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Lot 1319* - A135 Furniture, Porcelain & Decoration - Thursday, 08. December 2005, 10.00 AM

GRAND CLOCK "LE COUPLE ENLACE", Directoire, von J.S. DEVERBERIE (Jean Simon Deverberie, gest. 1824), parts of the movement dated 1806, Paris circa 1806. Matte and polished gilt bronze and burnished bronze. With classical style couple. Enamel dial, also month and day indicator, 3 hands and so-called "Quantième", Paris movement striking the 1/2 hours on bell, original pendulum with double heart. Exceptionally fine mounts and applications. 53x17x57 cm.

Directoire, von J.S. DEVERBERIE (Jean Simon Deverberie, gest. 1824), Teile des Werkes dat. 1806, Paris um 1806.
Bronze matt- und glanzvergoldet sowie brüniert. Klassizistisches, sich liebkosendes Paar in faltenreichen Gewändern, eine Blumengirlande tragend, die männliche Figur mit Rose in der Hand, auf hohem Bastionssockel mit stilisierter Felslandschaft, Blumenrelief sowie Perlstab und Amorenrelief mit hohen, stilisierten Kreiselfüssen. Emailzifferblatt mit römischen Stunden- sowie arabischen Monats- und Tagesangaben. 3 Zeiger und sog. "Quantième". Pariser Werk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Originaler Pendel mit Doppelherz. Ausserordentlich feine Bronzebeschläge und -applikationen. 53x17x57 cm.

Provenienz: Aus einer Pariser Sammlung. Museale Pendule von höchstem Seltenheitswert; sie ist das Gegenstück der Pendule "L'Indien et l'Indienne enlacés", welche in unserer Juni-Auktion 1997 (Katalognr. 1222) verkauft wurde. Die aquarellierte Federzeichnung, die als Vorlage diente, trägt die Nummer und Bezeichnung 2 DEVERBERIE TU TROIS PLUVOISE AU SEPT. (20.1.-21.2.1799) und befindet sich im Cabinet des Estampes in der Bibliothèque Nationale von Paris. Einige kunsthistorische Gedanken zu diesen bedeutenden Meisterwerken der Handwerkskunst sowie biographische und literarische Angaben zum eigentlichen "Erfinder" J.S. Deverberie scheinen angebracht, um das soziokulturelle Umfeld dieser in den Jahren um 1800 ausserordentlich beliebten Objekte verständlich zu machen. Am 22.1.1799 liess J.S. Deverberie Zeichnungen und Entwürfe verschiedener Pendulen aus Gründen des Modellschutzes in der Bibliothèque Nationale registrieren. Es handelt sich dabei vor allem um verschiedene Versionen der sog. "pendules au nègre" und zahlreiche Entwürfe für die hier angebotene Pendule. Die Darstellung exotischer Figuren hat ihren Ursprung in der Rousseau'schen Prämisse des "Retour à la Nature". Auch andere, meist pädagogisch intendierte literarische Werke wie z.B. das damals ausserordentlich beliebte Buch von Bernardin de Saint Pierre "Paul et Virginie" aus dem Jahr 1788 oder "Atala" von François Chateaubriand aus 1805 oder das vor allem in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sehr populäre Buch von D. Defoe, "Robinson Crusoe" übten grossen Einfluss auf die bildenden Künste aus; die "pendules au nègre" bezeugen auf markante Weise dieses Interesse der noblen Gesellschaft an Motiven und Figuren exotischer Herkunft. Die Begegnung von Robinson mit Freitag, die Figur des Robinson als Schiffbrüchigen, Atala als Befreierin von Chactas oder die Darstellung von Paul und Virginie, getragen von zwei Schwarzen, wurden der Literatur entnommen und sowohl bildlich wie bildhauerisch - auch als Bronzen und Pendulen - umgesetzt. Dabei spielte nicht nur das kulturelle und stark idealisierte Interesse an der exotischen Welt und ihrer Bewohner eine grosse Rolle, sondern vor allem auch deren Ausstrahlung einer natürlichen Erotik - das sich küssende "couple enlacé", die mit entblössten Brüsten dargestellte "nourrice africaine" oder der "nègre chasseur" mit athletischem Körperbau offenbaren diesen Aspekt sehr schön. Das Sujet des "bon nègre" oder "bon sauvage" wurde schliesslich in den Epochen des Directoire, Empire und teils noch während der Restauration weiterentwickelt und in über 20 Variationen realisiert, wobei die originellsten und vor allem qualitativ hochwertigsten Modelle von J.S. Deverberie stammen. Ausserordentlich interessant ist die Tatsache, dass J.S. Deverberie das Modell der sich umarmenden "Indiens" weiterentwickelte und ein Gegenstück schuf. Dabei orienterte er sich wohl an der Pendule "Le baiser donné" nach J.A. Houdon, bei welcher das sich küssende Paar nahezu identische Gesichtszüge und Haarpracht aufweist. Ende des 18. Jahrhunderts gründete J.S. Deverberie mit J.G. Hertzog die Firma "Deverberie et Compagnie, Manufacturiers d'Horlogerie et de Bronze doré" und integrierte damit, wie viele andere "bronziers", eine Uhrmacherwerkstatt in seinen Betrieb. 1803 geriet er in finanzielle Schwierigkeiten, konnte aber mit seinen Gläubigern - unter anderem der Vergolder J.L. Foubert, Roger l'Ainé, Roger le Jeune, J.B. Trémet, J.C. Herouard, N. Paris, die Witwe Dartois, der "marchand de ressorts" G. Mouginot l'Ainé, der "marbrier" P.J. Gilles und die Uhrmacher Lemoine, Sandoz, Dubuc l'Ainé, Dubuc le Jeune, Mathieu und Marc Croutte - einen Vertrag über Rückzahlung in Raten aushandeln. Lit.: J.D. Augarde, Les ouvriers du temps, Genf 1996;S. 286 (Abb. der erwähnten Pendule nach J.A. Houdon). Ausstellungskatalog von 1978 "La pendule au nègre"; S. 26 (Nr. 15, eine modellogleiche Pendule und die Entwurfszeichnung). Dort wird das Paar wie folgt beschrieben: "La patine s'est substituée au vernis, les nègres sont devenus des Indiens à la coiffure mi-longue et bouclée, aux visages triangulaires, aux corps longilignes et gracieux. L'évocation amoureuse, voir érotique du sujet rejoint l'exubérance de la nature où la cascade, la grotte et la végétation épanouie correspondent aux descriptions luxuriantes de l'Ile de France, par Benardin de Saint-Pierre, ou celles du Nouveau Monde laissés par Chateaubriand".


CHF 150 000 / 250 000 | (€ 154 640 / 257 730)

Sold for CHF 198 800 (including buyer’s premium)
All information is subject to change.