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Lot 168* - A174 Italian Manuscript Illuminations - Friday, 18. September 2015, 01.30 PM

Attributed to CAPORALI, BARTOLOMEO (Perugia ca. 1420 - ca. 1505 ibid.) Large initial V from an antiphonary with a depiction of the coronation of Mary. Vellum. Perugia, ca. 1485-1490. 240 x 256 mm. Provenance: - 19th century, collection of Carlo Prayer (1826-1900) in Milan. - Collection of Maria Shira Lelia Mendez de Bernasconi. - London, Christie's 24.6.1987, Lot No. 323. - 1988 Sam Fogg. - Florence, collection of Sir John Pope-Hennessy. - New York, Sotheby's 10.1. 1996, Lot No. 10. - 1996, London BEL. - In the current collection since 1997 Bibliography: - Sandra Hindman, Milvia Bollati, in: BEL, Medieval Miniatures cat.1, London 1996, S 44, No.17;Friedrich G. Zeileis, Più ridon le carte (3.ed.), Rauris 2014, pp. 401-402. Further cited literature: - Stephen N Fliegel, The Caporali Missal. A Masterpiece of Renaissance Illumination, Cleveland 2013. This dazzling grand initial V with the Coronation of the Virgin for the Regina Misericordiae comes from a highly important antiphonary. We envisage a date of between 1485 and 1490, whereby a firm attribution to Bartolomeo Caporali is in doubt and an attribution to his colleague Tommaso di Mascio Scarafone might be considered.


Provenienz: - Im 19. Jahrhundert in der Sammlung Carlo Prayer (1826-1900) in Mailand. - Sammlung Maria Shira Lelia Mendez de Bernasconi. - London Christie's, 24.6.1987, Lot Nr. 323. - 1988 London, Sam Fogg. - Danach Florenz, Sammlung Sir John Pope-Hennessy. - New York Sotheby's, 10.1. 1996, Los Nr. 10. - 1996 London, BEL. - Danach seit 1997 im heutigen Besitz. Bibliographie: - Sandra Hindman, Milvia Bollati, in: BEL, Medieval Miniatures cat.1, London 1996, S 44, Nr.17. - Friedrich G. Zeileis, Più ridon le carte (3.ed.), Rauris 2014, S. 401-402. Weitere zitierte Literatur: - Stephen N. Fliegel, The Caporali Missal. A Masterpiece of Renaissance Illumination, Cleveland 2013. Die ganzvolle Prunkinitiale V mit der Krönung der Jungfrau zur Regina Misericordiae stammt aus einem, dem ornamentalen Reichtum und monumentalen Bildkonzept nach zu urteilen, hoch bedeutenden Antiphonar und leitet die erste Respons der ersten Nokturn zu Mariae Himmelfahrt (15. August) ein: Vidi speciosam sicut columbam, ascendentem... Die lilafarbene, von grünem Akanthus umrankte und von roten, blauen und grünen Lorbeer Girlanden eingefasste Initiale ist auf ein golden schillerndes, quadratisches Initialfeld gesetzt, das durch eine innere grüne Lorbeer-Bordüre und durch einen äusseren, mit Perlen besetzten Goldrahmen begrenzt wird. Die Zwickel zwischen Buchstaben und Initialfeld sind durch sich lebhaft windende, mit Blütenknospen angereicherte Akanthusranken besetzt und bekräftigen so das äusserst prunkvolle Erscheinungsbild dieser prächtigen Renaissance Initiale. Obwohl in den hellen Himmel entrückt, ist die Handlung von Marias Krönung zur Himmelkönigin, die demütig vor ihrem thronenden Sohn niedergekniet ist und ihre Krone empfängt, dicht an den Vordergrund gerückt, wobei die sich erst weit im Hintergrund entwickelnde Landschaft bloss noch als nebensächliche Staffage erscheint. Der Blick des Betrachters soll sich unmittelbar auf die Handlung selbst fokussieren. Noch bei ihrer Katalogisierung anlässlich ihres Verkaufs aus dem Nachlass des bedeutenden Kunsthistorikers Sir John Pope-Hennessy (1996) wurde für diese Initiale eine Autorschaft des Peruginer Malers Bartolomeo Caporali geltend gemacht, der sich in seiner Vaterstadt vor allem als Tafel- und Freskomaler profilierte, aber zusammen mit dem 1476 verstorbenen Giapeco Caporali auch als Buchmaler wirkte. Caporalis Oeuvre als Buchmaler ist allerdings alles andere als geklärt, zum einen, weil in den mit ihm in Zusammenhang gebrachten Werken wenig geklärt ist, was in Wirklichkeit von Bartolomeo Caporali selbst und was von seinem Bruder ausgeführt wurde, und zum anderen, weil nicht wenige der ihm zugeschriebenen Arbeiten sich heute als Schöpfungen des Peruginer Zeitgenossen Pierantonio di Niccolò di Pocciolo erwiesen haben. Im Bereich der Tafel- und Freskomalerei hat sich Caporali als Künstler profiliert, der sich in erster Linie an den florentinischen Malern im Gefolge Fra Angelicos, insbesondere Benozzo Gozzoli, orientiert hatte und seine florentinischen Rezeptionen in unmittelbarer Nähe zu Benedetto Bonfigli in eine spezifisch peruginische Kunstsprache transponierte. Dabei erzielte er später mit seiner Kunst Resultate, die sich stark an die Werke seines Zeitgenossen Fiorenzo di Lorenzo angleichen. Wenngleich die hier geradezu als "horror vacui" vorgetragene Opulenz des ornamentalen Schmucks unserer Initiale mit dem Gewirr aus bunten Akanthusranken und Blütenknospen durchaus den ästhetischen Tendenzen der aus der Caporali Werkstatt hervorgegangenen Prunkblätter entspricht - zu denken ist an das Missale der Franziskanerkirche in Montone (Cleveland, Cleveland Museum of Art 2006.154, vgl. Stephen N. Fliegel, 2013) oder an das prunkvolle Psalterblatt im Worcester Art Museum (1921.157) - und sich so zumindest die Autorschaft einer peruginischen Buchmalerwerkstatt bestätigt findet, so sind hier dennoch Divergenzen festzustellen, die eine sichere Zuweisung an Caporali problematisch machen. Ganz augenfällig ist hier ein Buchmaler am Werk, der für seine Interpretation der Marienkrönung einen florentinischen Bildentwurf, vermutlich ein verlorenes Bild von Fra Filippo Lippi, aufgegriffen hat. Lippi hatte den umbrischen Künstlern in seinem letzten, 1469 kurz vor seinem Tod gemalten Werk im Dom von Spoleto (Abb.3) ja selbst Anschauungsunterricht zu Bildideen dieser Thematik geboten. Mit seinem Fresko enthob er seine frühere, vorbildlich konzipierte Marienkrönung des Barbadori Altars (1438, Paris, Musée Louvre, Abb.2) in himmlische Sphären, in eine gerundete Himmelsmandorla. Damit ist durch Lippis Fresko von 1469 für unsere Bildinitiale auch ein fester chronologischer Anhaltspunkt gegeben, der auf eine Entstehungszeit nach 1469 hindeutet. Dass die Entstehungszeit aber entschieden später anzusetzen ist als Lippis Fresko in Spoleto, ist durch den Figurenstil gegeben, der sich von Caporalis alten, zum Teil etwas steif und hölzern geratenen Umsetzungen von Gozzolis Modellen abhebt und eine Kultur anzeigt, die sich eher an der Kunst der umbrischen und aretinischen Maler orientiert, die seit 1481 mit der florentinischen Malerelite die biblische Freskenfolge in der Sixtina schufen. Es dürften die künstlerischen Tendenzen dieser Malerelite sein, die durch Pinturicchio, Perugino aber auch Luca Signorelli im zweitletzten Jahrzehnt nach Perugia geflossen sind, die unseren Buchmaler zu seiner Marienkrönung inspiriert hatten. Wenngleich das ikonographische Modell für die Marienkrönung, wie erwähnt, durch Lippo Lippi vorgegeben war, sind die Lichtspiele der göttlichen, von Seraphim und Cherubim umsäumten Mandorla, vermutlich durch Bartolomeo della Gatta und dessen Mentor Luca Signorelli nach Perugia eingeflossen, womit sich dieses Motiv alsbald in der peruginischen Kunst zum fixen Repertoire verfestigen sollte. Beide Maler hatten solches in massgebender Form um 1480-85 in den Bildern des Sankt Rochus (Bartolomeo della Gatta, Arezzo Museo Statale d' Arte Medievale e Moderna) und den Gewölbefresken in der Basilica von Loreto (Luca Signorelli ca. 1484/85) vorgebildet. Durch Pinturicchio wurde es, wie seine Marienkrönung in der Pinacoteca Vaticana zeigt, in der Malerei Perugias auch für das uns interessierende Bildthema ins Bild gesetzt. Ob nun für unseren Peruginer Buchmaler, der hier ganz offensichtlich die künstlerische Entwicklung der florentinischen und südtoskanischen Malerei zu Beginn der 1480er Jahre umsetzt, Bartolomeo Caporali geltend gemacht werden kann, ist eine offene Frage. Jedenfalls lassen auch seine späten Fresken, etwa jenes aus dem Jahr 1491 in San Francesco in Montone, keinerlei grundlegende Schritte gegen eine radikal neue künstlerische Richtung erkennen, die ihn aus seiner aus Gozzoli und Fiorenzo di Lorenzo geschöpften Malerei emanzipiert hätte, obwohl auch ihm die in den 1470er Jahren in Verrocchios Werkstatt erprobten und durch Perugino nach Perugia gebrachten Tendenzen nicht gänzlich verborgen blieben. Vielmehr erkennen wir am Profil der Madonna Stilbezüge zu Pinturicchio, etwa zum Profil der Katharina von Alexandrien im Bild ihrer mystischen Vermählung mit Christus im Allen Memorial Art Museum in Oberlin (44.51, Abb. 4). Aufgrund der bisher angestellten Beobachtungen, kann für die Bildinitiale eine Entstehungszeit zwischen 1485 und 1490 ins Auge gefasst werden, wobei eine uneingeschränkte Zuweisung an Bartolomeo Caporali fraglich ist und an seinen Mitarbeiter Tommaso di Mascio Scarafone gedacht werden könnte. Dieser führte 1486, vermutlich in der Werkstatt Caporalis, eine von Pinturicchio entworfene Bildminiatur einer Matrikel des Ospedale di Santa Maria della Misericordia in Perugia aus (Wien, Gemäldegalerie der Akademie), die auf einer gemeinsamen Stilstufe mit der vorliegenden Initiale steht. Ungeachtet einer Zuschreibung an Caporali gehört diese prachtvolle Initiale zu den glanzvollsten Beispielen der Renaissance-Buchkunst in Perugia.


CHF 25 000 / 30 000 | (€ 25 770 / 30 930)

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