Provenienz: - Les Enluminures, Paris, 1992 - Privatsammlung Österreich, seit 1993 - Privatsammlung Schweiz, seit 2004 Schwesterstücke: - Chagrin Falls, Ohio, Privatsammlung, David spielt die Harfe - Cleveland, Museum of Art, 24.804, Christus der Auferstehung - Cambridge (Mass.), Harvard University, Houghton Library 1916.20, Himmelfahrt Christi - Cambridge (Mass.), Harvard University, Houghton Library 1916.16, Pfingsten - Venedig, Fondazione Giorgio Cini, 2201, heilige Augustinerin (S. Monica?) vor dem Angesicht Gottes Bibliographie: Sandra Hindman, les Enluminures, Cat 1, Paris 1992, S. 28-29 Friedrich Georg Zeileis, Più ridon le carte. Buchmalerei aus Mittelalter und Renaissance, Gallspach 2004, S. 308-309 Chiara Maggioni, Maestro dei Fondi Giallini, in: Dizionario Biografico dei Miniatori Italiani (ed. Milvia Bollati), Mailand 2004, S. 461-462 mit der relevanten Literatur zum fraglichen Miniaturisten. Vorliegende Bildinitiale mit dem heiligen Ambrosius, Fragment eines Graduales, verkörpert ikonographisch genauestens den in der Lombardei gängigen Typus des frontal dargestellten Heiligen mit erhobener Geissel in der Linken und Bischofstab in der rechten Hand, wie er in ähnlicher Form auf einer Tafel eines Nachfolgers der Zavattari in Privatbesitz und auf einem Bild der Zavattari selbst (Rom, Museo Nazionale di Castel Sant'Angelo) zu greifen ist. Der lombardische Meister dieser Miniatur verbindet sich stilistisch eng mit der Illustratorenkunst des sogenannten "Maestro delle Vitae Imperatorum", eines im 2.Viertel des 15. Jahrhunderts tätigen anonymen lombardischen Buchmalers, der seinen kunsthistorischen Notnamen seinen auf ca. 1430 datierbaren Illustrationen in einem Manuskript mit den Vite degli Imperatori von Sueton (Paris, Bibliothèque Nationale ms it. 131) verdankt. Gegenüber den Werken dieses Protagonisten der lombardischen Buchmalerei des frühen 400 nimmt sich der Stil unseres Künstlers etwas vereinfacht aus, doch wie ein Vergleich mit einer Miniatur des erwähnten Pariser Manuskriptes des Meisters der Vitae Imperatorum zeigt, strebt auch unser Illustrator den gleichen ästhetischen Idealen kultivierter höfischer Gotik nach. Die besonders nahe Stilverwandtschaft mit dem Frühwerk des Meisters der Vitae Imperatorum lässt schliessen, dass es sich hier um eine relative frühe Arbeit unseres Meisters handelt, was von Chiara Maggioni im Dizionario Biografico dei Miniatori Italiani in ihrem Eintrag zum Maestro dei Fondi Giallini bestätigt wurde. Aufgrund der klaren Stilbezüge zu den 1430-1440 entstandenen Miniaturen des Meisters der Vitae Imperatorum darf für vorliegende Bildminiatur und ihre Schwesterstücke eine Datierung gegen 1445 postuliert werden. Prof. Dr. Gaudenz Freuler