(London 1922–2011 Nothend)

Fashion-plate. 1967/1970.

Fotooffsetlithografie, Collage, Siebdruck, Pochoir, retouschiert mit Kosmetika. A.P. 4/7, Künstlerexemplar, ausserhalb der Auflage von 70. Unten rechts signiert: Richard Hamilton. Darstellung 74,5 x 60 cm auf Vélin von Fabriano 99 x 69 cm. Erschienen bei Petersburg Press, London. Druck: Hintergrundfotografie vom Künstler in Zusammenarbeit mit Tony Evans, London; Offsetdruck mit Sergio und Fausto Tosi, Mailand. Collage: Offsetdruck in Mailand von Ektachromen von David Bailey; Siebdruck vom Künstler und Chris Prater, Kelpra Studio, London. Winzige, fachmännische Restaurierung.

Werkverzeichnis: Lullin, Nr. 76. Das vorliegende Blatt gehört zu Hamiltons in den Jahren 1969-1970 entstandender Collageserie "cosmetics studies I bis XII", in denen sich der britische Künstler mit dem Bild der modernen Frau auseinander setzt, dass in Hochglanz-Modemagazinen entworfen wird. Eindrücklich nutzt er die äusserst aufwendige Collage-Drucktechnik, um den Betrachter herauszufordern. Mit dem Fotografen Tony Evans arrangiert Hamilton sorgfältig die Einrichtung eines Fotostudios und lässt diese Aufnahme, die als Rahmen für seine Collage dient, in Mailand in einer Offset-Presse drucken. Um die typische Punktstruktur zu vermeiden, lässt er die Druckplatte zweimal verschieben. Von dem Modefotografen David Baley bekommt er Ektachrome, von denen er wiederum Offset-Platten in Mailand in Auftrag gibt. Er lässt die Hals- und Mundpartie, drei Teile der Frisur und das rechte Auge des Topmodells Varushka auf unterschiedliche Papiere drucken und klebt diese Elemente auf den Vordruck. Für die Lippen und das linke Auge nutzt er die Pochoirtechnik; für die angedeutete rechte Schulter sowie die Brust fertig er Siebdruckschablonen an. Die Glitterfarbe des Ohrschmucks trägt er selbst auf. Hamilton positioniert das lebensgrosse Modell im Mittelpunkt und legt durch den Rahmen der Studiokulisse den Fokus vollkommen auf dieses. Der Betrachter wird aufgefordert, das Bild anhand der vorgegebenen Elemente für sich zu vervollständigen, gleichzeitig aber beginnt er die einzelnen Collagetechniken für sich zu identifizieren, und so erschafft Richard Hamilton, der gemeinhin als Vater der Pop Art bezeichnet wird, eindrucksvoll in seiner Collage unterschiedliche Realitätsebenen.