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Lot 505 - A190 Manuscripts & Autographs - Tuesday, 24. September 2019, 04.30 PM

Cristoforo Cortese.

Gradualblatt mit Bildinitiale S und dem Apostel Paulus.
Tempera, Feder und Goldhöhung auf Pergament, doppelseitig beschrieben. Venedig, ca. 1426-30. Initiale 10 x 10 cm; Schriftspiegel 35 x 28 cm; Blattgrösse 51 x 36,5 cm. 14 Zeilen schwarzbrauner Textura und Quadratnoten auf jeweils 4 roten Zeilen. Unter Passepartout, gerahmt.

Literatur: Friedrich G. Zeileis "Più ridon le carte". Buchmalerei aus Mittelalter und Renaissance, Rauris 2014, S. 35, Nr. 11.

In einen in zwei Drachenköpfen auslaufenden Buchstaben S gesetzt, erscheint der Apostel Paulus, dessen Identität aus seinem Attribut des Schwertes erschliessbar ist. Der Introitus Scio cui credidi, et ... leitet denn auch die Messe zur Memoria Sancti Pauli (29. Juni) ein. Der Illuminator dieser prachtvollen Initiale lässt hier bereits eine beachtliche künstlerische Reife erkennen, die ihn in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts zum unbestrittenen Protagonisten der venezianischen Buchmalerei Venedigs werden liess. Die Rede ist von Cristoforo Cortese, dessen Werk über seine signierte Miniatur mit den Exequien eines Franziskaners in der Wildenstein Sammlung im Musée Marmottan in Paris identifizierbar ist und dem dieses eindrückliche Gradualblatt mit Sicherheit zugewiesen werden kann.

Die archivalisch erhärteten Daten bezeugen diesen gelegentlich auch als Tafelmaler tätigen Künstler während einem halben Jahrhundert (1390-1445) und 1445 gilt er als verstorben. Corteses Kunst ist sehr rezeptiv und öffnete sich verschiedensten Strömungen der italienischen Buchkunst, die er aber stets mit einem eigenen Kunstwollen interpretiert. So rezipiert er die im berühmten Kloster Santa Maria degli Angeli in Florenz von Don Silvestro dei Gherarducci illuminierten Chorbuchbände für die Kamaldulenser in S. Michele in Murano, die ihm Vorlagen für die Initialkonzepte und Bildideen lieferten, um sich später über die Auseinandersetzung mit Niccolò di Pietro, Gentile da Fabriano und seinen Schwager Zanino di Pietro weiter zu entwickeln. 1426 lässt er sich gewisse Zeit in Bologna nieder, wo er weitere künstlerische Eindrücke in seine Kunst fliessen lässt.

Vorliegendes Fragment könnte im Anschluss an diese Bologneser Zeit entstanden sein. Es stammt aus einem aufgebrochenen, das Proprium und Comune Sanctorum einschliessenden Gradual unbekannter Provenienz , dem weitere Blätter und Blattfragmente zugerechnet werden können, darunter ein Blatt im Vicoria and Albert Museum in London (Ms 637B 1894) sowie die Blattfragmente in der Free Library in Philadelphia (Lewis 45:31) und ehemals in der Zeileis Sammlung (cat. 11). Diese Blätter lassen Reminiszenzen der künstlerischen Strömung der bolognesischen „Neogiottisten“ Giovanni da Modena und Jacopo di Paolo erkennen, auf deren Substrat Cortese in seinen späteren Jahren Figuren mit markigen Gesichtern formte. Vorliegendes Blatt gleich wie die anderen erwähnten ist kennzeichnend für Corteses Übergangsstil zum Spätwerk und darf gegen 1426-30 angesetzt werden.

Leicht gewellt, in den oberen Ecken leicht angefalzt, in den Rändern etwas gebräunt, unten rechts leicht abgegegriffen, zwei kleine Hinterlegungen im weissen Rand auf der Rückseite.

Provenienz:
- Deutscher Privatbesitz.
- Schweizer Privatbesitz.


CHF 5 000 / 8 000 | (€ 5 150 / 8 250)

Sold for CHF 6 250 (including buyer’s premium)
All information is subject to change.