Lateinische Handschrift auf Pergament. Wohl Frankreich, Ende 13. Jh. Mit einigen Fleuronnée-Initialen in Deckfarben.

[306] Bl. Pgt. des 19. Jhs. 13,5x9,8 cm. Geschrieben in gotischer Minuskel von mehreren Händen. Schriftspiegel ca. 9x5,5 bis 6 cm. Fol. 1-12: Fragment einer Handschrift des 15. Jhs. (Psalterium): Litterae textualis.

- Die Handschrift dürfte in einem künstlerisch hochstehendem Scriptorium entstanden sein. Dies kommt durch die Einheitlichkeit u. Eleganz der Schrift, ebenso durch die Ausstattung mit Deckfarben u. Kräuselblatt-Fleuronnée-Initialen zum Ausdruck. Von diesen sind mehr als 70 in dem Buch zu finden: Blau, Rot, Gelb, Deckweiss u. Gold sind in Buchstaben, ihrer Umrahmung u. ihren Innenfeldern in Spiralbändern, gelegentlich mit Drachenköpfen (fol. 69 verso, 114) abwechslungsreich angewendet.Das vorliegende Manuskript ist mit über 280 Bll. (fol. 20-306) als Brevier ein einzigartiges frühes schriftliches Zeugnis des Zisterzienserordens, der im 13. Jh. noch eine ganz einheitliche Gestaltung seiner Liturgie in seinen Klöstern verlangte. Dieses Brevier ist daher monastisch, d.h. im Unterschied zum römischen vor allem an seiner Lektionenordnung zu erkennen. Die Zugehörigkeit zum Orden ist ersichtlich an der Feier des Festes für den St. Bernhard von Clairvaux (fol. 251 recto ff, vgl. auch 17 recto u. 19 verso). Dem Band vorgebunden ist der Schlussteil eines Psalteriums aus dem 15. Jh., dessen Litanei auf die Gegend von Le Mans als Entstehung schliessen lässt u. keinen direkten Bezug zum Zisterzienserorden hat. Von jüngerer Hand beschriebene Pergamentbll. wurden fol. 13-19 u. 299-300 in die Handschrift aufgenommen. Die Bezeichnung "Evangeliaire" auf dem eingeklebtem Streifen auf dem Papiervorsatz ist unzutreffend.Inhalt: fol. 1-12: Schluss eines Psalteriums, 15. Jh. mit Litanei: Anrufungen der Hl. Domnolus, Alchricus, Bertrandus, Bischöfe von Le Mans etc.; fol. 20-180: Proprium de tempore: Offizien der Sonn- u. Werktage sowie der Hochfeste im Kirchenjahr (Temorale); fol. 181-277: Proprium de sanctis: Offizien der Heiligenfeste des Kirchenjahres (Sanctorale) nach dem Kalender des Zisterzienserordens. Mit fol. 181 f. beginnt eine Blattzählung in roten römischen Ziffern (CXV siehe fol. 302 verso). Hier befinden sich aus dem Temporale eingebundene Bll.; fol. 277-306: Commune sanctorum: Die allgemeinen Offizien der Heiligenfeste.- Die Handschrift ist durch mannigfachen Gebrauch abgegriffen, das Pergament zum Teil wellig u. etwas gebräunt.