Don't have an account yet?

Click here to register »


I am already registered - Login:




Lot 1061* - A162 Furniture, Porcelain & Decoration - Thursday, 20. September 2012, 10.00 AM

BUREAU CABINET "A FLEURS",Louis XV, follower of A. ROENTGEN (Abraham Roentgen, 1711-1793) and his workshop, stamped I.G. BARTHEL NEUWIED, circa 1765/75. Rosewood, tulipwood and partly dyed precious woods with exceptionally fine inlays on all sides. Hinged writing surface lined inside with red, gold-stamped leather above commode lower section with 4 drawers in 3 rows. Fitted interior with 2 large central compartments flanked on each side by 2 drawers below compartment. Exceptionally rich gilt bronze mounts and brass applications. 110x53x(open 70)x107 cm. Provenance: - Private collection, Germany. - P. Mühlbauer, Germany. - From a European private collection. The bureau cabinet offered here is illustrated in: H. Huth, Roentgen Furniture, London/New York 1974 (fig. 234), in: J.M. Greber, Abraham und David Roentgen - Moebel fuer Europa, Starnberg 1980; II, pp. 150f. (fig. 290-293) and in: D. Fabian, Roentgenmoebel aus Newied, Bad Neustadt 1986; 265/268. With a detailed expertise by Dr. C. Cornet, Munich 2012.

Louis XV, Nachfolger von A. ROENTGEN (Abraham Roentgen, 1711-1793) und seiner Werkstatt, sign. I.G. BARTHEL NEUWIED, um 1765/75.
Palisander, Rosenholz und teils gefärbte Edelhölzer allseitig ausserordentlich fein eingelegt mit Rosenblüten, Früchten, exotischen Vögeln, Insekten, Kartuschen und Zierfries. Rechteckiger, allseitig bombierter Korpus mit vorstehenden vorderen Eckstollen auf bogenförmig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen. Schräge, aufklappbare und innen mit rotem, goldgepresstem Leder bezogene Schreibplatte über gebauchtem Kommodenunterteil mit 4 Schubladen auf 3 Reihen. Inneneinteilung mit 2 grossen Zentralfächern, flankiert von je 2 Schubladen unter Fach. Ausserordentlich reiche, vergoldete Bronzebeschläge und Messingapplikationen. 110x53x(offen 70)x107 cm.

Provenienz: - Privatsammlung, Deutschland. - P. Mühlbauer, Deutschland. - Aus einer europäischen Privatsammlung. Die hier angebotene Schreibkommode ist abgebildet in: H. Huth, Roentgen Furniture, London/New York 1974 (Abb. 234), in: J.M. Greber, Abraham und David Roentgen - Möbel für Europa, Starnberg 1980; II, S. 150f. (Abb. 290-293) und in: D. Fabian, Roentgenmöbel aus Newied, Bad Neustadt 1986; 265/268. Mit ausführlichem Gutachten von Dr. C. Cornet, München 2012, in dem Folgendes erläutert wird: "Bislang galt das Möbel stets als das Werk eines Roentgenschülers und die Inschrift als Meistersignatur. Allerdings liess sich Johann Georg Barthel in keiner Gesellenliste der Roentgenwerkstatt nachweisen. Vielmehr erscheint er um 1771 in den Listen des sog. "Nahrungsabschlag" (der Geldabgabe auf das gewerbliche Einkommen) als Brauer und Handelsmann. Diese frühe Erwähnung Barthels mit einer anderen Berufsbezeichnung lässt es fraglich erscheinen, ob Barthel tatsächlich dieses Möbel gefertigt haben kann. Um der Frage nachzugehen, was es nun mit dieser Inschrift und der Herkunft des Möbels auf sich hat, ist es angebracht, sich mit der Person Johann Georg Barthels, soweit dies die Aktenlage bislang zulässt, zu beschäftigen. Er wurde am 8. 6. 1737 als Sohn des Wiedischen Hofschreiners Johann Philipp Barthel (geb. 1699, gest. vor 1771) geboren. Die nächste Nachricht betrifft die Lieferung einer Schreibkommode an den Erbgrafen zu Wied in Jahr 1764, von welcher die Rechnung erhalten ist: "Vor Ihro hochgräfflichen genaden allergnädigsten Erbgraffen habe ein Schreib Commod verfertiget laut wort? 45 ist zu dank bezahlen. Underthänigster Johann Georg Barthell Neuwied den 28 febr. 1764" Der Verbleib und das Aussehen dieses Möbels sind unbekannt. Diese Rechnung weist Barthel als Hersteller des Möbels aus, es ist demnach gesichert, dass er 1764 Schreinermeister war, denn aus zunftrechtlichen Gründen hätte ein Geselle keine Möbel auf eigene Rechnung fertigen und verkaufen dürfen. Barthel entstammte einer Schreinerfamilie und hatte also auch selbst diesen Beruf erlernt. Es ist nicht allein sein Vater Johann Philipp als Hofschreiner bekannt, ausser ihm sind noch Johann Heinrich Barthel (1697 Kanzleidiener, später Schreinermeister gest. vor 1733), Friedrich Barthel, (Schreinermeister, geb. 1697, 1726 Neubürger in Neuwied, gest. 1761, Sohn des Kanzleidieners Heinrich Barthel), Johann Christian Ludwig Barthel (Schreinermeister, Heirat 1733, wohl identisch mit Christian Barthel, Schreinermeister, der um 1750 genannt ist) und schliesslich noch ein Friedrich Barthel (Bierbrauer, der 1750 in der Kirchstrasse, im gleichen Haus wie Johann Georg Barthel wohnte; seine Witwe lebte später ebenfalls noch dort; vermutlich ist der Brauer Friedrich Barthel identisch mit dem (ehemaligen?) Schreinermeister Friedrich Barthel) bekannt. Johann Georg Barthel heiratete 1771 Katharina Elisabeth Menniger bzw. Mennicke (gest. am 29. 11. 1805) - im selben Jahr, in welchem er in den städtischen Akten, im oben genannten "Nahrungsabschlag" und in der Liste der Neuwieder "Stadtvisitation" als "Handelsmann, Bierbrauer, und Branntweinbrenner" genannt ist. Zu dieser Zeit besitzt er bereits 2 Häuser in der Kirchstrasse, wovon er eines, die Nr. 16, bewohnt. Bis 1781 ist Barthel als "Reformierter" von "Profession Handelsmann" in den Akten verzeichnet. Er hatte wohl vor 1771 den Beruf gewechselt, möglicherweise auf Anregung Friedrich Barthels (s. o.), der wohl schon vor ihm den gleichen Weg beschritten hatte; er ist 1726 als Neubürger in Neuwied als Schreinermeister, und 1750 wohnhaft in der Kirchstrasse als Bierbrauer registriert. Er bewohnte das gleiche Haus wie Johann Georg Barthel, und dieser benannte seinen ersten Sohn Johann Friedrich wohl nach ihm. Damit wäre Johann Georg Barthel nicht der einzige in der Familie, der sich vom Schreinerberuf ab- und dem des Brauers zugewandt hätte. Er starb 1805; zu dieser Zeit hatte er schliesslich das Amt des "amtsführender Bürgermeisters" errungen. Er erscheint ausserdem auf der Liste der Mitglieder des Illuminatenordens: "Barthel, Joh. Georg; Kaufmann in Neuwied [Bunder]". Zur Klärung der Frage, ob Johann Georg Barthel dieses Möbel verfertigt haben könnte, ist es nützlich zu versuchen, seinen Lebensweg zu rekonstruieren: Er hat eine Lehre im Schreinerberuf absolviert, dies müsste in den Jahren um 1750/55, als er zwischen 13 und 18 Jahre zählte, erfolgt sein. Die Gesellenzeit könnte 1755/60 liegen, im Alter von ca. 18-23 Jahren. Nachdem er 1664 eine Kommode gefertigt hat, wie die Rechnung für den Erbgrafen ausweist, ist er um diese Zeit, mit 27 Jahren, bereits Meister gewesen. Das mögliche Zeitfenster für eine Anstellung in der Roentgenmanufaktur liegt demnach zwischen 1755 und vor 1764, denn es ist nicht anzunehmen, dass er als Mitarbeiter der Roentgenmanufaktur ein Möbel an den Wiedischen Hof auf eigene Rechnung geliefert haben könnte. Die Möbel mit Blumenmarketerien der Roentgenmanufaktur sind zwischen 1765 und 1769 zu datieren, und hier kommen Zweifel auf, ob Barthel, selbst wenn er in der Manufaktur tätig gewesen wäre, diese Technik vor 1764 noch hätte gut erlernen können. Die Frage, ob das Möbel in der Roentgenwerkstatt selbst entstanden sein könnte, lässt sich zweifelsfrei durch die genauere Betrachtung des Möbels mit der Inschrift klären: Die Marketerien, die ja das Hauptelement des Vergleichs mit den Werken Abraham Roentgens sind, weichen in ihren Gravuren vom Duktus der Gravuren Abrahams ab, die Sägegravuren sind geradliniger und oft enger gesetzt als die von Roentgen. Auch die Schattierungstechnik bei den Stichelgravuren ist eine andere, indem an den Blatträndern kurze, gerade eng und vertikal zur Blattgrenze nach aussen gesetzte Linien die Konturen betonen. Ähnliche Linien können durchaus auch bei Abraham Roentgens Arbeiten auftreten, sie sind jedoch in der Regel geschweift und verleihen dadurch dem Blattwerk mehr Plastizität. Generell ist die Linienführung der Gravuren Roentgens weicher und geben den Blüten und Blättern eine natürlichere Erscheinung. Auch die Konstruktion des Möbels zeigt, dass es nicht in der Werkstatt Abraham Roentgens entstanden ist. Andererseits ist es offensichtlich, dass die Roentgenschen Arbeiten bei der Gestaltung und Marketerietechnik einen starken Einfluss ausgeübt haben. Will man in diesem Zusammenhang die Datierung dieses Schreibmöbels enger fassen, lohnt wieder ein Blick auf die Marketerie: An manchen Details ist bereits eine Tendenz zur kleinteiligen, ungravierten Marketerie zu beobachten - eine Technik, die erst in den späten 60er Jahren in der Manufaktur aufgekommen ist. Zum ersten Mal ist 1768, als David Roentgen die in eine Krise geratene Werkstatt durch eine Lotterie vor dem Bankrott rettete, im Lotterieplan davon die Rede. Der Schmetterling ähnelt denen auf dem Aufsatzschreibschrank von 1769/70 im Bayerischen Nationalmuseum. Auch dieses angenommene, spätere Entstehungsdatum der Schreibkommode lässt es unwahrscheinlich erscheinen, dass Barthel der Hersteller war. Bereits 1771 besass Barthel zwei Häuser und war, wie erwähnt, Handelsmann. In diesem Beruf konnte man sicherlich rascher zu einem Vermögen gelangen als in einem handwerklichen. Barthel hatte sich wohl bereits vor diesem Zeitpunkt bereits seiner neuen Tätigkeit gewidmet, sonst hätte er wohl so bald kein Haus erwerben können. Sein weiterer Lebensverlauf - er hatte es ja bis zum Bürgermeisteramt gebracht - lässt vermuten, dass er ein wohlhabender Mann war. Bei der auffälligen Inschrift an der Schreibkommode könnte es sich daher statt um eine Signatur um einen Besitzerverweis handeln. In diesem Fall hätte Barthel ein Möbel eines Roentgennachfolgers erworben, und dieses mit seinem Namen versehen lassen. Es ist überdies denkbar, dass dieses Möbel noch später als 1769/70 entstand, da es mit Sicherheit von einem Nachfolger bzw. Schüler Roentgens gefertigt wurde. Es hatte in der Manufaktur mehrere Gesellen gegeben, die um die Zeit der Krise bzw. der Lotterie dort gearbeitet haben. Der Meister wäre dann einer der nicht bekannten Roentgen-Mitarbeiter, die zwischen 1765 und 1769 die grosse Zahl von 114 unverkauften Möbeln im Wert von 14.212 Gulden produziert hatten, denen gegenüber ein Schuldenberg von insgesamt 7.623 Gulden stand. Es ist durchaus möglich, dass einer von ihnen nach der Trennung von der Roentgenmanufaktur noch längere Zeit an dem dort Erlernten festhielt und mit den neuesten Entwicklungen der Manufaktur nicht Schritt halten konnte. Barthel hätte das Möbel also auch nach 1771 erwerben können, als sich seine Vermögenslage noch verfestigt hatte. Im anderen Fall, nämlich dass Barthel tatsächlich das Möbel gefertigt hätte, stellt sich die Frage, wer ein teures Möbel mit der deutlich sichtbaren Signatur eines ansonsten nicht bekannten Meisters erwerben sollte? Dennoch ist diese Möglichkeit nicht ganz von der Hand zu weisen, denn es e


CHF 280 000 / 480 000 | (€ 288 660 / 494 850)

Sold for CHF 396 000 (including buyer’s premium)
All information is subject to change.