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Lot 3045 - A146 Old Master Paintings - Friday, 19. September 2008, 02.30 PM

ROMAN SCHOOL, CIRCA 1630–40

The rape of Ganymed. Oil on canvas. 150.5 x 214 cm.
Der Raub des Ganymed.
Öl auf Leinwand.
150,5 x 214 cm.

Die Komposition dieses Gemäldes geht mit einigen Freiheiten auf eine Zeichnung von Michelangelo zurück, die heute verschollen, aber noch durch Kopien bekannt ist, wie das Blatt in der Sammlung H.M. Königin von England in Windsor Castle (siehe A.E. Popham, A.E. und Wilde: The Italian Drawings of the XV and XVI Centuries at Windsor Castle, S. 265, Nr. 457, Abb. 103; Vgl. auch Abb.1). Die hier gezeigte Komposition weicht in einigen Details von der Zeichnung ab, vor allem in der Haltung der Arme des Ganymed. In der Zeichnung greifen diese ausgestreckt hinter die Flügel des Adlers, während im Gemälde er dem Adler zugewandt ist und mit beiden Armen nach links den Hals des Adlers umschliesst. Michelangelos Zeichnung gehörte zu einer Gruppe von vier Blättern mit weiteren Darstellungen des Tityus, Sturz des Phaeton und einem Kinderbacchanal, die der Künstler um 1532 seinem erst kürzlich kennengelernten römischen Freund Tommaso de Cavalieri schenkte. Von den vier Blättern ist nur die Zeichnung des Ganymed verschollen, die Originale der anderen drei befinden sich heute in Windsor (Popham und Wilde, ebd., Nr. 429/31). Als Tommaso die Zeichnungen um Neujahr 1533 erhielt, schrieb er an Michelangelo: "in questo mezo mi pigliaro al manco doi hore del giorno in contemplare doi vostri disegni che Pierantonio (Cecchini = Bildhauer) mi a portati, quali, quanti piu mi liro, tanto piu piacciono; et appagero il mio male, pensando alla speranza che ' l detto Pierantonio mi a data di farmi vedere altre cose delle vostre" (siehe Popham und Wilde, ebd., S. 252/3). Wie E. Panofsky (Studies in Iconology, 1962, S. 212ff.) erklärt, bringen diese vier Blätter Michelangelos äusserst persönlichen platonischen Gedanken gegenüber seinem Freund zum Ausdruck. Dabei werden die zwei Blätter von Ganymed und Tityus innerhalb dieser Folge von vier Blättern als Gegenstücke angesehen und als Ausdruck zweier Liebes-Formen interpretiert: Die himmlische und die irdische Liebe (Amor Sacro e Profano). Ganymed, der auf Flügeln eines Adlers empor steigt, symbolisiert die Ekstase der platonischen Liebe, worin der Geist sich vom Körperlichen befreit und das seelische Glück erreicht, während Tityus im Hades die Qualen der sinnlichen Liebe symbolisiert. Kurz nach Entstehen der Zeichnungen Michelangelos wurden diese in Rom bekannt und berühmt und fanden viel Nachahmer. Selbst Giorgio Vasari erwähnt diese ausführlich in "Le Vite". Das Thema des Raub des Ganymeds entstammt den Metamorphosen des Ovid (X, 162 / 61). Hier wird erzählt, wie sich Jupiter in den hübschen Jüngling verliebt und ihn auf seinen Flügeln auf den Olymp entführt. In der Renaissance war dieses Thema besonders beliebt und wurde als Symbol des himmlischen Glückes gesehen. Siehe dazu auch das Emblem von Alciati mit Titel "In Deo Letandum" (Sei Glücklich mit Gott), (Alciatus, Andreas: The Latin Emblems, Toronto 1985, Nr. 4).


CHF 30 000 / 40 000 | (€ 30 930 / 41 240)

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