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Lot 1250* - A145 Furniture, Porcelain & Decoration - Monday, 19. May 2008, 10.00 AM

SUITE OF CHAIRS "A L'ANTIQUE",late Louis XVI, probably Russia , end of the 19th century Comprising 1 two-seater canapé, 1 pair of fauteuils and 1 pair of chairs. Fluted, shaped and very finely carved parcel-gilt tulipwood frames with vases, garlands, flowers and leaves. The canapé and the fauteuils with fine Wedgwood medallion depicting scenes from Greek mythology. The covers in light blue silk with fine flowers and leaves. Canapé 136x60x45x99 cm, Fauteuils 62x55x45x99 cm, chairs 52x46x45x96 cm. Provenance: from an English private collection.

spätes Louis XVI, wohl Russland, Ende 19. Jh.
Bestehend aus 1 zweiplätzigen Canapé, 1 Paar Fauteuils und 1 Paar Stühlen. Rosenholz kanneliert, profiliert und ausserordentlich fein beschnitzt mit Henkelvase, Girlanden, Blumen, Blättern und Zierfries sowie teils vergoldet. Das Canapé und die Fauteuils mit feinen Wedgwood-Medaillons; Darstellungen aus der griechischen Mythologie mit Figurenstaffage. Hufförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit sich nach unten verjüngenden Beinen mit Nodus. Medaillonförmige Rückenlehne mit zentraler Henkelvase, das Canapé und die Fauteuils mit gepolsterten Armlehnen auf geschweiften -stützen. Hellblauer Seidenbezug mit feinen Blumen und Blättern. Canapé 136x60x45x99 cm, Fauteuils 62x55x45x99 cm, Stuhl 52x46x45x96 cm.

Provenienz: Aus einer englischen Privatsammlung. Hochbedeutendes, als "Rarissima" zu bezeichnendes Ameublement von perfekter Qualität und Eleganz, das die "Verspieltheit" und Eigenständigkeit russischer Hofmöbel in exemplarischer Weise offenbart; es ist die meisterhafte Verbindung französischer, englischer und deutscher Entwürfe und Vorbilder. Die hochwertige Ausarbeitung lässt auf einen höfischen Spezialauftrag schliessen - die Sitzmöbel zeigen die "modische Eleganz" der Epoche und dadurch einen bedeutenden Repräsentanz-Charakter. Ein modellogleiches Ameublement ist Bestand des deutschen Kunsthandels und wurde an der TEFAF in Maastricht 2008 angeboten. Mehrere dekorative und konstruktionstechnische Elemente lassen die Zuschreibung an Russland sinnvoll erscheinen und zeigen zugleich den Einfluss französischer und englischer Entwerfer auf Werke für den Zarenhof. Die Vorbilder dieser Möbel waren sowohl direkte Käufe des Zarenhofes in Paris oder London sowie solche von Aristokraten auf Reisen durch Westeuropa, als vor allem auch zeichnerische Vorlagen der berühmtesten Entwerfer der Epoche; die Kataloge von Delafosse, Neufforge, Percier et Fontaine, Chippendale, Sheraton, Hope, Grossmann, Scheich usw. erfreuten sich grösster Beliebtheit und fanden in der typisch "russischen" Adaptation ihre kongeniale Weiterentwicklung. Diese Kataloge - mit Titeln wie "Receuil de décorations intérieures", "Journal des Luxus und der Moden", "Magazin für Freunde des guten Geschmacks", "Magazzino di mobili et modelli di mobili di ogni genere" usw. richteten sich nicht ausschliesslich an Spezialisten, sondern an die potente Käuferschicht, welche ihrerseits Wünsche und Vorstellungen von "richesse d'effet" den Ebenisten, Architekten und Entwerfern mitteilten. Dies ist deshalb von grosser Bedeutung, weil sich damit die schier endlos erscheinende Formenvielfalt russischer Hofmöbel erklären lässt wie auch die Tatsache, dass im ausgehenden 18. Jh. historisch verschiedene Stile und Formensprachen in Russland zur gleichen Zeit gefertigt und miteinander kombiniert wurden. Einer der wesentlichsten Entwerfer/Architekten, die im ausgehenden 18. Jh. am russischen Hof tätig waren und entscheidende Impulse für die Formenvielfalt und Phantasie gaben, war der aus Schottland stammende C. Cameron (1740-1812). Von ihm sind beispielsweise die von einem "extrème audacieux" geprägten Fauteuils "aux salamandres", bei welchen vollplastische Salamander die Armlehnen entlang zu kriechen scheinen und so die meisterhafte Umsetzung des "goût exotique" darstellen. Es sind vor allem exotische Einflüsse wie orientalische Dekors und Formensprachen, Tiere und klassizistisch-antike Symbole, welche die Möbel- und Einrichtungsgegenstände des Zarenhofes um 1800 charakterisieren. Der wohl wichtigste russische Entwerfer/Architekt ist A. Voronikhine (1760-1814), der in den ausgehenden Jahren des 18. Jh. für den Herzog Stroganoff das Dekor für dessen Palast fertigte, ehe er sich in St. Petersburg niederliess, um als Professor der Architektur-Akademie zahlreiche Projekte der Innenausstattung von Palästen zu übernehmen, insbesondere von Pavlowsk. Im Jahre 1801 zerstörte ein Grossbrand wesentliche Teile des Palastes, und A. Voronikhine erhielt den Auftrag der Neumöblierung und -einrichtung. Es sind vor allem die Sitzmöbel, bei welchen der Entwerfer die grösste Phantasie bei Beinen, Armlehnen, -stützen oder die für Russland typischen "fächerartigen Rückenlehen, ausserordentlich feine Schnitzerei der Gestelle mit Präferenz von Tiermotiven (Adler, Löwe, Schwan). Durch Verbindung verschiedener dekorativer Elemente erhielten seine Entwürfe - wie auch die hier angebotene Folge - eine "zeitlose Eleganz". Es sind genau diese Elemente, welche die herausragende Eigenständigkeit russischer Hofmöbel charakterisieren - ohne auf die Einflüsse von Frankreich (man beachte die stark Jacobsche Eleganz des Klassizismus) und England (man denke an die leicht wirkenden "meubles grecs" von T. Sheraton, bei welchen Adler- und Löwenfiguren als Armlehnstützen mit markant eingerollten Volutenfüssen anzutreffen sind) zu verzichten. Lit.: A. Chenevière, La splendeur du mobilier russe, Paris 1989; S. 65-71 (Einflüsse von C. Cameron), S. 115 (Abb. 95, ein Fauteuil mit analoger Grundstruktur der Rückenlehne), S. 155-178 (Angaben zu A. Voronikhine, Abb. 155, 156, 158 und 178, verschiedene Fauteuils mit analogen oder ähnlichen Dekorations- und Konstruktionselementen). H. Honour, Chef d'oeuvres du mobilier, Fribourg 1971; S. 187-194 (mit Abb. des erwähnten Canapé "aux aigles"). G. Janneau, Le mobilier français - les sièges, Lüttich o.J.; S. 170f. (Abb. 322 und 324, 2 Fauteuils von G. Jacob, mit ihrer originellen Formensprache ein möglicher Einfluss). E. Hohn, Stühle - von der Antike bis zur Moderne, München 1982; S. 173 (Abb. 388/389, ein Fauteuil von T. Hope). M.Q. Flit / A.N. Gouzanov / L.V. Koval / Y.V. Moudrov, Pavlowsk - le Palais et le Parc, Paris 1991.


CHF 60 000 / 100 000 | (€ 61 860 / 103 090)

Sold for CHF 78 000 (including buyer’s premium)
All information is subject to change.