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Lot 1152* - A135 Furniture, Porcelain & Decoration - Thursday, 08. December 2005, 10.00 AM

TAPESTRY FROM THE LIFE OF DON QUIJOTE, Régence, Manufacture Leyniers, after designs by J. V. ORLEY (Jean van Orley, 1665-1735) and A. COPPENS (Augustin Coppens, 1668-1740), Brussels circa 1720. With fine floral and foliate border. H 295 cm, width 395 cm.

Régence, Manufacture Leyniers, nach Vorlagen von J. V. ORLEY (Jean van Orley, 1665-1735) und A. COPPENS (Augustin Coppens, 1668-1740), Brüssel um 1720.
Darstellung des knienden, zum Ritter geschlagenen Don Quichotte vor Figurenstaffage und Gebäuden im Hintergrund. Feine Blumen- und Blätterbordüre. H 295 cm, B 395 cm.

Provenienz: - Auktion Weinmüller München am 6.12.1956 (Katalognr. 574). - Privatsammlung, Deutschland. Ausserordentlich feine Tapisserie von bestechender Qualität mit gut erhaltenen, kräftigen Farben. Don Quichotte ist die Hauptfigur von Miguel de Cervantes Roman "El ingenioso hidalgo Don Quijote de la Mancha", der 1605 veröffentlicht und sofort ein grosser Erfolg wurde. Die Abenteuer dieses Ritters wurden als Motive von bedeutenden Manufakturen übernommen. Die Brüsseler Werkstätte folgten dem Beispiel Leyniers, ebenso die Manufacture des Gobelins, die Serien nach den Zeichnungen von Charles-Antoine Coypel fertigte; die Manufacture de Beauvais arbeitete nach Vorlagen von Charles Natoire. In Madrid wurde das Sujet im 1720 gegründeten Atelier des Flamen Van der Goten übernommen; selbst in Neapel waren die Motive aus dem Leben des Don Quichotte als Vorlagen beliebt. Die Manufaktur Leyniers wurde von Urbain Leyniers (1674-1747) und seinem Partner Henry II Reydams (gest. 1719) geführt. Die hier angebotene Tapisserie - obwohl nicht signiert - erscheint 1734 in der Produktionsliste der Manufaktur. Gemäss dieser Aufstellung wurden in der Zeit zwischen 1715 und 1734 insgesamt sieben Arbeiten hergestellt, die alle an Adlige in Europa verkauft wurden: Jean van Ysendyck, Sekretär des Kaisers Karl VI in Wien; Prinz Anselm Franz von Thurn und Taxis; Marquis de Prié, Minister in Niederösterreich; Baron de Galway, Botschafter von England in La Haye; Comte Frédéric Rudolphe de Rotheburg, französischer Botschafter in Spanien. Die nach dem Tod von U. Leyniers 1747 erstellte Inventarliste enthält noch 3 Ausführungen dieser Serie. In den Unterlagen Leyniers in den Jahren 1734 und 1747 werden die Namen der Hersteller der Vorlagen erwähnt: an erster Stelle Jean van Orley (1665-1735), der Figurenstaffagen schuf, und Augustin Coppens (1668-1740), der Landschaften entwarf. Van Orley vertrat eher einen "pseudorustikalen" Stil, der teilweise an Bilder von David II Teniers (1610-1690) erinnert und den ländlichen, humoristischen Charakter des Motivs unterstreicht. Eines der schönsten Exemplare, stammend aus den Jahren vor 1719 und mitsigniert von Reydams, ist Bestand des Palastes Pavlovsk. Eine identische wurde bei Sotheby's Monaco am 23./24.6.1985 angeboten (Katalognr. 246). Eine weitere Folge, ohne Bordüre und signiert von U. Leyniers und seinem Sohn Daniel, gehört seit dem 18. Jahrhundert zum Bestand der Sammlung der Familie Moretus de Theux in Antwerpen. Eine Tapisserie davon, "Don Quichotte pendant à la fenêtre", gehört heute zum Bestand der Musées royaux d'Art et d'Histoire in Brüssel. Don Quichotte ist ein kleiner Landadeliger und lebt in der Mancha in Spanien. Dort liest er einen Ritterroman nach dem anderen, bis er schliesslich verrückt wird und glaubt, er selbst müsse sich als fahrender Ritter todesmutig in Gefahren stürzen, um das Unrecht zu bekämpfen. Seinem Klepper verleiht er den Namen Rosinante und macht obendrein ein Bauernmädel zur Gebieterin seines Herzens, die er nicht weniger wohlklingend Dulcinea von Toboso nennt. So kommt es zu einem ersten Ausritt. Alles was er sieht, bringt er in Zusammenhang mit dem Rittertum, obwohl dieses schon seit Generationen nicht mehr präsent ist. Eine einfache Schenke wird in seinen Augen zu einer Burg, und die Dirnen, die davorstehen, werden zu Burgfräulein. Nach dem ersten Ausritt wird er völlig zerschlagen nach Hause geschafft. Don Quichotte rekrutiert daraufhin einen Schildknappen, der ihn während seiner Abenteuer begleitet. Sancho Panza wohnt im gleichen Dorf und ist nicht der Klügste. In Ermangelung eines Pferdes begleitet er seinen Herrn auf einem Esel, den er gelegentlich mit dem Namen "Rucio" anspricht, was in einigen Gegenden Spaniens nichts anderes als "Esel" bedeutet. Sancho Panza redet häufig in Sprichworten. Erst mit dieser Kontrastfigur bekam der hagere Don Quichotte seine universelle Bedeutung. Das bekannteste Abenteuer ist zweifellos jenes, in welchem der Held - trotz der eindringlichen Warnungen seines Knappen - anstelle von Windmühlen Riesen sieht und diese zu bekämpfen versucht, was nicht glücklich ausgeht. Dass er diesen Kampf verliert, schreibt er bösen Mächten zu. Die bekannte Aussage "Er kämpft gegen Windmühlen" geht auf diese Geschichte zurück. Der in seine Fantasien vernarrte Idealist kämpft gegen staubumwölkte Hammelherden, liefert sich mit rotweingefüllten Schläuchen einen "blutigen" Kampf und erobert noch den "Helm des Mambrin", der in Wirklichkeit eine Barbierschüssel ist. Don Quichotte gibt sich - auf Anregung seines Knappen - den Übernamen "Der Ritter von der traurigen Gestalt", und als solche kehrt er übel zugerichtet auf dem Ochsenkarren in sein Heim zurück. Lit.: K. Brosens / G. Delmarcel, Les aventures de Don Quichotte, tapisseries bruxelloises de l'atelier Leyniers - Reydams, in: Revue belge d'archéologie et d'histoire de l'art, LXVII, 1998; S. 55-92. K. Brosens, A contextual study of Brussels Tapestry, 1670-1770. The Dye Works and Tapestry Workshop of Urbanus Leyniers, Verhandelingen van de Koninklijke Vlaamse Academie van België voor Wetenschappen en Kunsten, Nieuwe Reeks, Brüssel 2004; Band 13, S. 147-151.


CHF 30 000 / 50 000 | (€ 30 930 / 51 550)

Sold for CHF 49 980 (including buyer’s premium)
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