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Lot 1160* - A162 Furniture, Porcelain & Decoration - Thursday, 20. September 2012, 10.00 AM

SECRETAIRE "A ABATTANT",Louis XVI, stamped J.H. RIESENER (Jean-Henri Riesener, maitre 1768), Paris circa 1785/90. Shaped mahogany. The front with fall-front writing surface, lined with gold-stamped black leather, between top drawer and compartment with double doors. Fitted interior with large central compartment, flanked on each side with 3 drawers below 3 large compartments in 2 rows. 1 large drawer in the lower compartment. 2 secret drawers. Fine, matte and polished gilt bronze mounts and applications. "Campan" top. 100x43x(open 84)x143 cm.

Louis XVI, sign. J.H. RIESENER (Jean-Henri Riesener, Meister 1768), Paris um 1785/90.
Mahagoni profiliert. Rechteckiger Korpus mit abgerundeten und profilierten vorderen Eckstollen auf bogenförmig abschliessender Zarge mit Winkelfüssen. Abklappbares, innen mit schwarzem, goldgepresstem Leder bezogenes Blatt zwischen Kopfschublade und Fach mit Doppeltüre. Inneneinteilung mit grossem Zentralfach, flankiert von je 3 Schubladen unter 3 grossen Fächern auf 2 Reihen. Im unteren Fach 1 grosse Schublade. 2 Geheimschubladen. Feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und -applikationen. Profilierte "Campan"-Platte. 100x43x(offen 84)x143 cm.

Provenienz: Aus einer französischen Sammlung. J.H. Riesener wurde 1734 in Gladbeck (Westfalen) als Sohn eines Stuhlschreiners geboren. Schon als junger Mann, etwa um 1754, siedelte er nach Paris über und wurde Lehrling bei Jean-François Oeben, der im "Arsenal" eine Werkstatt führte. Als Oeben 1763 starb, gehörte J.H. Riesener bereits zu den wichtigsten Mitarbeitern des Betriebes; ab 1765 leitete er die Firma für Oebens Witwe, bis er 1768 selbst Meister wurde. Die Möbel der Produktionsjahre 1763 bis 1768 trugen also den Stempel von J.F. Oeben, wurden allerdings allesamt von J.H. Riesener und seinen Gehilfen hergestellt. Oeben hinterliess bei seinem Tod eine Menge gerade erst begonnener Stücke, die dann von Riesener fertiggestellt wurden. Das wohl berühmteste Beispiel ist das "bureau cylindre du Roi", an dem Oeben 1760 hatte angefangen zu arbeiten und das 1769, nach jahrelangen Überlegungen, von J.H. Riesener beendet und gestempelt wurde. 1767 heiratete J.H. Riesener Oebens Witwe und übernahm Werkstatt und Räumlichkeiten im "Arsenal", wo er länger als dreissig Jahre wohnte und arbeitete. Das "Arsenal" war ein privilegierter Bezirk, der die Handwerker vor den restriktiven Zunftbestimmungen schützte, wie zum Beispiel vor dem Verbot, in der eigenen Werkstatt Bronzeornamente zu giessen und zu ziselieren. Durch die Hochzeit mit der Oeben-Witwe trat Riesener in die grösste Pariser Ebenistendynastie der Epoche ein, denn er heiratete die Schwester von Roger Vandercruse (RVRC/Lacroix), die ihrerseits durch ihre erste Ehe Schwägerin von Simon Oeben und Martin Carlin geworden war, der seinerseits eine der Schwestern Oebens geheiratet hatte. Nach Oebens Tod verschlechterte sich der Gang der Geschäfte drastisch; 1764 starb Madame de Pompadour, die zu den wichtigsten Kundinnen der Werkstatt gehört hatte. Doch Riesener konnte die königliche Klientel bald zurückgewinnen, vor allem, nachdem G. Joubert 1774 im Alter von 85 Jahren seinen Titel "ébéniste du Roi" offiziell an J.H. Riesener abgetreten hatte. 1774 bis 1784 lieferte Riesener dem königlichen Hof Möbel für einen Gesamtbetrag von 938000 Livres, jährlich etwa doppelt soviel wie sein Vorgänger G. Joubert. Nach der Geburt der "Dauphine" lieferte Riesener der Königin ausgefallene Luxusmöbel mit immer neuen Erfindungen und aus kostbaren Materialien, mit Japan-Lack, Perlmutt und feinsten Marketerien, verziert mit reich vergoldeten und ziselierten Bronzeornamenten. Als der "Garde-Meuble Royal" 1784 Thierry de Ville d'Avray als neuen Leiter einsetzte und begann, sich völlig neu zu organisieren, setzte J.H. Rieseners Niedergang ein. Es wurden neue Ordnungssysteme und Etikettierungen angelegt, Ordnung und Sparsamkeit waren die neuen Devisen, und Riesener musste, aus ökonomischen Gründen, dem jungen Guillaume Bennemann weichen. Die 1789 beginnende Revolution setzte der beruflichen Laufbahn Rieseners endgültig ein Ende. Während der Revolutionsverkäufe von königlichen Möbelbeständen erwarb Riesener etliche seiner eigenen Werke zurück, in der Hoffnung, sie mit Gewinn wieder verkaufen zu können, wenn sich die Situation beruhigt hätte. Doch die Kundschaft war danach in der Tat nicht mehr vorhanden, und Riesener war durch die desolate finanzielle Lage gezwungen, seine Möbel öffentlich zu verkaufen und die Räumlichkeiten im Arsenal zu verlassen. Er zog zu seinem Sohn in die Rue Saint-Honoré, wo er 1806 starb. Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 693-717 (biogr. Angaben). J. Nicolay, L'art et la manière des maîtres ébénistes français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 394 (biogr. Angaben). A. Pradère, Die Kunst des französischen Möbels, München o.J.; S. 371-387 (biogr. Angaben).


CHF 24 000 / 36 000 | (€ 24 740 / 37 110)

Sold for CHF 24 000 (including buyer’s premium)
All information is subject to change.