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Lot 3214* - Z35 Art Impressionniste & Moderne - vendredi, 06. décembre 2013, 17h00

CLAUDE MONET

(Paris 1840–1926 Giverny)
Pourville près Dieppe. 1882.
Öl auf Leinwand.
Unten links signiert und datiert: Claude Monet 82.
60,5 x 81,5 cm.


Provenienz: - Boussod, Valadon et Cie (direkt vom Künstler erworben). - Georges Viau, Paris (1892). - Vente George Viau, Paris, Durand-Ruel, 4. März 1907, Nr. 40. - Mrs. Charles H. Sneff, New York (1916). - Durand-Ruel, New York (1917). - Privatsammlung USA. - Koller Auktionen, 14. November 1992, Lot Nr. 5020. - Privatsammlung Deutschland, bei obiger Auktion erworben. Ausstellungen: - Brüssel 1907: Palais du Cinquantenaire, Exposition des Beaux-Arts. - Zürich 1908. - New York 1915: Galerie Durand-Ruel, Monet-Renoir, Nr. 6. Literatur: - Wildenstein, Daniel. Claude Monet, Biographie et Catalogue Raisonné, Lausanne- Paris, 1979, Bd. II, Nr. 717 (mit Abb. S. 63). Unter den Impressionisten ist Claude Monet der "Maler der Normandie"; bezeichnenderweise ist sein Gemälde "Impression: soleil", welches den Impressionisten ihren Namen gegeben hat und bei der ersten Impressionisten Ausstellung 1874 ausgestellt war, eine Ansicht von Le Havre, seinem Heimatort. Natürlich spielt seine Jugend in der Normandie eine grosse Rolle, so dass er der Landschaft und den Menschen dort in seinen Gemälden immer wieder einen Platz gibt. Für seinen Mentor und Freund Eugène Boudin gibt es in der Malerei zwei wichtige Aspekte, die er auch dem jungen Monet weitergibt: "Nature, thus, was first and foremost the touchstone against which one measured art" (Ausst.Kat.: Fine Arts Museum of San Francisco. Monet in Normandy,17. Juni - 17. September 2006, S. 28); und zum zweiten, dass man grosse Kunst nur in der Landschaft schafft, die man am besten kennt. Somit liegt die Entscheidung Monets, sich in seinen Gemälden vermehrt der Landschaft der Normandie zu zuwenden auf der Hand. In den 1860er Jahren herrscht in Frankreich eine grosse Faszination der rauen Küstenlandschaft im Norden. Der Schriftsteller Charles Baudelaire setzt sich in seinen Werken immer wieder mit der Normandie auseinander und gemeinsam mit den Malern Boudin, Jongkind, Courbet, Whistler und Monet prägt er das Bild der modernen Normandie. Die Vorstellung von Strand und Meer im Frankreich dieser Zeit ist identisch mit dem Bild der Normandie. Es sind nicht nur Künstler und Schriftsteller, die den Landstrich für sich entdecken, sondern auch die Pariser Gesellschaft reist an die Küste. In den Hafenstädten entstehen Cafés, Promenaden, Hotels, und die Pariser verbringen ein Wochenende oder ihren Urlaub dort. In den 1870er Jahren verlagert sich das allgemeine Interesse wieder nach Paris. Claude Monet, auch weil er dort aufgewachsen ist, hat eine sehr enge und intime Beziehung zu Land und Leuten; und auch wenn sich die Rezeption der Normandie über die Zeit ändert, so ist dem Betrachter die Nähe und das grundlegende Verständnis Monets dieser Region immer offensichtlich. In den 1860er Jahren stellt er in seinen Werken die Normandie und seine Bewohner in den Vordergrund. "Collectively, the Normandie landscapes from the mid- and late 1860s sent by Monet to the Salon convey a powerful natural environment controlled by its native inhabitants with their bodies and their skills in making and manouvering boats." (ebenda, S. 43). Anders als seine Künstlerkollegen nutzt Monet nicht den aufkommenden Tourismus und passt sich bei seiner Motivwahl dem Zeitgeschmack an, sondern setzt sich mit Land und Leuten auseinander. "By comparism, the utterly Norman Boudin had "sold out" to the urban modernism promulgated by Baudelaire, Monet's paintings were completely modern in their facture and bold composition but their subjects were nearly always the opposite. It was instead the modernity of his eye and his sensibility rather than that of his subject that set Monet's Normandy apart." (ebenda., S 44). Er reicht fast jedes Jahr ein Landschaftswerk der Normandie beim Salon ein, doch nur zwei werden während der 1860er Jahre akzeptiert. Die malerischen Einflüsse kommen in dieser Zeit von Pissarro und Manet. In den 1870er Jahren wendet Monet sich Paris und seiner Umgebung zu; fast hat man den Eindruck er meidet die Normandie. Der Tod Camilles 1879 ist ein einschneidendes Ereignis, nicht nur in seinem persönlichen, sondern auch in seinem künstlerischen Leben. Er reist wieder in die Normandie und verbringt Anfang der 1880er viel Zeit in dem kleinen Ort Pourville. Er liebt die Abgeschiedenheit, Bodenständigkeit und die Nähe zum Meer, so dass Pourville neben Varengeville und Etretat zu seinem Lieblingsort in der Normandie avanciert. Monet eliminiert Personen, Cafés, etc. aus seinen Werken und ersetzt sie durch Landschaft, in der er als Maler bzw. der Betrachter allein ist. Aus dieser Zeit stammt auch das vorliegende Werk. Mit einem leicht nach links gerichteten Blick, schaut der am Strand stehende Betrachter hinaus aufs offene Meer. Rechts im Vordergrund erstreckt sich der Strand bis zu den im Hintergrund liegenden Klippen. Auf der linken Seite ist das Meer mit seiner schäumenden Brandung, darüber erhebt sich der endlose Himmel. Seine Farbpalette ist auf die Farben blau, grün, weiss und rot-rosa reduziert und dennoch gelingt es ihm eindrücklich, mit dieser Palette eine harmonische Farbenvielfalt herzustellen, die durch seinen schwungvollen Pinselduktus seine Vollendung findet. Bis auf die leuchtend roten Häuser im Hintergrund setzt Monet keine Akzente. Alle Farben wirken harmonisch aufeinander abgestimmt und er nutzt sie gekonnt, um Beziehungen zwischen den einzelnen Flächen herzustellen. So findet sich z.B. das Rot der Grasfläche auf den Klippen wieder oder die rosa Töne der Brandung im Strand. Die Plein-Air Malerei bietet Monet auch in diesem Werk eindrucksvoll die Möglichkeit, die Stimmung und das Licht der Tageszeit einzufangen. Obwohl wir als Betrachter vor einer identifizierbaren Landschaft stehen, sind wir doch gefangen von der Impression, die Monet für uns eingefangen hat (Abb. 1). Der Einfluss des 1877 verstorbenen Gustave Courbet in seinen Landschaftsgemälden der 1880er Jahre ist evident. Die beiden Maler verbindet "their concomitant fascination with the almost mythic natural landscape of the northcoast" (ebenda., S. 46) und ihre Liebe zur Normandie, wo sie sich auch kennengelernt haben. Courbet gilt als Hauptvertreter des französischen Realismus. Im Vergleich mit seinem 1869 entstandenem Gemälde "Etretat, Normandy" sieht man deutlich seinen Einfluss auf Monet, aber gleichzeitig auch dessen Modernität. Beiden Werken ist gemein, dass sie en plein-air gemalt worden sind und sich vollkommen auf die Darstellung der beeindruckenden, rauen Natur konzentrieren. Auch der Bildausschnitt mit dem Blick vom Strand über die Klippen hin zur offenen See ist gleich. Sowohl Courbet als auch Monet beobachten die Natur genauestens, unterscheiden sich aber in ihrer Umsetzung grundsätzlich: während Courbet die Landschaft und die Atmosphäre realistisch wiedergibt, vermittelt Monet eine Empfindung der Natur. Der Realist ist sowohl in der Darstellung der Küstenlandschaft als auch in der Verwendung der Farben detailgenau und bemüht, die Natur in ihrer wahren Erscheinung abzubilden. Der Impressionist dagegen verzichtet zu Gunsten der Wirkung der Farben und der damit entstehenden Atmosphäre des Gemäldes auf Detailreichtum und Naturalismus.

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