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Lot 1170 - A141 Furniture, Porcelain & Decoration - Thursday, 21. June 2007, 10.00 AM

LACQUER LADY'S DESK "EN VERNIS MARTIN",Louis XV, probably by A. DELORME (Adrien Delorme, maitre 1748), Paris circa 1760. Wood lacquered on all sides: with exotic birds in idealised landscape in various gold tones on green ground. Shaped desk with tall shaped legs, with fall-front writing surface over drawer lined with green gold stamped leather, with later red-painted fitted interior. With gilt bronze mounts and sabots. Freestanding. With alterations. 70x42x(open 67)x92 cm. Provenance: Château de Vincy, West Switzerland.

Louis XV, wohl von A. DELORME (Adrien Delorme, Meister 1748), Paris um 1760.
Holz allseitig gelackt; auf grünem Fond in verschiedenen Goldtönen exotische Vögel in idealisierter Landschaft. Geschweifter, rechteckiger Korpus auf wellig ausgeschnittener Zarge mit hohen, geschweiften Beinen. Abklappbare, innen mit grünem, goldgepresstem Leder bezogene Schreibplatte über Schublade. Spätere, rot gefasste Inneneinteilung mit Zentralschublade unter Fach, flankiert von je 2 übereinander liegenden Schubladen unter grossem Fach. Vergoldete Bronzebeschläge und -sabots. Zum Freistellen. Ergänzungen. 70x42x(offen 67)x92 cm.

Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz. Ein in Formgebung nahezu identisches, jedoch rot gelacktes Damenbureau von A. Delorme ist abgebildet in: T. Wolvesperges, Le meuble français en lacque au XVIIIe siècle, Paris 1999; S. 119 (Abb. 71). Die Bezeichnung "vernis Martin" geht auf die Malerdynastie Martin zurück, deren Mitglieder den Titel "Vernisseur du Roy" trugen. Eigentlicher Chef "du Clan" und Begründer der berühmten Werkstatt ist Guillaume Martin (1689-1749). Er führte sein Atelier in der Grande Rue du Faubourg Saint-Denis, wo er zusammen mit seinem Bruder Etienne-Simone (1703-1770) tätig war. Auch die anderen Familienangehörigen, Robert (1706-1765), Guillaume-Jean (1710-1770) und Julien (gest. 1765), arbeiteten im florierenden Atelier. Aus den Jahren 1710 bis 1730 sind nahezu keine Quellen vorhanden, jedoch lässt sich Folgendes festhalten, was den Aufstieg belegt: zum einen die Entwicklung der beruflichen Bezeichnung von Gillaume Martin, vom "vernisseur en verny de la Chine tant sur bois, ebenne, yvoir qu'autres tant pour toilette de femmes qu'autres ouvrages", zum "maistre vernisseur", "maistre peintre" und "maistre peintre vernisseur" bis zum Titel "vernisseur du Roy" 1725, nachdem Guillaume den "weissen Firnis" erfunden hatte - einen hellen, besonders durchsichtigen Lack. Dieser Titel wurde im 18. Jahrundert nur noch zwei weiteren Künstlern vergeben, A. Vincent und D. Aubert. Später schuf das Atelier Martin die Lackfarben "beau bleu de Prusse", "petit vert" und "jonquille" (die Farbe unseres Bureaus). In den 1710er und 1730er Jahren fertigte das Atelier vor allem Encoignuren und Kommoden. Auffällig dabei ist die Tatsache, dass die Inventare die Möbel jeweils ohne Bronzezierrat erwähnen und somit der Schluss naheliegt, dass die Möbel einem "marchand-mercier" - die Quellen erwähnen J. Hébert und R. Révérend - geliefert wurden, der sie mit Bronzen schmückte. Diese Möbel werden in den Quellen meist mit "peint en la Chine" bezeichnet und zeigen die grosse Vorliebe des Hochadels für exotische Themen. Die Jahre 1730 bis 1749 waren ungemein erfolgreich; das Atelier Martin lieferte 1737 dem Königshaus eine von J. Hébert vermittelte Kommode (heute Bestand der Sammlungen des Musée du Louvre). Wenige Monate später folgten zwei Encoignuren, eine mit passender "tablette" (im "Garde Meuble" mit Nummer 522 und 523 notiert), und ein "clavecin" für Mesdames in Versailles. Die wohl berühmtesten Möbel, eine Kommode und ein Paar Encoignuren in Blau/Weiss (heute Bestand der Sammlungen des Musée du Louvre, Inventarnr. OA 11292) - mit identischer Formgebung und Bronzezierat sowie auch von M. Criard signiert -, wurden ebenfalls in Zusammenarbeit mit dem bedeutendsten "marchand-mercier" der Epoche für das Königshaus gefertigt. Das im Todesjahr von Guillaume Martin verfasste Inventar zeigt in eindrücklicher Weise den Erfolg des Ateliers: Neben der schier unglaublichen Anzahl an Möbeln fällt vor allem die Vielfalt auf - Kommoden, Poudreusen, Encoignuren und Tische sowie Dosen, Schatullen, Paravents, Sänften und Kutschen. Interessant ist auch die Zusammenarbeit zwischen den Martins und den bedeutendsten Ebenisten der französischen Metropole. Durch familiäre Verbindung entstand eine rege Zusammenarbeit mit der Ebenistendynastie Desforges und Chevallier. Der Ruf der Familie Martin war so exzellent, dass die wichtigsten Vertreter der Ebenistenzunft die Dienste des Ateliers in Anspruch nahmen, wie z.B. B. Van Risenburgh (für eine Kommode für Königin Marie Leczinska 1737) und M. Criard. Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 128-142 (biogr. Angaben). A. Pradère, Die Kunst des französischen Möbels, München o.J.; S. 183. J.N. Ronfort / J.D. Augarde / B. Langer, Nouveaux Aspects de la vie et de l'oeuvre de Bernard (II) Vanrisamburgh, in: Estampille / L'Objet d'Art 290 (1995); S. 29-52 und 199 (biogr. Angaben). P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 243-247 (biogr. Angaben).


CHF 20 000 / 30 000 | (€ 20 620 / 30 930)

Sold for CHF 50 400 (including buyer’s premium)
All information is subject to change.