vanitas: Time reveals the truth. Oil on canvas. 151 x 185 cm. Provenance:–Probably painted for Tomasso Fantacci circa 1670 in Florence.–European private collection. We are grateful to Dr. Erich Schleier for identifying this painting as a work by Gian Domenico Cerrini.
Vanitas: Die Zeit enthüllt die Wahrheit.
Öl auf Leinwand.
151 x 185 cm.

Provenienz:
- Wohl für Tomasso Fantacci um 1670 in Florenz gemalt.
- Europäische Privatsammlung.

"Veritas filia temporis": Die Wahrheit ist Tochter der Zeit. Mit seiner linken Hand zeigt die Zeit, als alter Mann mit einer Sanduhr dargestellt, auf eine sinnliche junge Frau, die mit einem dunkelblauen Tuch um ihre Hüften bekleidet ist und auf einem Bett liegt. Diese allegorische Figur der Wahrheit wird von einem schweren, verzierten Vorhang enthüllt, ein offenes Buch liegt neben ihr. Ein kleiner Hund, Symbol der Eitelkeit und Eifersucht, blickt in das Gesicht der jungen Frau. Die fast gänzlich entblösste Personifikation der Wahrheit lehnt sich an ein mit Quasten besetztes Kissen und blickt den Betrachter direkt an. Hinter den Flügeln der Zeit lassen sich einige Bäume erkennen sowie ein Obelisk, eine Anspielung auf die Sonne als Lebensquelle. Hinter der Wahrheit kriecht der Tod in Form eines Skeletts aus der Dunkelheit hervor, eine Sense in seiner rechten Hand.

Die jüngst durchgeführte Reinigung dieses jüngst entdeckten Gemäldes von Gian Domenico Cerrini enthüllte die Figur des Todes, die absichtlich durch Übermalungen verdeckt war, und veränderte damit die Bedeutung des Gemäldes wesentlich: Von einer Vanitasdarstellung mit Schmuck, Blumen, einem Buch und einem Hund als Anspielung auf das irdische Dasein hat es sich zu einer komplexeren Komposition gewandelt, in der die Zeit eine Wahrheit enthüllt, die vom Tod bewacht wird. Während die als junge Schönheit personifizierte Wahrheit eine der populärsten Figuren in barocken allegorischen Darstellungen darstellte, ist das Skelett als Personifikation des Todes eher selten. Trotz ihrer Schönheit und verführerischen Pose, steht die Wahrheit in unserem Gemälde kurz davor, alles zu verlieren; sie ist dem Tod, der seinen linken Arm hinter ihren Schultern in einer vorgetäuschten Umarmung platziert, völlig ausgeliefert. Die Juwelen versinnbildlichen dabei ihre sinnlosen, narzisstischen Besitztümer, die bald vom Tod ergriffen werden, während der Blumenstrauss in ihrer rechten Hand zusätzlich die Kurzlebigkeit und den unvermeidlichen Verfall symbolisiert. Die Zeit, die mit dem linken Zeigefinder auf sie weist, verbildlicht nicht nur, dass die Reinheit am Ende siegt, sondern zeigt gleichzeitig auf sein nächstes Opfer. Cerrini, auch als Il Cavalier Perugino bekannt, malte drei weitere große Allegorien zum Thema der Zeit und der Wahrheit, zwei davon befinden sich in der Gemäldegalerie in Kassel und eine berühmtere zweieinhalb Meter hohe Version hängt im Prado, Madrid. Alle diese Allegorien der Zeit und der Wahrheit wozu auch dieses hier angebotene Gemälde zählt, mit einer sehr ähnlichen Figur der Zeit wie die Version in Kassel, entstand im letzten Jahrzehnt seiner Karriere, als sich Cerrini in Rom befand und den barocken Stil seiner Zeit angenommen hatte.

Geboren in Perugia, studierte Cerrini zunächst mit dem spät-manieristischen Maler Giovanni Antonio Scaramuccia (1580-1633). 1638 zog er nach Rom, wo er mit den grossen Bologneser Meistern Guido Reni, Carracci, Lanfranco, Domenichino und später Guercino in Berührung kam. Dass Cerrinis Werke in allen bedeutenden Palazzi römischer Sammler anzutreffen waren, belegt seine Stellung unter seinen Zeitgenossen und zeigt zudem, dass Cerrini, der für seinen Non-Konformismus bekannt war, ein anerkannter Meister war, der für die grossen Familien der Colonna, Barberini, Chigi, Corsini, Pallavicini, Spada und vor allem für den Kardinal Giulio Rospogliosi, zukünftiger Papst Clemens IX. Aufträge erfüllte. Der Kardinal und die Spadas halfen ihm zudem, auch für den Hof der Medicis in Florenz tätig zu werden, wo Cerrini sich mit dem Hauptrechnungsprüfer der Medicis, Tommaso Fantacci, anfreundete, für den angenommen wird, dass er unser Gemälde in Auftrag gegeben hat. Wir danken Dr. Erich Schleier für die Identifizierung dieses Gemäldes als ein eigenhändiges Werk Gian Domenico Cerrinis, welches dem bislang bekannten Oeuvre des Malers als Neuentdeckung hinzugefügt werden kann.


CHF 50 000 / 70 000 | (€ 51 550 / 72 160)

Sold for CHF 48 000 (including buyer’s premium)
All information is subject to change.