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Lot 1077* - A166 Furniture & Sculptures - Thursday, 19. September 2013, 10.00 AM

BUREAU PLAT "AUX MASCARONS" WITH BOULLE MARQUETRY,Regence, from a Paris master workshop, after designs by A.C. BOULLE (Andre Charles Boulle, 1642-1732), circa1710/20. Ebony and brown tortoiseshell with exceptionally fine inlays of brass fillets in "contre partie". Rectangular top lined with gold-stamped black leather and edged in bronze. The front with broad central drawer, flanked on each side by 1 drawer. Same, but sham arrangement verso. Exceptionally fine, matte and polished gilt bronze mounts and sabots. The marquetry and some bronzes supplemented. 181x87x78 cm. Provenance: from a French collection. Expertise by Cabinet Dillee, Guillaume Dillee / Simon Pierre Etienne, Paris 2013.

Régence, aus einer Pariser Meisterwerkstatt, nach Vorlagen von A.C. BOULLE (André Charles Boulle, 1642-1732), um 1710/20.
Ebenholz sowie braunes Schildpatt ausserordentlich fein eingelegt mit Messingfilets in "contre-partie"; Kartuschen, Blätter und Zierfries. Rechteckiges, vorstehendes, mit schwarzem, goldgepresstem Leder bezogenes und in profiliertem Bronzestab gefasstes Blatt auf wellig ausgeschnittener Zarge in "contour à l'arbalète" mit geschweiften Beinen. Front mit breiter Zentralschublade, flankiert von je 1 Schublade. Gleiche, jedoch blinde Einteilung auf der Rückseite. Ausserordentlich feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und -sabots. Die Marketerie und Teile der Bronzen ergänzt. 181x87x78 cm.

Provenienz: Aus einer französischen Sammlung. Expertisiert durch das Cabinet Dillée, Guillaume Dillée / Simon Pierre Etienne, Paris 2013. Das hier angebotene Bureau-Plat orientiert sich in seiner Grundstruktur und den seitlichen Maskaron-Applikationen am berühmten Boulle-Möbel der Mademoiselle de Choiseul. Es ist abgebildet in: J.N. Ronfort, André Charles Boulle, 1642-1732 - Ein neuer Stil für Europa, Ausstellungskatalog, Frankfurt a.M. 2009; S. 238f. Ein weiteres war Teil der Sammlungen M. Segoura, Paris, und ist abgebildet in: A. und A. Lovreglio, Dictionnaire des mobiliers et objets d'art du Moyen Age au XXIe siècle, Paris 2006; S. 68 (Abb. 1). A.C. Boulle, bereits in jungen Jahren als "menuisier d'art" und "charpentier" tätig, arbeitete als polyvalenter Künstler in den 1660er Jahren in der Abbaye Sainte-Geneviève als Maler, Bildhauer und Stukkateur. Diese Tätigkeiten ermöglichten ihm den Zugang zur Académie St. Luc und brachten ihm den ersten Auftrag des Königs ein, zwei Gemälde. Der am französischen Hof tätige Colbert erkannte sehr früh das künstlerische Talent des jungen Boulle und lobte ihn als "le plus habile dans son métier". Boulle erhielt durch ihn als Nachfolger von J. Macé eine Wohnung im Louvre. Es folgte ein rasanter Aufstieg mit zahlreichen Aufträgen, die ihm den Titel "architecte, peintre, sculpteur en mosaique, ciseleur-graveur, marqueteur, inventeur de chiffre" und das Privileg einbrachten, mehrere Aktivitäten zu kombinieren, was angesichts der starken Korporationen der Zünfte eine enorme Freiheit bedeutete: Er konnte all diese Tätigkeiten in seinem Atelier ausüben. Der riesige Erfolg seiner qualitativ hochwertigen Möbel, Bronzen, Pendulen, Leuchter, Postamente und Einrichtungsgegenstände führte zu einer Fülle von Aufträgen für den französischen Hof, aber auch für die gesamte führende Adelsschicht von Frankreich, wie zum Beispiel für die Ducs d'Orléans und de Bourbon, für den Prince de Condé, die Duchesse du Barry, den Kardinal von Rohan, für ausländische Könige und Fürsten wie König Philippe V. von Spanien, den Bischof von Köln und Prinz Maximilian Emanuel von Bayern. Trotz des enormen Erfolges kämpfte Boulle ständig mit finanziellen Problemen und war auf die Hilfe des Königs angewiesen, wie beispielsweise im Jahr 1703: "Le Roi a bien voulu accorder cette fois encore à Boulle un arrest de surséance pour six mois à condition que ce sera la dernière grâce que sa Majesté luy fera là-dessus". Es waren die finanziellen Schwierigkeiten, vor allem die ausstehenden Lohnauszahlungen an seine Arbeiter, und Steuerprobleme, die Boulle im Jahr 1715 zwangen, das Unternehmen an vier seiner Söhne zu überschreiben - allerdings ohne die Zügel aus der Hand zu geben. Bis ins hohe Alter blieb er in seiner Werkstatt tätig und war verantwortlich für die neue Formensprache der Régence. Die ursprünglich aus Italien und Holland stammende Einlegearbeit mit Messingfilets, Schildpatt und Elfenbein wurde im späten 17. Jahrhundert von dem für den Hof im Louvre tätigen A.C. Boulle zu höchster Vollendung weiterentwickelt; daher wird diese Technik als "Boulle-Marketerie" bezeichnet. Als zeichnerische Vorlagen für die Motive dienten vor allem die Arbeiten von J. Bérain. Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 106-114 (biogr. Angaben). A. Pradère, Die Kunst des französischen Möbels, München o.J.; S. 67-109 (biogr. Angaben). J.P. Samoyault, André-Charles Boulle et sa famille, 1979.


CHF 100 000 / 150 000 | (€ 103 090 / 154 640)

Sold for CHF 222 000 (including buyer’s premium)
All information is subject to change.