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Lot 533 - A180 Manuscripts & Autographs - Saturday, 01. April 2017, 02.00 PM

Peutinger, Konrad.

Ex Charta Magna Reverendissimi Domini Episcopi Gurcensis. Eigenhändige Notizen Peutingers zur Charta magna des Bischofs von Gurk. In schwarzer und brauner Tinte.
[Entstehung: zwischen 1503 und 1511]. Folio (31,2 x 22,3 cm.). Drei lose Blatt mit 5 1/2 beschriebenen Seiten.

Die dritte Einheit besteht aus 3 Einzelblättern mit Konrad Peutingers Notizen "Ex Charta Magna Reverendissimi Domini Episcopi Gurcensis". Nach einem langen Zitat aus Ptolemäus zur Topographie des römischen Reiches folgen in braunrot geschriebene topographische Namen, vom Hyperboreos oceanus bis Indus und Ganges, zu denen jeweils antike Schriftstellerzitate notiert sind. Die Abfolge erinnert an die berühmte Tabula Peutingeriana, die Peutinger 1507 aus dem Nachlass seines Humanistenfreundes Conrad Celtis erhielt. Woher Celtis die Karte hatte, ist bis heute nicht bekannt und wurde heiss diskutiert. Nach Peutingers Überschrift beziehen sich die Notizen auf eine "Carta Magna Reverendissimi Domini Episcopi Gurcensis", womit Matthäus Lang von Wellenburg (1468-1540) gemeint sein dürfte. Lang stammte aus einer Augsburger Patrizierfamilie und stand in Kontakt mit Celtis wie Peutinger, sein 1504 veranstaltetes Festmahl bildet den Rahmen für Peutingers 1506 erschienene Sermones conviviales zur deutschen Geschichte. Er wurde 1498 Kammersekretär Maximilians I. und 1501 Koadjutor, 1503 schliesslich Bischof von Gurk, 1511 Kardinal und 1519 Erzbischof von Salzburg. Im Briefwechsel Peutingers wird der Begriff charta in der Regel für (Land-)Karten benutzt (vgl. König, Briefwechsel Nr. 143, S. 239; Nr 144, S. 240; Nr. 282, S. 461). In seinem Bibliotheksinventar bezeichnet Peutinger selbst die Tabula Peutingeriana als charta longa, die ihm Celtis testamentarisch hinterlassen habe: "Itinerarium Antonini in Charta longa a Celte nobis testamento legata". Bezeichnen charta magna und charta longa dieselbe in Form einer Rolle erhaltene Handschrift von bekanntlich gewaltigen Dimensionen? Sollte die Bezeichnung magna auf die Tabula Peutingeriana zu beziehen sein, wäre dies eine sensationelle neue Spur: dann käme die Tabula Peutingeriana zunächst aus dem Besitz des Humanisten Matthäus Lang, Bischof von Gurk und wenig später Erzbischof von Strassburg (der in der Geschichte der Kartographie bisher übrigens nie erwähnt wurde) über Celtis an Peutinger und manche Überlegungen zur Herkunft bedürften neuer Abklärung; so wäre die Frage einer schwäbisch-bavarisch-österreichischen Provenienz neu zu stellen. Die Abfolge der Notizen lässt sich wohl mit der Tabula Peutingeriana vereinbaren.
Auch im Falle der Notizen, die flüchtiger sind als der Traktat, lässt sich die Schreiberfrage klären. Zum paläographischen Vergleich bietet sich etwa der Kaufeintrag Konrad Peutingers (in SuStBAA, 2" Alt. 95, Vorsatzblatt, Abb.: Einführung, Abb. 4) oder seine eigenhändigen Korrekturen im Kaiserbuch (SuStBA, 2" Cod. 26, Kat. Nr. 19, Abb. 27) an, auch der bei König abgebildete eigenhändige Brief Peutingers, wobei erstere Schrift etwas kalligraphischer, letztere deutlich kursiver ist. Dennoch besteht kein Zweifel an der Identität der Hände. Auch schlagen die oben schon gekennzeichneten Züge auch in seiner flüchtigeren Schrift durch. So habe ich keinen Zweifel daran, dass auch diese Blätter von Peutinger selbst stammen.


CHF 60 000 / 80 000 | (€ 61 860 / 82 470)

Sold for CHF 60 000 (including buyer’s premium)
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