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Lot 574 - A172 Books - Saturday, 28. March 2015, 10.00 AM

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Proust, Marcel, Schriftsteller (1871-1922).
Sammlung von 9 eigenhändigen Briefen mit Unterschrift an Gabriel de La Rochefoucauld (1875-1942) sowie zwei weiteren eigenh. Briefen wohl an dessen Gemahlin Odile de Richelieu.
Ca. 1903-1922. BEDEUTENDES KONVOLUT VON PROUST-BRIEFEN

1. 8 beschriebene Seiten auf 4 Blatt. Adresse: 4 rue de Courcelles. Datum: Lundi Die im Brief erwähnte Novelle "Un Anglican" war, neben "Monsieur Tarcet", die erste literarische Veröffentlichung Gabriel de La Rochefoucaulds; sie erschien 1901 in der Zeitschrift Revue mondiale (und später wieder in einem Erzählband von 1920). Da das Briefpapier nicht mit Trauerrand versehen ist, muss der vorliegende Brief vor November 1903 (als Prousts Vater starb) geschrieben worden sein. Die Freundschaft zwischen Gabriel de La Rochefoucauld und Proust entwickelte sich (nach dem Dictionnaire Marcel Proust, S. 546) in diesem Jahr; die Briefansprache "Cher Monsieur" weist darauf hin, dass es sich hier um den ältesten Brief des Konvoluts handelt und er zu einem Zeitpunkt geschrieben wurde, als sich die beiden erst flüchtig kannten; wahrscheinlich noch im Jahr der Veröffentlichung der Novelle 1901, spätestens in der ersten Hälfte 1903. Der Eingang des Briefs weist darauf hin, dass sich die beiden im Salon getroffen und Proust ihm nichts über die Novelle "Un Anglican" hatte sagen können, weil er sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht gelesen hatte. Diese Kritik wird nun nachgeholt und die Novelle in höchsten Tönen gelobt; sie sei ihm als etwas "tout à fait remarquable" erschienen. "(Hippolyte) Taine croyait légitimer l'Art, ou au moins le fonder en esprit et en vérité, s'il lui donnait un rôle en quelque sorte de franc tireur de la Science, considérait un beau roman la Chartreuse de Parme par exemple, comme une monographie scientifique, une description ethnologique de "Un Italien". Si, systématiquement, son idée était fausse, elle était vraie en fait. Et je suis sûr qu'il eut aimé en "Un Anglican" ce que, sans adhérer pour cela à son esthétique (celle de Taine) ce que j'y admire infiniment, une étude pour ainsi dire triplement psychologique puisqu'elle porte à la fois sur une race, sur une secte, et plus largement sur l'humanité, dont bien des traits sont admirablement mis au jour dans votre nouvelle, sans que vous manquiez jamais de les revêtir de la forme particulière que leur assignant le lien si spécial où se passe le drame, le cadre ecclésiastique de la scène et le caractère particulier des personnages. Tant de vérité est dite dans une langue de vérité qui est d'une force simple, directe, précise et brève que je vous envie bien." 2. 4 Seiten. Wahrscheinlich 1904. Bedankt sich für die Glückwünsche seines Freundes, die er zurückgibt. Beklagt sich über sein Leiden, das ihm nur wenig Zeit lasse (rars moments), um zu denken - Zeit, die er ganz seinem Werk widme. Ausführungen zu seinem Augenleiden. 3. 3 Seiten. Ausführliche Beschreibung eines Diners. "Je voudrais que cette lettre peut vous donner la sensation d'une sauté de prolongement et d'éclis de votre causerie dans un cerveau militaire et un creue ami." 4. 2 Seiten. Bittet für den kommenden Tag, einen Montag, um ein abendliches Treffen, an einem Ort von La Rochefoucaulds Wahl; wenn es montags nicht gehe, auch dienstags. Im Postskriptum Lob eines Artikels über den Frieden von La Rochefoucauld, in dem dieser an einigen Stellen den "Grund berührt" (touché le fond) habe. 5. 6 Seiten. Wahrscheinlich 1904, als Antwort auf den Dankesbrief für die Zusendung von Prousts Übersetzung der "Bible d'Amiens". "Et je vais vous dire pourquoi je suis touché. Vous êtes une des personnes à qui il m'était le plus desagréable d'envoyer cette petite traduction. Car il n'y a personne à qui le caractère du livre, et surtout de la préface, pût être plus antipathique. Vous aimez la couleur; elle ne vous conflit pas, vous aimez la lumière. Vous aimez marcher au grand jour, voir et savoir où vous allez, et pourquoi vous y allez. Bien que votre esprit philosophique n'aime les restes …, mais vous les aimez ensoleillés et précis. Plus que tout vous aimez la force et la vie...". 6. 10 Seiten, ohne Adresse, Datum: Vendredi soir. Dieser Brief wurde von Gabriel de La Rochefoucauld selbst publiziert, in der Zeitschrift Gringoire, 5. März 1937, S. 5 und 14. Correspondance, Bd. IV (1904), Nr. 176, S. 332-334. Eine zu diesem Zweck erstellte handschriftliche Transkription liegt bei. Ph. Kolb datiert den Brief, aufgrund des darin erwähnten, zu diesem Zeitpunkt noch unveröffentlichten Romans Gabriel de La Rochefoucaulds, auf die letzten Monate 1904. Der Brief wird häufig zitiert und hat in der Forschung deshalb starke Beachtung gefunden, weil es sich (nach Carter, Marcel Proust: A Life, S. 384) um das direkteste Zeugnis handelt, in dem sich Proust über seine Erfahrung mit Liebe und Eifersucht äussert. Insgesamt geht es dem Brief um eine Kritik des Romans "L'Amant et le Médecin"; die Verbesserungsvorschläge Prousts hat Gabriel de La Rochefoucauld für die Endfassung teilweise berücksichtigt. 7. 5 Seiten. Adresse: 8 bis rue Laurent Pichar. Ohne Datum (1919). Widmungsbrief für das beiliegende Exemplar von "Pastiches et Mélanges". Siehe unsere Katalognummer 573. - "Ces deux mots, écrits au milieu de crises très douloureuses et qui font pour moi d'une lettre tout un cahraire ont ce seul but. Peut'être avez-vous appris (peut'être pas) que j'ai fait paraître dernièrement deux livres." 8. 4 Seiten. Adresse: 44 rue Hamelin ("adresse un peu confidentielle et d'ailleurs proustoire"). Datum: vor 1920, da der Vater von Gabriel erwähnt wird Bedankt sich für den Brief, der ihn so berührt hat, dass er es nicht beschreiben kann. Die Freundschaft zu Gabriel und zu seiner Frau sei ihm so wertvoll, dass die Erinnerung an sie ihn im Innersten berühre. Wegen seines "entsetzlichen Gesundheitszustands" könne er für die Einladung am 1. Juni nicht zusagen, er werde sich aber, wenn er einen der seltenen Abende erlebe, an denen dies möglich sei, später zur Musik hinzugesellen. Offensichtlich hat ihm Gabriel in seinem Brief von einer Person erzählt, die Proust in lobender Weise erwähnt hat - wohl hat sie gesagt, dass sie die 100 Stunden, die sie mit den Büchern von Proust verbracht hat, genossen habe, denn Proust schreibt, das man "weit mehr als 100" Stunden verliere. Das Kompliment bedeute für ihn aber auch ein Vergnügen, wie alles, das ihn an Gabriel und Madame erinnere. 9. 12 Seiten, ohne Adresse und Datum Wahrscheinlich 1919, als das im Brief erwähnte Buch "À l'ombre des jeunes filles en fleur" herauskam, und Gabriels Vater, der gegrüsst wird, noch lebte. Proust schreibt drei Tage nach einem Besuch bei Madame de La Rochefoucauld, wo er diniert und Musik gehört (aber Gabriel nicht getroffen hat). Die letzten drei Tage habe er mit den "wiedergefundenen Blättern" verbracht, die Gabriel geschrieben habe und die ihm zum Teil unbekannt gewesen seien. Seine Augen seien durch die Lektüre zwar ermüdet worden, aber das bewundernswürdige Licht und die verschiedenen Bilder des Textes hätten ihn dafür entschädigt. Er bedauert das vorübergehende Augenleiden, an dem Gabriel laboriere und das niemand besser mitempfinden könne als er selbst. Aber doch auch in diesem Zustand beneide er seinen Freund, denn: "Les yeux sont las me dis-je, mais il a enfermé pour toujours dans sa mémoire visuelle les plus beaux paysages, il a connu toutes les lumières, tous les reflets de chaque pays, pendant que moi j'ai vécu dans un chambre noir"." Gabriel bezeichnet er deshalb als "maître d'éclairage". Er beschreibe das gleiche Thema, das Proust in seinem gerade gedruckten Buch "À l'ombre des jeunes filles en fleur" beschäftigt habe, aber schöner und besser, die Beziehung zwischen Begehren und Suizid (wobei in "A l'ombre" weniger der Suizid als die Indifferenz gegenüber dem Tod die Lust hervorrufe.) Schliesst mit der Bemerkung, dass er, wenn es ihm besser ginge, sich Gabriel als guter Sekretär und heimlicher Mitarbeiter andienen würde; und dass er sich fühle wie vor zwanzig Jahren. 10. 11 Seiten. Adresse: 44 rue Hamelin. Datum (in Bleistift, nicht von Proust): 18. Mai 1922 Adressat: die Marquise de Richelieu, die Frau Gabriels de La Rochefoucaulds, was sich aus dem Satz ergibt, S. 5: "Vous me direz que si Gabriel est le fils de Monsieur de La Rochefoucauld, vous 'êtes, vous aussi, sa fille. Tout de même ce n'est pas la même chose. Aimée comme une fille, dévoué comme une fille, vous avez été adoptée par lui, vous n'êtes pas née de lui." Teile aus diesem Brief hat Gabriel de La Rochefoucauld in der Nouvelle Revue Française veröffentlicht, ohne zu erwähnen, dass der Brief nicht an ihn gerichtet war, und mit Lücken, die ihn und die La Rochefoucaulds betreffen. Dieses Fragment hat in der Edition der Correspondance Eingang gefunden, Bd. XXI (1922), S. 210-211. Inhalt: In diesem Brief reagiert Proust, wie er wiederholt sagt, in sehr schlechtem gesundheitlichem Zustand (es ist sein Todesjahr), der ihm kaum die Möglichkeit lasse, ein Buch zu signieren, auf das "hässliche Gerücht", dass er in der Recherche ein abstossendes Porträt des Vaters von


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