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Lot 1078 - A170 Furniture, Porcelain & Decoration - Thursday, 18. September 2014, 10.00 AM

IMPORTANT BUREAU-PLAT OF THE MARQUIS DE NICOLAY "AUX TETES DE SATYRE",Regency, by A.C. BOULLE (André Charles Boulle, 1643-1732), Paris ca. 1720. Ebony and red/brown tortoise shell, exceptionally finely inlaid with engraved brass fillets in "première-partie"; flowers, cartouches and leaves. Rectangular top etched in bronze and lined with gold-stamped leather. Front with broad retracted central drawer, flanked by 1 drawer on each side, and the same but sham arrangement verso, with the exception of the central mascaron of the bust of Democritus. Exceptionally opulent matte and polished gilt brass mounts. Old restorations, so-called "restaurations d'usage". 195x98x80 cm. Provenance: - Family Malon de Bercy or family de Nicolay, in the 18th century. - Léon, Marquis de Nicolay (1801-1873). - Remained in possession of the same family by inheritance, presently in a castle collection, Suisse romande. With detailed opinion by J.D. Augarde, S.C.P. Jean Ronfort, Paris, 25 July 2014.

Régence, von A.C. BOULLE (André Charles Boulle, 1643-1732), Paris um 1720.
Ebenholz und rot/braunes Schildpatt ausserordentlich fein eingelegt mit gravierten Messingfilets in "première-partie"; Blumen, Kartuschen und Blätter. Rechteckiges, vorstehendes, mit schwarzem, goldgepresstem Leder bezogenes und in profiliertem Bronzestab gefasstes Blatt auf wellig ausgeschnittener Zarge mit markant geschweiften Beinen. Front mit breiter und eingezogener Zentralschublade, flankiert von je 1 Schublade. Gleiche, jedoch blinde Einteilung auf der Rückseite, mit Ausnahme des zentralen Maskarons in Form einer Demokrit-Büste. Ausserordentlich reiche, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und -applikationen in Form von Satyrbüsten, Maskarons, Blattwerk und Zierfries. Alte Restaurierungen, sog. "restaurations d'usage". 195x98x80 cm.

Provenienz: - In Auftrag gegeben von Charles Henry de Malon der Bercy (1678-1742) für den Pariser Palast. - Familie Malon de Bercy oder Familie de Nicolay im 18. Jahrhundert. - Léon, Marquis de Nicolay (1801-1873). - Durch Erbschaft in gleichem Familienbesitz und heute in Westschweizer Schlossbesitz. Mit ausführlichem Gutachten von J.D. Augarde, S.C.P. Jean Ronfort, Paris, 25. Juli 2014. "Annoncer des ouvrages de Boule, c'est citer les Meubles des plus belles formes & de la plus grande richesse, par les matières précieuses qui les composent, par la perfection des modèles de bronze et la beauté de la dorure ; rien jusqu'à présent n'a remplacé ce genre de meubles, & ce n'est qu'en s'en rapprochant que l'on obtiendra les suffrages du temps & de la postérité. L'on connaît le caractère de magnificence qu'il donne aux cabinets de curiosités où il occupe toujours les premières places." Jean-Baptiste-Pierre Lebrun, 1809. Das obige Zitat gilt bis heute. Die Möbel und Werke von A.C. Boulle gehören zur "histoire universelle", und alle Museen, von Russland zu den Vereinigten Staaten von Amerika, stellen diese Meisterwerke mit grösstem Stolz aus. Als der Prinz von Lichtenstein sein Museum in Wien eröffnete, merkte er - trotz stupender Sammlung -, dass wesentliche "Perlen" fehlten; so erwarb er in der Wildenstein-Auktion von 2005 einen Halbschrank von A.C. Boulle und etwas später ein Bureau-Plat "aux têtes de femme" des Meisters aus den Sammlungen des Earl of Grey. Von allen Möbeln von A.C. Boulle sind die Bureau-Plats diejenigen, welche am wenigsten Veränderungen und Zerstörungen unterworfen waren. Die Werke des Meisters wurden sehr früh gesammelt - bereits kurz nach seinem Tod gehörten sie zu den gesuchtesten "Rarissima" der grossen Sammler. Die Werke wurden oftmals von Generation zu Generation als wertvolles Gut weitervererbt. Obwohl die Werke als typische Arbeiten in der Ästhetik des Louis XIV wahrgenommen wurden, waren sie zugleich als zeitlose Meisterwerke und Symbol von Geschmack und Reichtum. Die Bureau-Plats galten diesbezüglich einzigartig, weil sie immer im Gebrauch waren und heute noch sind. Das Aufzählen von Eigentümern von Bureau-Plats aus der Werkstatt des A.C. Boulle erweist sich als sehr ergiebiges Unterfangen; zum einen die Familienmitglieder von König Louis XIV, König Philipp V. von Spanien, der Prince de Condé, Mitglieder der Haute Noblesse der französischen Metropole, Kardinal-Prinz von Rohan, der Graf von Hoym, Minister von August des Starken, die reichen Financiers S. Bernard, die "fermiers généraux" E. Perrinet, die Minister von Louis XV, der Duc de Praslin, der Abt und "contrôleur Général des Finances" Terray, der Duc de la Vrillère, Staatssekretär des Königs. Zugleich finden sich zahlreiche bildliche Darstellungen des 18. Jahrhunderts mit Bureau-Plats von A.C. Boulle; so stellte H. Rigaud bereits im Jahr 1702 P. Bossuet neben einem solchen Schreibmöbel mit "têtes de satyre" dar. Auch im 19. Jahrhundert findet sich ein von F. Winterhalter gefertigtes Portrait von Albert von Saxen-Coburg-Gotha, das ihn mit einem solchen Pult darstellt (heute Teil der königlichen Sammlungen in Windsor). Das Bureau-Plat, ein Arbeitstisch, welcher in der Mitte des Raumes platziert werden kann und auf 4 Beinen ruht, gehört in dieser Form zu den innovativen Erfindungen von A.C. Boulle; diese Form prägte die Produktion solcher Möbel durch das gesamte 18. und 19. Jahrhundert. Sie ist in die letzten Dezennien des 17. Jahrhunderts zu datieren, wie das oben erwähnte Portrait von Bossuet aus dem Jahre 1702 belegt. Das hier angebotene Möbel war nicht nur eine Innovation in seiner Funktion, sondern vor allem auch in seiner Ästhetik. Man beachte die markanten und ausserordentlich stark geschweiften Beine - von den Zeitgenossen als "jambes de biches" genannt -, welche dem imposanten Möbel eine bis anhin nicht gekannte "Leichtigkeit" verleihen. Für viele Jahre war A.C. Boulle der einzige, der diese Art Schreibtische fertigte, die bereits damals zu den teuersten und beliebtesten Möbeln gehörten. Die Quellenlage erlaubt keine präzise Angabe für das Volumen dieser Produktion, jedoch finden sich in einigen Inventaren Hinweise hierzu. Im Jahre 1720, nachdem ein Brand einen grossen Teil seiner Werkstatt und des Inhaltes zerstörte, werden in einer "Mémoire" fünf in Auftrag bearbeitete Bureau-Plats "de cinq à six pieds de long de marqueterie d'écaille de tortue… très avancés" erwähnt sowie 12 weitere, die noch ohne spezifischen Auftrag verschieden weit gefertigt waren. Alle diese Möbel wurden durch besagten Brand zerstört. Diese Zahlenangaben geben wichtige Hinweise über die Arbeitsmethode von A.C. Boulle und seiner Werkstatt. Zum einen fällt auf, dass er ein Modell zeitgleich mehrfach ausführen liess - ein Beleg für den immensen Erfolg seiner Werke. A.C. Boulle führte ein florierendes Atelier. Es ist deshalb undenkbar, dass er, um 1720, mit 78 Jahren selber zeitgleich an 17 Bureau-Plats arbeitete. Dies offenbart, wie Jean Nérée Ronfort belegen konnte, das Konzept und die Arbeitsweise des Meisters; er entwarf die innovativen Möbel, suchte nach neuen Materialien und liess die bedeutendsten Handwerker und Künstler seiner Epoche für die Umsetzung daran arbeiten. Zugleich hatte er die gesamte Kontrolle über die Produktion und garantierte so eine "unité de production". Die Tatsache einer zeitgleichen Produktion mehrerer, teils identischer Möbel ist diesbezüglich wichtig, jedoch muss unterschieden werden zwischen den offiziellen Auftragsarbeiten und solchen, die es (noch) nicht waren. Die Herstellung solcher Luxusmöbel erforderte viel Zeit; es kam zu markanten Verspätungen - was zuweilen zur Stornierung gewisser Aufträge führte. So gab es grosse Konflikte mit Hébert, der 1723 mehrere Kommoden in Auftrag gab, diese jedoch nicht termingerecht erhielt, weil A.C: Boulle an einem hochbedeutenden Deckenleuchter für den Prinz Eugen von Savoyen arbeitete, der später vom Comte de Hoym erworben wurde. Dieser Sachverhalt führte A.C. Boulle dazu, seine Produktion zu "rationalisieren". Die Möbel, allen voran die Bureau-Plats, waren in einem eigentlichen "Rohzustand", oder wie es die Quelle von 1720 für die 12 Schreibmöbel festhielt, "plus ou moins avancés". Das bedeutet, dass die Möbel in ihrer Grundstruktur vorhanden waren, jedoch nur teilweise markettiert und ohne die Bronzebeschläge versehen. So war es A.C. Boulle möglich, die Kundenwünsche jeweils im Detail anzupassen, Adaptationen anzubringen und in einer relativ kurzen Zeit die Möbel fertigzustellen. Zudem erlaubte ihm diese Methode, seine Werkstatt dauerhaft mit Arbeit zu beschäftigen. Diese Organisation der Arbeit findet sich auch bei anderen Meistern der Epoche. Der Händler E.F. Gersaint war diesbezüglich auf noch höherer Skala tätig: "Le client pouvait entrer dans la boutique de Gersaint et composer lui-même son meuble; par exemple, pour une table, choisir les pieds - sculptés ou non - un dessus de marbre, et éventuellement des sabots de bronze. Il pouvait ainsi accorder le meuble avec ce qu'il possédait déjà chez lui. Il faut souligner la variété et surtout l'importance numérique des meubles volontairement inachevés, ce qui offrait à l'acheteur une grande liberté." (Glorieux 2002). Die Einordnung der grossen Bureau-Plats mit 4 Beinen von A.C. Boulle lässt sich in drei Kategorien einteilen: diejenigen mit " têtes de satyre", welche er seit 1690 in diversen Abweichungen fertigte, jene mit eingerollten Eckbronzen sowie jene mit "têtes de femme", welche in verschiedenen, leicht unterschiedlichen Ausführungen und "modelli" bekannt sind. Die Bureau-Plats mit "têtes de satyre" stellen die grösste Gruppe dar. Hier lassen sich, ohne auf Details der Restaurierungen und Veränderungen einzugehen, folgende Bureau-Plats aufzählen: jenes in den königlichen Sammlungen in Windsor, im Kunstmuseums von Budapest, in der Wallace Collection in London, im J. Paul Getty Museum in Los Angeles, in der Frick-Collection und schliesslich das Bureau-Plat des Museum of Art in New York. An ihnen lässt sich die Entwicklung dieses Typus chronologisch nachvollziehen. Dem gegenüber stehen die zwei Bureau-Plats aus den Sammlungen des Musée du Louvre in Paris (Inventarnr. OA 6166 und OA 6363), welche zwar ebenfalls "têtes de satyre" aufweisen, diese jedoch später angebracht wurden, um die eingerollten Eckbronzen zu ersetzen. Das Bureau-Plat der Marquis de Nicolay Das hier angebotene Bureau-Plat gehört zur letzten Generation des Meisters und ist charakterisiert durch die markanten, kräftigen Beine - dies im Gegensatz zu den zeitgleich entstandenen Bureau-Plats "à têtes de femmes" aus der Sammlung des Prince de Condé (siehe Ausstellungskatalog Frankfurt, Nr. 20) oder das Gegenstück in "contre-partie" aus der Sammlung von Machault d'Arno


CHF 1 500 000 / 2 500 000 | (€ 1 546 390 / 2 577 320)

Sold for CHF 3 010 000 (including buyer’s premium)
All information is subject to change.