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Lot 516* - A188 Manuscripts & Autographs - Tuesday, 26. March 2019, 05.00 PM

Ps. Eusebius Cremonensis.

Epistola ad Beatam Damasium et ad Theodonium (sic Theodosium) Romanorum senatorem de morte berati Hieronimi. - ANGEBUNDEN: 1. Ps. Augustinus, Epistola ad Sancti Cirilum. – 2. Ps. Cirilus de Jerusalem, Epistola ad Sanctam Augustinum. 3 in 1 Band. Lateinische Handschrift auf Pergament. Mit 2 prachtvollen, 9-zeiligen, farbigen, goldgehöhten Initialen in floraler Ornamentik und 1 goldgehöhten Initale "a bianco girare" in Gold und Farbe.
Veneto, ca. 1450. Gr.-8° (23,5 x 17,3 cm). [2] w., [139], [1] w. Bll. 21 Zeilen. Schwarzbraune Humanistica. Schriftraum 15,5 x 9,5 cm; Blattgrösse 22,5 x 16,2 cm. Ledereinband um 1830 mit 2 goldgepr. Rückenschildern, etwas Rückenverg., Steh- und Aussenkantenverg., Goldschnitt (letzterer etwas verblichen, VDeckel schwach verzogen, minimal berieben und bestossen, kl. Fehlstellen im Bezug am Rücken durch Wurmlöchlein), in moderner HLeder-Kassette mit Stoffausstattung.

Literatur:
- Abgedruckt in: Patrologiae cursus completus (PL) 22, 239-326 (Augustine: PL 22, 281-289, Ps-Cyrillus, PL 22, 289-326).
- Rice, E. . Saint Jerome in the Renaissance. Baltimore u. London, 1985.
- Lanzoni, F. "La leggenda di S.Girolamo", in: Vannutelli, V. (Hrsg.), Miscellanea Geronimiana : scritti varii pubblicati nel 15 centenario dalla morte di San Girolamo, Rom, 1920, S. 19-42.

Das vorliegende Manuskript enthält drei unterschiedliche Texte eines anonymen, mittelalterlichen Autors, der als Pseudonym die Namen hoch angesehener Bischöfe verwendet, namentlich Eusebius von Cremona, Augustinus von Hippo und Cyrillus von Jerusalem. Tatsächlich handelt es sich hierbei aber um eine mittelalterliche Nachahmung/ Verfälschung. Weil viele Texte anonym überliefert wurden, gehörte es zum Usus, um den Status eines Dokumentes zu verbessern, den Namen eines bekannten und geschätzten Autors zu verwenden. Dieser Praxis bediente man sich bis ins frühe 16. Jahrhundert.

Inhalt: fol. 1-66v: [Pseudo-Eusebius], In Christi nomine Amen. Incipit Epistola beati Eusebii ad beatum Damasum Portuensem episcopum et ad Theodonium Romanorum senatorem de morte beati Ieronimi confessoris doctoris eximii; fol. 67r-v blanko; fol. 68r-80r. [Pseudo-Augustine], Incipit Epistola beati Augustini Ypponensis episcopi ad beatum Cirillum Ierosolimitanum pontificem de magnificentiis beati Ieronimi ad confessoris doctoris magnifici; fol. 80v-139v [Pseudo-Cyrillus], Incipit Epistola beati Cyrilli Ierosolomitani episcopi ad beatum Augustinum de miraculis beati Ieronimi confessoris doctoris mirifici; fol. 140r-v blanko.

Die Illuminiationen einer Initialen P (fol. 1r, 6 x 6,5 cm); einer Initiale G (fol. 68r, 6 x 5,5 cm) und einer Initiale V (fol 80v, 6 x 6,5 cm).

In Anbetracht der Gestaltung, der Dekoration und der feinen Schrift handelt es sich bei dem vorliegenden Manuskript um einen ausbalancierten humanistischen Kodex, obwohl sein Inhalt vollständig auf mittelalterliche Tage und Bräuche zurückgeht. Die mittelalterlichen Leser waren neugierig, die Umstände des Todes des hl. Hieronymus (gest. 420 n. Chr. in Betlehem) zu erfahren. Um diesen Drang nach den Details zu befriedigen, wurden im frühen 14. Jahrhundert gefälschte Briefe von Eusebius von Cremona, dem hl. Augustinus und dem hl. Kyrill von Jerusalem in Umlauf gebracht. „Frommer Betrug“ nannte man die vorsätzliche Nachahmungen/ Verfälschungen, die die frühe Geschichte der Kirche umgaben, unbestritten und unentdeckt. Apokryphe Texte wurden im Mittelalter feierlich kopiert und verbreitet. Das könnte als clevere Mystifizierung betrachtet werden, die vom Verfasser geprägt wurde, um anonym an der künstlerischen Arbeit seiner verehrten Vorgänger teil zu haben. Diese Denkweise war im frühen Mittelalter ganz und gar akzeptiert, veränderte sich aber später unter Einfluss des aufkommenden Humanismus. Eine kritische Betrachtung gestützt auf wissenschaftliche Befundnisse veränderte die Haltung gegenüber diesen "Nachahmungen". Autoren wie Erasmus hatten bereits früh an der Echtheit dieser Briefe gezweifelt.
In heutiger Betrachtung muss gleichermassen die Funktion und der Kontext berücksichtigt werden, unt denen die Konzeption dieser Briefe stattfand. Der Pseudo-Eusebian Brief an Papst Damasus und Senator Theodore, die den Tod des hl. Hieronymus beschreiben, stammt wahrscheinlich aus dem Ende des 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts. Er wurde oft mit den zwei anderen falschen Briefen zusammen kopiert. Möglicherweise aus dominikanischer Herkunft wurde der Brief - wie auch die beiden darauffolgenden - von einem einzigen Autor verfasst. Diese drei einflussreichen Pseudonyme begannen im 14. Jahrhundert zu zirkulieren und beeinflusste eine Reihe von hagiographischen Werke, die Hieronymus gewidmet waren. Ihr gemeinsamer Zweck war es, den Wunsch zu erfüllen, mehr über den verehrten Heiligen zu erfahren und Lücken im bislang bekannten Lebenslauf zu füllen. Die drei Briefe bestätigten die Existenz und verehrten den Heiligen, damit trugen sie zu seiner Popularität bei.
Papst Damasus I. verteidigte die katholische Kirche gegen die Bedrohung von Schismen in verschiedenen Synoden. Er ernannte Hieronymus zu seinem Sekretär. Hieronymus verbrachte drei Jahre (382-385) in Rom in der Nähe des Papstes. Er hat sich selbst unverzichtbar gemacht und nahm einen prominenten Platz ein.
Die Briefe wurden wahrscheinlich Anfang des 14. Jahrhunderts in Rom im Umkreis von Santa Maria Maggiore geschrieben, ein interner Beweis hierfür deutet auf einen Autor im Umfeld des Dominikanerordens (vgl. Rice 1985, S. 1963; Lanzoni 1920). In der Tat wurden die Überreste des heiligen Hieronymus nach Rom übersiedelt, in die "cappella del presepio" in Santa Maria Maggiore. Der intellektuelle und spirituelle Impuls Werke in Bezugnahme zu Hieronymus Tod zu verfassen, könnte hier entstanden sein.
Die Entwicklung des Kultes rundum den hl. Hieronymus in Italien ab dem 14. Jahrhundert ist inbesondere Pietro Calo da Chioggia, einem Dominikaner (gest. 1348) und Giovanni di Andrea (gest. 1348) zu verdanken. Beide Autoren stützten sich stark auf die drei vorliegenden lateinischen Episteln (siehe Lanzoni, 1920, S. 37). Die Kodizes aus dem 14. und 15. Jahrhundert, die diese drei Briefe enthalten, zeigen auf, dass diese auch zur Lehre und Weiterbildung in Schulen und Klöstern verwendet wurden.

An der rechten unteren Ecke etwas abgegriffen, stellenweise leichte Fingerflecken, vereinzelt etwas braun- und feuchtfleckig (erstes Blatt stärker) oder gebräunt, Tinte teilweise etwas verblichen und leicht verwischt, Blattgold der Initialen teils leicht abgeblättert.

Provenienz:
- Wohl für einen italienischen Adligen angefertigt, möglicherweise französischer Abstammung, vgl. unidentifizierbares gez. Wappen (auf fol. 1) mit rotem Schild mit 2 Lilien, auf blauem Grund, umgeben von einem grünen Kranz umgeben.
- Gelöschter, unleserlicher alter handschriftlicher Besitzvermerk auf Pergament-Vorsatzblatt.
- Privatsammlung Europa.
- Sammlung Schweiz.


CHF 30 000 / 40 000 | (€ 30 930 / 41 240)