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Lot 1184* - A139 Furniture, Porcelain & Decoration - Thursday, 07. December 2006, 10.00 AM

LYRE CLOCK, Louis XVI, the case presumed to be from the stock held by the widow of G. Courieult (Gabriel Courieult, died 1786) the enamel painting by J. COTEAU (Jean Coteau, Geneva 1740-1801 Paris), the silver coloured dial attributed to A.L. BREGUET (Abraham Louis Breguet, Neuchâtel 1747-1823 Paris) and inscribed verso B592, Paris circa 1788/90. Blue Sèvres porcelain known as "beau bleu". The lyre shaped case with Apollo bearing the enamel ring. The enamel ring with precisely painted star signs set in oval medallions, the months and the date, the dial with 4 finely pierced hands. Fine brass movement striking the 1/2 hours on bell. Exceptionally fine matte and polished gilt bronze mounts and applications. 27x15x59 cm. Provenance: formerly collection of Vincent Mulne, South Africa.

Louis XVI, das Gehäuse den Beständen der Witwe des G. Courieult (Gabriel Courieult, gest. 1786) zuzuschreiben, die Emailmalerei von J. COTEAU (Jean Coteau, Genf 1740-1801 Paris), das silberne Zifferblatt A.L. BREGUET (Abraham Louis Breguet, Neuchâtel 1747-1823 Paris) zuzuschreiben und verso bez. B592, Paris um 1788/90.
Blaues Sèvres-Porzellan, sog. "beau bleu". Lyraförmiges Gehäuse mit Apollo-Markasiten-Abschluss, den Emailring mit Perlstabeinfassung tragend, auf profiliertem Ovalsockel mit Kugelfüssen. Der Emailring mit akkurat gemalten Sternzeichen in ovalen Medaillons, Monaten und Datum, darin das silberne, im Empire eingesetzte Zifferblatt mit arabischen Minutenzahlen. 4 fein durchbrochene Zeiger. Feines Messingwerk mit Scherengang und 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Ausserordentlich feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und -applikationen in Form von Girlanden, Blättern, Perlstab und Zierfries. 27x15x59 cm.

Provenienz: Ehemals Bestand der Sammlung Vincent Mulne, Südafrika. Hochbedeutende, ausserordentlich seltene Pendule von bestechender Eleganz und Qualität. Eine modellogleiche Pendule, das Zifferblatt sign. Garrigues à Paris, mit nahezu identischer Emailmalerei von J. Coteau und für den Duc d'Orléans im Palais Royal geliefert, wurde in unserer November-Auktion am 2.11.1995 (Katalognr. 4012) verkauft. Das silberne Zifferblatt kann A.L. Breguet zugeschrieben werden; es wurde während des Empire im Zuge einer Restaurierung der Pendule als Ersatz für das wohl defekte, ältere Zifferblatt eingesetzt. Die Marke B592 ist mit jenen, die Breguet bei nahezu allen silbernen und goldenen Zifferblättern anbrachte, identisch. Die ersten beiden Lyren in Sèvres-Porzellan, welche als Uhren konzipiert waren, sind im "Registre des ventes de la Manufacure" auf den 4.1.1786 datiert (Sèvres, M.N.C. ArchVy10, fo 13r). Ihre Farbe wurde "beau bleu" genannt. In der Liste werden sie gleich nach den verschiedenen Käufen von Louis XVI im Dezember 1785 aufgeführt, die dieser an den jährlich stattfindenden Verkaufsausstellungen der Manufaktur in Versailles tätigte. Als Käufer der Lyren kommt - entgegen anderer Behauptungen - nicht der König in Frage, sondern ein nicht erwähnter "marchand-mercier". In den gleichen Registern werden Zahlungen (ibid., Vy10, datiert auf den 30.1.1786), der Witwe Courieult erwähnt, Gattin des am 16.1.1786 verstorbenen Uhrmachers Gabriel. In dessen am 13.2.1786 erstelltem Inventar wird "une boîte de lyre en porcelaine bleu avec son cadran et ses bronzes sans être dorés, prisée deux cent quarante livres" (Paris, A.M. Min., Cen. CXIII. 564) aufgeführt - damit kann nur die Lyra in "beau bleu" aus dem oben erwähnten Kauf gemeint sein. Die Witwe Courieult kaufte 1786 eine zweite, 1787 5 weitere und 1788 noch eine Pendule (Sèvres, M.N.C. Arch., Vy10). Drei weitere Pendulen wurden vor dem Sturz der Monarchie anderen Personen verkauft; wovon eine als barzahlend notiert, jedoch nicht namentlich erwähnt ist (ibid., Vy10 und 11). In den Verkaufsregistern von 1795 und 1796 sind 12 an den Uhrmacher Kinable verkaufte Lyren "à fond bleu, rose, bleu céleste et vert" notiert. 1798 erwarb der Citoyen Cardineaux eine; weitere werden 1806 erwähnt, 7 Lyren "à fond bleu", ebenfalls von Kinable gekauft. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass im Zeitraum zwischen 1785 und 1806 nur 31 Porzellan-Lyren verschiedener Farbgebung verkauft wurden, davon gingen 8 an die Witwe Courieult und 19 an Kinable gingen, alle stammen aus den Directoire und Empire. Mehrere Lyra-Pendulen von Kinable sind bekannt und Bestand der Sammlungen des Victoria und Albert Museum in London (Inventarnr. 1004-1882), der Königlichen Sammlungen von England oder der Walters Art Gallery in Baltimore (Inventarnr. 58.232). Wie bereits dargelegt, hielt die Beliebtheit der Lyra-Pendulen auch während und nach der Revolution an, es ist wahrscheinlich, dass eine Pariser Manufaktur ähnliche Modelle herstellte, wovon jene der Fondation Ephrussi de Rothschild in Saint-Jean-Cap-Ferrat - mit Werk von J. Bréant und rosa Porzellan - das wohl prächtigste Beispiel ist. J. Coteau erhielt den Titel "maître-peintre-émailleur" an der Académie de Saint-Luc in Genf. In den späten 1760er Jahren zog er nach Paris, wo er in der Rue Poupée sein Atelier installierte. Bald hatte er sich einen Namen als herausragender Emailmaler gemacht und fertigte die wohl bedeutendsten und akkuratesten Zifferblätter seiner Zeit. Er entwickelte ein neues Verfahren, das es ihm ermöglichte, mit Goldlegierungen auf Porzellanfond zu malen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass er auch für die königliche Manufacture de Sèvres arbeitete. Einer der bedeutendsten Uhrmacher überhaupt war Abraham Louis Breguet. Er wurde 1747 in Neuchâtel geboren und zeigte schon sehr früh Interesse an der Uhrmacherei seines Stiefvaters. Dieser schickte ihn 1762 - gerade mal 15-jährig - zu einem berühmten Uhrmacher in Versailles in die Lehre. Dreizehn Jahre später gründete Breguet ein Geschäft am Quai d'Horologe und erlangte schnell einen hohen Bekanntheitsgrad - zu seinen Kunden gehörten auch Louis XVI und Napoleon. Breguet besass einen immensen Ideenreichtum und das Talent, bereits bestehende Lösungen zu verbessern, aber auch neue technische Möglichkeiten zu entwickeln. Mit viel beruflicher Begeisterung variierte er seine Erfindungen und experimentierte mit ihnen herum. So kam es, dass von den ca. 4000 Uhren, die in seiner Werkstatt entstanden sind, beinahe keine einer anderen gleicht. Breguet pflegte enge Kontakte zu anderen berühmten Uhrmachern seiner Zeit, wie zum Beispiel zu Ferdinand Bertoud und John Arnold. Die Firma, die Abraham Louis Breguet gegründet hatte, wurde nach seinem Tod 1823 von Enkeln und Urenkeln weitergeführt. Sie befindet sich heute an der Place Vendôme in Paris. Breguet verbesserte entscheidend die Automatik-Taschenuhr durch die Verwendung zweier Federhäuser und nannte sie "Perpetuelles". Sie funktionierten mittels eines Platin-Gewichtes. Er fertigte zudem Blindenuhren ("montres à tact") mit drehbarem Gehäuseboden, an dem ein Zeiger befestigt war; damit und anhand von Markierungen am Rand der Taschenuhr liess sich die Zeit ertasten.Breguet produzierte auch Schlagwerkuhren in höchster Vollendung, die bis dahin kein Uhrmacher fertiggebracht hatte. Das Talent Breguets zeigt sich in allen Bereichen der Uhrmacherkunst. Er hinterliess nicht nur in technischer, sondern auch in ästhetischer Hinsicht ein unvergleichliches Werk. Seine Uhren wurden so oft kopiert, dass er ab 1795 eine Geheimsignatur auf dem Zifferblatt anbringen lies: eine spezielle Gravur, die normalerweise unsichtbar war und nur aus einem bestimmten Blickwinkel gesehen werden konnte. 1783 erhielt er den Auftrag, die bis dato komplizierteste Uhr anzufertigen. Sie sollte alle bis dahin bekannten Komplikationen in sich vereinigen. Breguet wurde nicht unter Zeitdruck gesetzt, und so kam es, dass dieses Wunderwerk erst 1820 vollendet wurde. Die Uhr, die den Namen "Marie Antoinette" bekam und Räder, Platinen und Brücken aus Gold besitzt, wurde mit einem Minutenrepetitions-Schlagwerk versehen, d.h. die Zeit wird auf Knopfdruck und auf die Minute genau akustisch angegeben. Breguet fügte auch einen "Ewigen Kalender", ein Kalendarium, das selbsttätig die verschiedenen Monatslängen und sogar die Schaltjahre berücksichtigt, und einen Selbstaufzug mit Auf- und Abzeiger, anhand dessen sich die Energiereserve der Zugfeder ablesen liess. Ferner zeigte die Uhr die Differenz zwischen zwölf Uhr Mittag und den tatsächlichen Höchststand der Sonne an. Dieses Wunderwerk der Uhrentechnik befindet sich heute im Mayer-Museum in Jerusalem. Lit.: C. Jagger, Royal Clocks, London 1983; S. 130 (Abb. 176 und 178, nahezu identische Pendulen mit Werken sign. Kinable bzw. Garrigues; beide Pendulen sind heute Bestand der königlichen Sammlung von England). H.L. Tardy, Les plus belles pendules françaises, Paris 1994; S. 81 (eine nahezu identische Pendule mit Werk sign. Kinable, heute Bestand der Sammlungen des Victoria & Albert Museum in London). Ibid., Dictionnaire des horlogers français, Paris 1972; S. 34. Ibid., La pendule française des origines à nos jours, Documentation recueillie auprès de nos penduliers, Paris 1961-64; II. J.D. Augarde, Les ouvriers du temps, Genf 1996; S. 258 (Abb. 203, die erwähnte Pendule aus unserer November-Auktion 1995). Ibid., S. 103 und 342 (Abb. 2 Pendulen mit Zifferblättern von Coteau). P. Kjellberg, La pendule française du Moyen Age à nos jours, Paris 1997; S. 230 (Abb. B, eine nahezu identische Pendule, heute Bestand der Sammlungen des Musée de Sèvres). E. Niehüser, Die französische Bronzeuhr, München 1997; S. 261 (Abb. analoger Pendulen). Thieme/Becker, Leipzig 1999; 7/8, S. 551 (biogr. Angaben zu J. Coteau).


CHF 200 000 / 300 000 | (€ 206 190 / 309 280)

Sold for CHF 269 500 (including buyer’s premium)
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