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RICCO (ERICH WASSMER)

* 13.10.1915 ALLSCHWIL, † 27.3.1972 ROPRAZ

Maler und Zeichner.

Ricco Wassmer wächst als Sohn von Max und Tilli Wassmer-Zurlinden im Schloss Bremgarten bei Bern auf. Die Eltern beherbergen zahlreiche Künstler, unter anderen Louis Moilliet, Hermann Hesse und den Komponisten Othmar Schoeck. Die Familie fördert Riccos künstlerisches Talent und sein Interesse für Kunst, Literatur und Musik, nachdem die Weiterführung der elterlichen Zementfabrik durch seine zwei Brüder gesichert ist.

Ricco studiert ab 1936 Malerei bei Julius Hüther (1881–1954) in München und hört dort Vorlesungen in Kunstgeschichte. Ab 1937 besucht er in Paris die Académie Ranson bei Roger Bissière (1886–1964) und hält sich dort bis kurz vor dem Zweiten Weltkrieg auf. Seine ersten Ausstellungen finden in dieser Zeit im Salon des Jeunesses du Monde in Paris statt. 1941 bezieht er mit einem Jugendfreund die sogenannte Einsiedelei im solothurnischen Oberramsern. 1942 Malunterricht bei Cuno Amiet auf der Oschwand. 1943 besucht er Kurse bei Max von Mühlenen in Bern. 1948 fährt Ricco per Frachtschiff um die Welt, zuerst als Passagier, dann als Küchenjunge, und verbringt anschliessend einige Monate auf Haiti. Zurück in Europa bewohnt er von 1951–1963 das Schloss Bompré bei Vichy. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz lebt er bis zu seinem Tod in Ropraz (Kanton Waadt). Das Reisen bleibt Riccos Inspirationsquelle. Er bereist Nordafrika, Sri Lanka, Malaysia und Thailand. Ab 1948 dienen ihm Reiseaufnahmen und inszenierte Fotografien als Vorlagen für seine Bildmotive.

Riccos Werk beinhaltet bis 1939 religiöse Darstellungen, Akte und Intérieurs sowie Szenen von Schloss Bremgarten, die in einem naiv anmutenden Stil gemalt sind. Die nächtlichen Schlossszenen thematisieren die intensive Auseinandersetzung mit seiner im Nachhinein idealisierten Jugend. Mit den Stillleben, die bis 1946 Schwerpunkt seiner Motive bleiben, gibt er die pastose Malerei zugunsten eines glatten Farbauftrages auf. Die Vielzahl der Gegenstände auf Riccos Bilder zeugen von seiner Sammlerleidenschaft. Dabei lässt er die teilweise symbolisch aufgeladenen Dinge miteinander in Zwiesprache treten.

1942 entstehen zwei Gemälde, die Riccos künftige Ausdrucksweise vorwegnehmen: In Moderner Sebastian (Der Glaube) stellt er den mittelalterlich dargestellten Heiligen vor die urbane Kulisse eines tristen Vorortes. Im Selbstbildnis Ricco sui ipsius verflechtet er mittels auffälligen Bild-im-Bild-Inszenierungen verschiedene Realitätsebenen miteinander. Im Verschieben der Grössenverhältnisse und dem Benutzen von Bildvorlagen Alter Meister verdeutlicht er seine Vorstellung von einer Wirklichkeit, über der eine ausgeprägte Melancholie und Einsamkeit liegt. Nach dem Krieg entstehen Schiffbilder und Hafenszenen sowie Porträts und Hommagen. Als Inspirationsquellen dienen ihm Texte der Autoren Arthur Rimbaud, Antoine de Saint-Exupéry und Alain Fournier.

Ricco variiert die eigenständige Formensprache bis an sein Lebensende. Die meist knabenhaften Modelle sind oft die einzigen Lebewesen in seinen Bildern, aber auch sie wirken in sich gekehrt, melancholisch, einsam – wie das gesamte Œuvre vielfach eine beunruhigende Stille vermittelt. In Riccos Werk scheinen Parallelen zu Max Ernst, Henri Rousseau oder Niklaus Stoecklin auf. Ebenso wird seine profunde Kenntnis der Kunstgeschichte sichtbar. Indem er in seinen Inszenierungen die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen thematisiert und unterschiedliche Realitäten miteinander verwebt, schafft er neue, unverkennbare Bildwelten. Diese besitzen eine erstaunliche Eigenständigkeit, trotz formaler und inhaltlicher Ähnlichkeit zur Naiven Malerei oder zum zeitgleichen Magischen Realismus und Surrealismus. 

SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz

Betty Stocker, 2009 https://www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4026071



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