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Lot 1332 - A153 Furniture, Porcelain & Decoration - Wednesday, 23. June 2010, 10.00 AM

IMPORTANT LACQUER SIDEBOARD "AUX CARIATIDES",Louis XVI style, stamped GROHE A PARIS (Guillaume Grohe, 1808-1885), probably after designs by P.F. JULLIOT FILS (Philippe-Francois Julliot, 1755-1835) and after royal furniture designs by J.H. RIESENER (Jean-Henri Riesener, maitre 1768), R. VANDERCRUSE (Roger Vandercruse, maitre 1755) or A. WEISWEILER (Adam Weisweiler, maitre 1778), Paris circa 1855/65. Ebonized wood and exceptionally fine lacquer panels in "gout chinois". Slightly salient front with central door, flanked by 1 door on each side. Exceptionally fine, matte and polished gilt bronze mounts and applications. Shaped "Breche Violette" top. 204x72x126 cm.

Louis XVI-Stil, sign. GROHE A PARIS (Guillaume Grohé, 1808-1885), wohl nach Entwürfen von P.F. JULLIOT FILS (Philippe-François Julliot, 1755-1835) und nach Vorlagen für königliche Möbel von J.H. RIESENER (Jean-Henri Riesener, Meister 1768), R. VANDERCRUSE (Roger Vandercruse, Meister 1755) oder A. WEISWEILER (Adam Weisweiler, Meister 1778), Paris um 1855/65.
Holz ebonisiert und ausserordentlich feine Lackpanneaux im "goût chinois"; in der Mitte ein grosser exotischer Vogel, links und rechts Flusslandschaft mit Zweigen und Insekten. Prismierter Korpus mit vorstehendem Blatt auf profilierter Zarge mit vorderen Tatzen- und hinteren Kreiselfüssen. In der Mitte leicht vorstehende Front mit Zentraltüre, flankiert von je 1 Türe. Ausserodentlich feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und -applikationen in Form von Karyatiden, Portraitmedaillons einer liegenden asiatischen Figur, eines jungen Mannes und einer jungen Frau über Landwirtschaftsgeräten, Dudelsack und anderen Instrumenten, Löwenköpfen, Füllhörnern, Draperien, Girlanden, Rosetten, Blattwerk, "frises de canneaux et tigettes" und Zierfriesen. Profilierte "Brèche Violette"-Platte. 204x72x126 cm.

Provenienz: Privatbesitz, Schweiz. Hochbedeutende Anrichte von perfekter Qualität und Eleganz. Als zeichnerische Vorlage der hier angebotenen, musealen Anrichte diente wohl eine Zeichnung, die sich heute im Musée des Arts Décoratifs befindet und auf 1784 datiert ist und unter Anleitung von P.F. Julliot fils gefertigt wurde. Die Zeichnung zeigt die markanten Eck-Karyatiden in analoger Weise. Es war vor allem A. Weisweiler, der dieses Motiv in eigener Formensprache für seine Möbel umsetzte. Es sei in diesem Zusammenhang auf den Kabinettsekretär aus der Wrightsman Collection im New Yorker Metropolitan Museum und die Kommode "à portes" aus den königlichen Sammlungen in Stockholm hingewiesen. Beide Möbel sind abgebildet in: A. Pradère, Die Kunst des deutschen Möbels, München 1990; S. 391 und 399; die Entwurfszeichnung auf S. 35. Der Einfluss von J.H. Riesener findet sich an einer Kommode aus dem Château de Compiègne (Tatzenfüsse, Zargenbronze), an einem in London versteigerten Prunksekretär (Bronzekaryatiden und -zierfries) und am Sekretär-Kabinett, der heute im P. Getty Museum in Malibu ausgestellt ist. Alle sind abgebildet in: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 699, S. 703 und S. 707. Die Idee der markanten Eckbronzen schliesslich findet sich bei einer bedeutenden, heute im P. Getty Museum ausgestellten Kommode von R. Van der Cruse. Sie ist abgebildet in: ibid, S. 759. Auch im Werk von G. Grohe finden sich zahlreiche, teils identische Elemente: die Zargenbronze und die markanten Tatzenfüsse an einer aus der Sammlung Lécoules stammenden Anrichte, die Schubladenfront-Beschläge an einem "meuble à hauteur d'appui" aus der Auktion Couturier/Nicolay 1984 in Paris (Lot 17) und die ausserordentlich feine Lackmalerei mit den exquisiten Girlandenbronzen an einer Anrichte aus der Sammlung P. Lécoulles. Diese Möbel sind abgebildet in: D. Ledoux-Lebard, Le mobilier français du XIXe siècle, Paris 1989; S. 237-247. G. Grohé wurde in Wintersheim geboren und zog 1872 mit seinem Bruder Jean-Michel nach Paris. Zwei Jahre später führten sie ihre eigene Werkstatt, die schon bald eine bedeutende "notoriété" erlangte. Ab 1847 als offizielle Gemeinschaft "Grohé Frères" tätig, belieferten sie König Louis-Philippe, Kaiser Napoleon III, Kaiserin Eugénie, Königin Viktoria von England, den Duc d'Aumale, Madame Pelouze usw. In zeitgenössischen Quellen wird G. Grohé wie folgt beschrieben: "Un célèbre industriel qui fut aussi l'un des grands artistes de son temps... digne continuateur de Boulle, Gouthière et Riesener, véritable grand maître de lébénisterie artistique au XIXe siècle. Une carrière de plus de cinquante années, exclusivement consacrée au relèvement et à la reconstitution d'in art national entre tous... a rempli nos musées, nos palais nationaux de chefs d'oeuvres imcomparables. Son influence sur le grand art industriel a été décisive." in: D. Ledoux-Lebard, Le mobilier français du XIXe siècle, Paris 1989; S. 237-298. Durch die Teilnahme an zahlreichen Ausstellungen, wo er regelmässig Preise erhielt, wurde G. Grohé als Vize-Präsident des "comité d'admission et d'installation" gewählt und in dessen Rapport als "maître incontesté de l'ébénisterie moderne" bezeichnet. Philippe-François Julliot (1755-1835) stammte aus einer Händlerdynastie und war unter dem Namen "Julliot Fils" bekannt. Er führte sein Geschäft "Curieux-des-Indes" an der Ecke Rue du Four/Rue Saint Honoré. Zusammen mit Daguerre galt Juillot als Spezialist für Pietra-Dura-Möbel, die er bei Joseph, Carlin und Weisweiler in Auftrag gab, welche die Einlagen Kabinettschränken aus dem 17. Jahrhundert entnahmen. Eine von Juillot signierte Zeichnung zeigt einen Entwurf für ein derartiges Möbel. Er fungierte auch als Gutachter bei den grossen Möbelverkäufen seiner Epoche, wie bei der "Vente" des Duc d'Aumont 1782 mit dem Raritätenkabinett von Montriblond und der "Vente" des Duc de Richelieu 1788. 1802 wurde Julliots Lager verkauft, er selbst wurde im Gefängnis von Sainte-Pélagie eingesperrt. Der Katalog listet mehrere Pietra-Dura-Möbel auf, einige von Boulle und zahlreiche Stücke in der Art von Boulle. Dies zeigt, dass in der Zeit um 1800 die Herstellung von Boulle-Nachahmungen noch im vollem Gange war. Lit.: C. Payne, 19th Century European Furniture, Suffolk 1981; S. 37 (biogr. Angaben zu Grohé). A. Pradère, Die Kunst des französischen Möbels, München o.J.; S. 35f. (biogr. Angaben zu Julliot).


CHF 100 000 / 200 000 | (€ 103 090 / 206 190)

Sold for CHF 572 000 (including buyer’s premium)
All information is subject to change.