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Lot 1040* - A170 Furniture, Porcelain & Decoration - Thursday, 18. September 2014, 10.00 AM

IMPORTANT PAINTED COMMODE, Louis XV, probably after designs by F. CUVILLIES (François Cuvilliés, Soignies 1697-1768 Munich), from a Munich imperial workshop, ca. 1760. Poplar, exceptionally richly carved with shells, cartouches, leaves, paws and ornamental frieze and painted white and partially gilt. Gilt bronze mounts and drop handles. Paint restored. 165x61.5x92.5 cm. Provenance: From a European collection.

Louis XV, wohl nach Vorlagen von F. CUVILLIES (François Cuvilliés, Soignies 1697-1768 München), aus einer Münchner Hofwerkstatt, um 1760.
Pappelholz ausserordentlich reich beschnitzt mit Muscheln, Kartuschen, Blattwerk, Girlanden, Tatzen und Zierfries sowie weiss gefasst und teils vergoldet. Geschweifter, trapezförmiger Korpus mit vorstehendem und randprofiliertem Blatt "en faux marbre" und markant vorstehenden Eckstollen auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen auf Ball- und Klauenfüssen. Geschweifte Front mit 3 Schubladen. Vergoldete Bronzebeschläge und -hänger. Fassung restauriert. 165x61,5x92,5 cm.

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung. Die Kunst am Bayerischen Hof unter Kurfürst Max Emanuel und später Karl Albrecht war stark von der Pariser Ausstattungskunst beeinflusst. Einer der wichtigsten Hofkünstler dieser Epoche war F. Cuvilliés d. Ä., der bereits im frühen 18. Jahrhundert am bayerischen Hof tätig war und nach einem ersten Studienaufenthalt in Frankreich 1720-1724 den Rocaillenstil in Bayern einführte. Zu dem stark von ihm geprägten bayerischen höfischen Möbelstil dieser Zeit gehörten auch gefasste Möbel, in hellen, kühlen Pastellfarben, darunter auch gebrochenes Weiss. Die Schnitzereien waren vergoldet und traten zum Teil stark aus der Fläche. Nach französischem Vorbild besassen die Kommoden einen trapezförmigen Grundriss. Als Vergleichsbeispiel sei ein Kommodenpaar genannt, welches aus dem höfischen Bereich stammt und heute im J. Paul Getty Museum aufbewahrt wird. Der Vergleich der Formen und der Behandlung des Ornaments zeigt die Gemeinsamkeiten zu der hier angebotenen Kommode auf: Beide Möbel sind zweischübig, mit jeweils dreiteiliger Gliederung der Front, mit zwei Kartuschen mit Rocaillen an den äusseren Schmalseiten, und einer Mittelkartusche um das Schlüsselschild. Bei den Kommoden des Getty Museums bestehen diese Lisenen aus vergoldeten, frei vor der Fläche und über Eck stehenden figürlichen Schnitzereien. Im 18. Jahrhundert sind oft malerische Mittel am Möbel zur Imitation der unterschiedlichsten Materialien oder Dekorationstechniken, wie edles Holz, Marketerien, Stein oder Schildpatt, mit oder ohne gemalte Messingeinlagen angewandt worden. Diese Materialillusion wurde keineswegs immer nur als das minderwertige Artifizielle gegenüber dem wertvollen Echten bewertet, sondern sie hatte als "künstliche" Malerei durchaus ihren Eigenwert. Hier wird ein höfisches Möbel mit den typischen Mitteln der bedeutenden Münchner Werkstätten angeboten. Dies bezieht sich nicht allein auf die hervorragende Schnitzerei und Fassung, sondern auch auf die Beschläge; vor allem die Ziehgriffe der höfischen Münchner Möbel des 18. Jahrhunderts bestehen aus feuervergoldetem Bronze- oder Messingguss, welcher ein feststehendes Ornament ausbildet, das sich von der Fläche ablöst und zu ihr zurückkehrt. In der Hierarchie des Luxus der höfischen Möbel sind auch die höfisch-bayerischen Vorläuferstücke wie das genannte Kommodenpaar aus dem Getty Museum zum Teil bereits "Sparversionen" der französischen Möbel, indem man bei ihnen die teuren feuervergoldeten Bronzen durch polimentvergoldete Schnitzereien ersetzt hatte. Als Beispiel hierfür sind die vergoldeten, aufwändigen, figürlichen Kantenschnitzereien zu nennen, welche die französischen "espagnolettes" imitieren, die aus kostbaren vergoldeten Bronzegüssen bestanden. Das hier angebotene Möbel gehört somit zu einer Gruppe von Münchner Hofmöbeln, welche durch ihre kraftvolle, reiche Schnitzerei zu den bedeutendsten Erzeugnissen der Jahre um 1750/60 gehört. Weitere, vergleichbare Möbel finden sich in den Residenzen der bayerischen Kurfürsten, zum Beispiel ein Kommodenpaar in Schloss Nymphenburg oder diverse Kommoden in den Fürstenzimmern der Münchner Residenz. Lit.: B. Langer, Die Möbel der Schlösser Nymphenburg und Schleissheim, München 2000; S. 162 (mit Abb. einer analogen Kommode). Ibid., Die Möbel der Residenz München, München 1996; S. 206 (mit Abb. analoger Kommoden der Münchner Residenz). U. Schiessl, Rokokofassung und Materialillusion - Untersuchungen zur Polychromie sakralen Bildwerke im süddeutschen Rokoko, Mittenwald 1979. Ch. Bremer-David et al., Masterpieces of the J. Paul Getty Museum, Decorative Arts - The J. Paul Getty Museum, Los Angeles 1997: S. 37f. (das erwähnte Kommodenpaar des Getty Museums).


CHF 35 000 / 55 000 | (€ 36 080 / 56 700)

Sold for CHF 43 200 (including buyer’s premium)
All information is subject to change.