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Lot 1082* - A152 Furniture, Porcelain & Decoration - Thursday, 25. March 2010, 10.00 AM

IMPORTANT CONSOLE "AUX TETES DE ROMAINS",Louis XIV, after drawings by D. MAROT (Daniel Marot, 1663-1752), The Netherlands circa 1680/1700. Pierced and exceptionally finely carved gilt oak. "Breche" top. The frame can be dismantled. Restorations to the gilding and patina. 140x60x88 cm.

Louis XIV, nach Zeichnungen von D. MAROT (Daniel Marot, 1663-1752), Niederlande um 1680/1700.
Eiche durchbrochen und ausserordentlich fein beschnitzt mit Römerbüsten, Rosetten, Voluten, Kartuschen und Zierfries sowie vergoldet. Trapezförmige, mehrfach profilierte "Brèche"-Platte auf durchbrochener Zarge mit durch bewegten Kreuzsteg verbundenen Volutenstützen auf blätterbeschmückten Kugelfüssen. Das Gestell zerlegbar. Restaurationen an der Vergoldung und Patina. 140x60x88 cm.

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung. Hochbedeutende Konsole von bestechender Qualität und Eleganz. Ein nahezu identisches Konsolenpaar mit späteren Marmorplatten war ehemals Bestand der Sammlungen Didier Aaron, Paris. Die hier angebotene Konsole spiegelt den wechselseitigen künstlerischen Einfluss zwischen Frankreich und den Niederlanden wieder, der für die Regierungszeit Louis XIV prägend war. Während des 17. Jahrhunderts war Paris als Hochburg für Kunst und Kunstgewerbe der Anziehungspunkt vieler holländischer Künstler und Handwerker. Einige unter ihnen liessen sich in Paris nieder und genossen höchste Anerkennung. Beispielsweise der "menuisier en ébène" des Sonnenkönigs, Pierre Gole aus Bergen (1620 geb.), Alexandre-Jean Oppenordt, Ebenist des Monarchen (1639 geb.) aus Geldern und vor allem der bekannte André-Charles Boulle, dessen Vater ebenfalls aus Geldern stammte. Allein ihr Bekanntheitsgrad verrät welch grosse Auswirkung diese Männer aus dem Norden auf die französischen dekorativen Künste dieser Epoche ausübten. Umgekehrt ist Frankreich als Vorbild für die niederländische Kunst nicht zu unterschätzen. Durch die Widerrufung des Edikts von Nantes 1685 und die Vertreibung zahlreicher französischer Hugenotten, suchten viele Handwerker, wie zum Beispiel der Ebenist und Gravierer, Pierre Gole und der bedeutende Stuckateur Daniel Marot (Paris 1663- La Haye 1752) Zuflucht in den benachbarten Niederlanden. Letzterer war der Sohn und Schüler Jean Marots (1619?-1715). Er liess sich in Den Haag nieder und war als Zeichner für den Prinzen Wilhelm von Oranien, Statthalter der Niederlande, dem er später auch nach London folgte, tätig. Aus dieser Zeit stammen einige seiner Zeichnungen von Architektur- und Gartenanlagen, aber auch von Einrichtungsgegenständen für die holländischen Palais, insbesondere für Het Loo, dem beliebten Jagdschloss von Wilhelm III. Sein Werk, wie auch seine Entwürfe für Möbel und Textilien wurde von Marot in seinen "Livres" zwischen 1703 und 1715 veröffentlicht. In diesen Ausgaben finden sich Modelle von Tischen im "goût français", die sehr von dem Werk Charles Le Bruns (1619-1690) und Jean I. Bérain (1640-1711) inspiriert sind, vor allem durch das Motiv der Füsse mit den Hermen bzw. Karyatiden. Konsoltische gab es in Holland seit Mitte des 17. Jahrhundert, jedoch in einem Stil, der sich "auriculaire" bezeichnet, mit unregelmässigen Konturen und blumigen Verzierungen. Durch Marots Werk wurden architektonische Formen in die niederländische Möbelkunst eingeführt. Alle für Marot typischen Elemente sind in dieser Konsole vereinigt: Das Spiel der durchflochtenen Ebenen, die geblümten Raster sowie die Anhäufung des Schnörkelwerks. Bemerkenswert ist ausserdem das ungewöhnlich bombierte Motiv auf der frontalen Kartusche, welches auf eine groteske Zeichnung von Marot zurückzuführen ist, die er für eine Tapisserie, vermutlich für Hampton Court in Grossbritannien, geschaffen hatte. Demnach ist eine Zuschreibung des Entwurfs der Konsole an Daniel Marot möglich, einerseits durch die besondere Ornamentik wie auch durch die Verwandtschaft zu den Pariser zeitgenössischen Modellen. Als Neffe von Pierre Gole stand er im permanenten Austausch mit den französischen Ebenisten. Es ist daher nicht auszuschliessen, dass seine Zeichnungen in den bedeutenden Werkstätten von Amsterdam und Den Hague kursierten. Eine gewisse Anzahl eigenständiger Charakteristiken dieser Konsole (Marmorplatte auf gerader Zarge, durchbrochene Zentralkartusche, vier Füsse in gebrochener S-Form, die helmtragenden Krieger mit einem zum Zentrum gerichteten Blick, die geschweiften Verbindungsstege mit den Kugelfüssen) haben sie gemein mit einer verwandten Gruppe von Möbeln, die alle ein variierendes Thema verkörpern. Einige dieser Stücke sind in Halbmondform wiedergegeben. Im Amsterdamer Riksmuseum gibt es einen Tisch mit einer auffallenden Zentralkartusche, zwischen zwei Voluten und einer auf einem Tier sitzenden Frau. Womöglich handelt es sich hierbei um eine Allegorie eines Kontinents. Dieses Möbel, zweifelsohne von einer späteren Zeichnung als die unsrige, ist nicht mit Figurenköpfen dekoriert. Es stammt aus dem Palais Honselaarsdijk, der alten Residenz des Statthalters; eine analoge Konsole mit der gleichen Provenienz, allerdings mit leichten Veränderungen aus dem 19. Jahrhundert befindet sich heute in den Sammlungen der Königin Beatrix im Palais de Huis ten Bosch ; ein ähnliches Paar befindet sich in der Galerie von Schloss Het Loo nahe von Apeldoorn in Geldern ; ein weiterer Tisch übernimmt das Sujet der bärtigen, helmtragenden Köpfe, wie auch das frontale konvexe Blumenmotiv in dem "Lambrequin" (ehemalige Sammlung der Mme Gustave de Savoye; vente, Paris, 30 décembre 1928, n° 194, reprod.); ein weitere identische Konsole, die später allerdings etwas verlängert wurde, tauchte bei einer Christie's Auktion in London auf (Christie's London, 7 septembre 1998, lot 164, reprod.). Erwähnenswert ist ebenfalls ein Paar aus der Galerie Aaron (catalogue n° IV, 1996, n° 26, reprod.) welches aus der Sammlung der Comtesse de Castellane stammte. Durch das Motiv der helmtragenden Stützen unterscheidet sich das Model von den Vergleichbeispielen. Eine letzte Konsole in Halbmondform, mit bärtigen, helmtragenden Männerköpfen ist bezeichnend durch ihre erhebliche Länge (173 cm). Einmalig in ihrer Art, trägt sie ein Männerprofil im Zentrum der Front. Die 4 Beine sind alle frontal angeordnet und wechseln sich mit den 3 Lambrequins ab. Sie befand sich ebenfalls in der Galerie Aaron (Catalogue de la Biennale des Antiquaires, Paris, 1982, s. 206 reprod.). Eine Konsole in rechteckiger Form spiegelt das Motiv der konvexen Blume in der frontalen Kartusche in analoger Form wieder und stellt auch die bärtigen Helmträger dar (Laurin, Paris, März 1980, Nr. 76, reprod.). Ein weiteres, allerdings kleineres Paar wurde bei Christie's London am 5. Juli 1984 (Katalognr. 44) angeboten, und schliesslich ein Tisch mit Karyatiden auf Stollenfüssen (Bourg-en-Bresse, Frankreich, März 1983). Ein exakt identisches Paar war ehemals Bestand der Sammlungen Didier Aaron. Die letzte Besonderheit der Konsole ist, dass sie sich vollständig in Einzelteile zerlegen lässt (4 Beine mit den Hermen, die Kugelfüsse, der Verbindungssteg und die Zarge). Hiermit kündigt sie bereits das "mechanische Möbel" des David Roentgen an - jedoch um ein Jahrhundert früher. Lit.: T.H.L. Scheurleer, A la recherche du mobilier Louis XIV, in: Antologia di Belle Artim, no 27-28, 1985; S. 40. M. Loonstra, Het Huis int Bosch, 1985; S. 136 (Abb. einer analogen Konsole). A. W. Vliegenthart, Het Loo Palace, 2002; S. 86 (Abb. 113, ein analoges Konsolenpaar). Catalogue de la Biennale des Antiquaires, Paris 2004; S. 27ff. (mit Abb. eines identischen Konsolenpaares aus der Sammlung Aaron). L'hôtel de Castries in: Connaissance des Arts, 65, (1957); S. 46 (mit Abb. eines analogen Konsolenpaares aus der Sammlung Aaron).


CHF 180 000 / 280 000 | (€ 185 570 / 288 660)

Sold for CHF 240 000 (including buyer’s premium)
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