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Lot 1200* - A152 Furniture, Porcelain & Decoration - Thursday, 25. March 2010, 10.00 AM

IMPORTANT MANTEL CLOCK "AU FUMEUR" WITH MUSIC BOX,Empire, from a Paris master workshop, probably by P.P. THOMIRE (Pierre Philippe Thomire, 1751-1843), the musical movement signed H. CAPT (Henri Capt, 1779 Geneva 1843), circa 1810/20. Matte and polished gilt bronze, burnished bronze and partly ebonized mahogany. The clock with bronze dial and fine gilt and pierced brass hands. Anchor escapement striking the 1/2 hours on bell. Musical box with 4 melodies on the hour and on demand. 33x20x62 cm. Provenance: from a private collection, Frankfurt. A highly important clock with the depiction of Toussaint Louverture, Haitian politician (Santo Domingo 1743-1803 France).

Empire, aus einer Pariser Meisterwerkstatt, wohl von P.P. THOMIRE (Pierre Philippe Thomire, 1751-1843), das Walzenspielwerk sign. H. CAPT (Henri Capt, 1779 Genf 1843), um 1810/20.
Matt- und glanzvergoldete bzw. brünierte Bronze sowie teils ebonisiertes Mahagoni. Stehender, lächelnder Mohr in Fürstengewändern, mit fein bemalten Glasaugen und beweglichem Kopf, im dicken Bauch das Werkgehäuse tragend, in der rechten Hand eine Pfeife, auf feinem Ovalsockel mit Walzenspielwerk. Markant bombiertes Bronzezifferblatt mit römischen Stundenzahlen. Feine, vergoldete und durchbrochene Messingzeiger. Ankerwerk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Walzenspielwerk mit 4 Melodien auf Anfrage und beim Stundenschlag. 33x20x62 cm.

Provenienz: Privatsammlung, Frankfurt. Hochbedeutende und sehr seltene Pendule von bestechender Qualität und Eleganz. Hochbedeutende Pendule mit Darstellung von Toussaint Louverture, Politiker Haitis (Santo Domingo 1743-1803 Frankreich), von stark pittoreskem Charakter, den idealisierten Wohlstand des sog. "bon nègre" mit der zeitgemässen Modeerscheinung des aus den Antillen importierten Tabakrauchens verbindend. Es sind nur wenige identische Modelle bekannt. Eines war Bestand der Ausstellung "La pendule au nègre" vom 29.4.-12.6.1978 im Musée de l'Hôtel Sandelin in Saint-Omer (Katalognr. 11) und stammte ursprünglich aus der Sammlung Kugel, Paris, und ist nun Bestand der Sammlungen des Musée F. Duesberg in Mons (Katalognr. 69) - mit einer Zuschreibung der Bronzen an P.P. Thomire. Ein weiteres, mit originaler Pfeife, wurde in unserer Dezemberauktion 1997 (Katalognr. 1138) verkauft. Ein weiteres, jedoch kleineres Modell mit Mahagonipostament ist Bestand der königlichen Sammlungen von Spanien und unter Nr. 129 im Inventar der Pendulen des "Patrimonio Nacional" aufgelistet. Die grosse Bedeutung der hier angebotenen Pendule liegt nicht nur im hohen dekorativen Wert, sondern auch in der historischen Aussage des Sujets des Eingeborenen in fürstlichen Gewändern: die Ideale der postrevolutionären Epoche "liberté, égalité, fraternité". In den am 26.8.1789 geschaffenen Menschen- und Bürgerrechten wurde das national verstandene, angeborene und unveräusserliche Recht des Menschen verankert. Im ersten Artikel der Erklärung heisst es: "Die Menschen sind und bleiben von Geburt an frei und gleich an Rechten. Soziale Unterschiede dürfen nur im gemeinen Nutzen begründet sein." Wenn auch rückblickend gesagt werden muss, dass sich ein Teil dieser Rechte nicht realisieren liess, vieles "abstrakt" blieb und die realen Gesellschaftsstrukturen des ausgehenden 18. Jahrhunderts zu wenig berücksichtigt wurden, hatte der Doktrinarismus mit Anspruch auf universelle Gültigkeit eine weit über die Grenzen Frankreichs reichender Einfluss. Die bewusst nach aussen getragenen Revolutionsideale zeigten Wirkung. Der Nationalkonvent - die revolutionäre Regierung Frankreichs - begrüsste mit grosser Euphorie den schwarzen Anführer des haitianischen Aufstandes als Helden einer Weiterentwicklung und Auswertung französischer Revolutionsideale. Der sich vom Sklaven zum "bon citoyen" hochgekämpfte Eingeborene wurde in zahlreichen Zeitungen auch in seiner exotischen Kleidung abgebildet. Die hier angebotene Pendule nimmt dieses Sujet des "bon citoyen nègre" auf und idealisiert die Figur zu einer wohlhabenden, "europäisierten" Person. Damit bekommt die Pendule einen soziokulturellen, politischen Charakter. Von seinem Vater Luc-Philippe (gest. 1783) erhielt P.P. Thomire 1772 den Titel "Maître fondeur-ciseleur", vier Jahre später fügte er "doreur" hinzu. 1783 wurde er Nachfolger von C. Duplessis als "ciseleur et doreur" der Manufacture de Sèvres. Zudem soll er, nach einer Bildhauer-Ausbildung in der Akademie St. Luc, die Ateliers von A. Pajou und J.A. Houdon besucht haben. Mit Houdon arbeitete er mehrmals zusammen, so beispielsweise für die Büste "Grandeur Nature" für Prinz Henri von Preussen (1789). Nach R.G. Dardel schuf er die "Grand Condé à la bataille de Fribourg" (1785), zudem übernahm er Figuren von J.B. Pigalle und L.S. Boizot in Bronze. Während der gleichen Zeit schuf P.P Thomire eigene Modelle und Skulpturen, wie zum Beispiel die "Deux amours se disputant un coeur" für die Ausstellung im "Salon de la Correspondance" 1781, zwei Portraits von Voltaire und ein weiteres von J.J. Rousseau. Seltener sind seine Figuren in Marmor, wie das Selbstportrait für die Ausstellung im Salon 1810. Seine Zusammenarbeit mit L.S. Boizot, Leiter der Bildhauer in der Manufacture de Sèvres, war, wie die zahlreichen Modelle beweisen, sehr fruchtbar und hielt bis zu Boizots Tod an. Die Kontakte zu N. Delaistre, J.J. Foucou, P.P. Prud'hon und P.L. Roland und die entstandenen gemeinsamen Projekte brachten Thomire bereits in den 1780er Jahren den Ruf als bester "fondeur-ciseleur" von Paris ein. Diese Erfolge wurden während der letzten Jahre des ausgehenden 18. Jahrhunderts durch Auftragsarbeiten für das Ausland - vor allem für die Königs- und Adelshäuser in Spanien und Russland - so markant verstärkt, dass er die grosse Nachfrage nach Luxusobjekten 1807 nur mit über 200 Angestellten zu bewältigen vermochte. Seit 1804, als er Objekte aus dem Geschäft von M.E. Lignereux, dem er früher Bronzen geliefert hatte, aufkaufte, gelangen ihm die wohl phantasievollsten Werke. Bereits im Directoire erhielt er anlässlich der Ausstellung der "Produits industriels" die Goldmedaille, eine Ehrung, die Thomire und seiner Firma bis zu seinem Tod in jeder Ausstellung zuteil wurde. 1834 erhielt er von König Louis-Philippe die Mitgliedschaft der "Légion d'Honneur". Seine Werke, bestechend durch Phantasie, Formensprache, Bronzenarbeit und Vergoldung machen P.P. Thomire zu einer Ausnahmefigur von höchster Güte. Für das Unternehmen Thomire waren die Jahre nach 1820 von der Übernahme der Firma durch P.P. Thomires Schwiegersöhne und Enkel und von grossen finanziellen Schwierigkeiten geprägt. P.P. Thomire zog sich nach 1823 langsam zurück, blieb aber als "künstlerischer Mentor" die bedeutendste kreative Kraft. Lit.: J. Niclausse, Thomire, Fondeur-Ciseleur - sa vie, son oeuvre, Paris 1947. Ausstellungskatalog "La pendule au nègre" (1978); S. 21 (Nr. 11). Katalog Museo del Relojo antiguo in Madrid, Madrid 1977; N 13 (gleiches Modell).


CHF 120 000 / 180 000 | (€ 123 710 / 185 570)

Sold for CHF 126 000 (including buyer’s premium)
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