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Lot 1081* - A139 Furniture, Porcelain & Decoration - Thursday, 07. December 2006, 10.00 AM

IMPORTANT CARTEL CLOCK WITH PLINTH, Régence, the case from a Paris master workshop, the front cartouche and the movement signed THURET A PARIS (Jacques III Thuret, 1669 Paris 1738), Paris circa 1710/20. Matte and polished gilt bronze, also blue tinted horn. The sides inlaid with exceptionally fine brass fillets and brown tortoiseshell in "contre partie". Richly shaped case "de forme violonnée", crowned with a putto bearing the attributes of Jupiter. The plinth with central portrait medallion on blue horn plaque. The clock with relief decorated bronze dial with 12 enamel dials, fine brass movement with "échappement à roue du rencontre", filament suspension and 1/2 hour striking on bell. Fine gilt bronze mounts and applications in the form of lions' heads, torches, shells, rosettes, palmettes and flowers. 36.5x15x5x110 cm. Provenance: from a Paris collection.

Régence, das Gehäuse aus einer Pariser Meisterwerkstatt, die Fronton-Kartusche und das Werk sign. THURET A PARIS (Jacques III Thuret, 1669 Paris 1738), Paris um 1710/20.
Bronze matt- und glanzvergoldet sowie blau gefärbtes Horn, die Seiten eingelegt mit ausserordentlich feinen Messingfilets und braunem Schildpatt in "contre partie". Markant geschweiftes Gehäuse "de forme violonnée", bekrönt von einem Putto mit Jupiterattributen über feinem weiblichem Maskaron, auf markant eingerollten Volutenfüsssen und feinem, eingezogenem Sockel mit zentralem Portrait-Medaillon auf blauer Hornplatte, flankiert von je 1 vorstehenden Eckpilaster. Fein reliefiertes Bronzezifferblatt mit 12 Emailkartuschen für römische Stundenzahlen. Feines Messingwerk mit "échappement à roue du rencontre", Fadenaufhängung und 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Feine vergoldete Bronzebeschläge und -applikationen in Form von Löwenköpfen, Fackeln, Muscheln, Mäanderband, Rosetten, Palmetten, Blumen, Blättern und Zierfries. 36,5x15x5x110 cm.

Provenienz: Aus einer Pariser Sammlung. Hochbedeutendes Cartel von bestechender Qualität und Eleganz, die kreative Potenz der Entwerfer der Jahre um 1710/20 in exemplarischer Weise manifestierend. Es sind wenige identische Modelle bekannt. Das eine wurde bei Mercier/Velliet/Thullier/Issalay in Lille am 24.4.1988 (Katalognr. 5) verkauft. Ein weiteres wurde in der Vente Collection Kraemer am 2.6.1913 (Katalognr. 308) verkauft. Beide Cartelle besassen ein von J. III Thuret signiertes Werk. Ein drittes identisches Modell befindet sich in der Frick Collection in New York, stammt aus der Sammlung Dalva Brothers und besitzt ein von François Rabby signiertes Werk. Im englischen Kunsthandel wurde in den 1980er Jahren ein gleiches Modell ohne Konsole angeboten, das Werk ebenfalls signiert J. III Thuret. 3 weitere Cartelle sind Bestand der Sammlungen von Schloss Fasanerie bei Fulda, der Eremitage in St. Petersburg und des Musée des Arts Décoratifs in Paris. J. III Thuret übernahm 1694 von seinem Vater Isaac II den Titel "Horloger du Roi". Er führte ein Atelier in den Galerien des Louvre, arbeitete seit 1695 für die französische Krone und hatte die Aufgabe "à entretenir toutes les pendules des bâtiments tant à Paris qu' à Versailles". Er arbeitete regelmässig mit A.C Boulle zusammen, der ebenfalls in den Galerien des Louvre eine Werkstatt führte. Von den beiden wurde Anfang des 19. Jahrhunderts eine Pendule mit Motiv des "Enlèvement de Cybèle" für den Königshof gefertigt. Es sind weitere gemeinsame Werke bekannt, wie zum Beispiel die sogenannten "Pendules du Temps Couché", die für Kardinal Ottoboni und für Max Emanuel von Bayern hergestellt wurden. J. III Thuret verarbeitete auch Gehäuse von C. Cressent, in seiner Privatsammlung befanden sich auch welche, die nach Vorlagen von G.M. Oppenord und J. I Bérain gefertigt worden waren. Das Gehäuse unseres Cartels weist mit seiner gewagten, innovativen Formgebung und der höchsten Qualität der Ausführung auf eine Pariser Meisterwerkstatt hin. Wie bereits erwähnt arbeitete J. III Thuret mit den bedeutendsten "bronziers" und Entwerfern seiner Epoche zusammen; eine sichere Identifizierung scheint somit nicht möglich. Als Hersteller des Gehäuses kommt aber weniger der für seine Rocaillen-Formgebung bekannte C. Cressent, sondern vielmehr A.C. Boulle in Frage, da H. Ottomeyer und P. Pröschel über dieses Cartel (S. 78) zu Recht schreiben, dass "die Kompositionsprinzipien wie auch ihre technische Bewältigung (...) den Arbeiten Boulles entsprechen". A.C. Boulle, bereits in jungen Jahren als "menuisier d'art" und "charpentier" tätig, arbeitete als polyvalenter Künstler in den 1660er Jahren in der Abbaye Sainte-Geneviève als Maler, Bildhauer und Stukkateur. Diese Tätigkeiten ermöglichten ihm den Zugang zur Académie St. Luc und brachten ihm den ersten Auftrag des Königs ein, zwei Gemälde. Der am französischen Hof tätige Colbert erkannte sehr früh das künstlerische Talent des jungen Boulle und lobte ihn als "le plus habile dans son métier". Boulle erhielt durch ihn als Nachfolger von J. Macé eine Wohnung im Louvre. Es folgte ein rasanter Aufstieg mit zahlreichen Aufträgen, die ihm den Titel "architecte, peintre, sculpteur en mosaique, ciseleur-graveur, marqueteur, inventeur de chiffre" und das Privileg einbrachten, mehrere Aktivitäten zu kombinieren, was angesichts der starken Korporationen der Zünfte eine enorme Freiheit bedeutete: Er konnte all diese Tätigkeiten in seinem Atelier ausüben. Der riesige Erfolg seiner qualitativ hochwertigen Möbel, Bronzen, Pendulen, Leuchter, Postamente und Einrichtungsgegenstände führte zu einer Fülle von Aufträgen für den französischen Hof, aber auch für die gesamte führende Adelsschicht von Frankreich, wie zum Beispiel für die Ducs d'Orléans und de Bourbon, für den Prince de Condé, die Duchesse du Barry, den Kardinal von Rohan, für ausländische Könige und Fürsten wie König Philippe V. von Spanien, den Bischof von Köln und Prinz Maximilian Emanuel von Bayern. Trotz des enormen Erfolges kämpfte Boulle ständig mit finanziellen Problemen und war auf die Hilfe des Königs angewiesen, wie beispielsweise im Jahr 1703: "Le Roi a bien voulu accorder cette fois encore à Boulle un arrest de surséance pour six mois à condition que ce sera la dernière grâce que sa Majesté luy fera là-dessus". Es waren die finanziellen Schwierigkeiten, vor allem die ausstehenden Lohnauszahlungen an seine Arbeiter, und Steuerprobleme, die Boulle im Jahr 1715 zwangen, das Unternehmen an vier seiner Söhne zu überschreiben - allerdings ohne die Zügel aus der Hand zu geben. Bis ins hohe Alter blieb er in seiner Werkstatt tätig und war verantwortlich für die neue Formensprache der Régence. Die ursprünglich aus Italien und Holland stammende Einlegearbeit mit Messingfilets, Schildpatt und Elfenbein wurde im späten 17. Jahrhundert von dem für den Hof im Louvre tätigen A.C. Boulle zu höchster Vollendung weiterentwickelt; daher wird diese Technik als "Boulle-Marketerie" bezeichnet. Als zeichnerische Vorlagen für die Motive müssen vor allem die Arbeiten von J. Bérain (1638-1711) erwähnt werden. Lit.: J.D. Augarde, Les ouvriers du temps, Genf 1996; S. 402f. (biogr. Angaben zu J. III Thuret). H. Ottomeyer / P. Pröschel, Vergoldete Bronzen - Die Bronzen des Spätbarock und Klassizismus, München 1986; I, S. 78 (Abb. 1.12.4, das erwähnte Cartel ohne Konsole). W. Edey, French Clocks in North American Collections, New York 1982; S. 45f. (Tafel 37, das Cartel aus der Frick Collection). P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 106-114 (biogr. Angaben zu A.C. Boulle). A. Pradère, Die Kunst des französischen Möbels, München o.J.; S. 67-109 (biogr. Angaben zu A.C. Boulle). J.P. Samoyault, André Charles Boulle et sa famille, Paris 1979 (biogr. Angaben zu A.C. Boulle).


CHF 180 000 / 280 000 | (€ 185 570 / 288 660)

Sold for CHF 235 000 (including buyer’s premium)
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