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Lot 141* - A174 Italian Manuscript Illuminations - Friday, 18. September 2015, 01.30 PM

NERIO Bologna circa 1310-15 Historiated initial from an antiphonary with the calling of the first Apostles Andrew and Peter. Vellum. Bologna, ca. 1320. 101 x 117 mm. Provenance: - British private collection. - 1996, London, Sam Fogg. - In the current collection since 1996 . Bibliography: - Friedrich G. Zeileis, Più ridon le carte (3.ed.), Rauris 2014, p. 107. Further cited literature: - Massimo Medica in: Milvia Bollati (ed.). - Dizionario Biografico die miniatori Italiani.Secoli IX-XVI, Milan 2004, pp. 820-821. - Nigel Morgan, Stella Panayotova, Suzanne Reynolds (ed.), A Catalogue of Western Book Illumination in the Fitzwilliam and the Cambridge Colleges, London 2011, pp. 289-290. This historiated initial D, with a depiction of the calling of the first Apostles opens the third response to the first nocturn for the Feast of the Apostle Andrew (30 November). The style and repertoire of the figures are characteristic of the work of the Bolognese illuminator Nerio. Nerio is considered the main protagonist of the art of illumination in Bologna at the beginning of the 14th century, and made a significant contribution to the style of the collective of illuminators for the Choir Books of San Domenico.


Gutachten:
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Provenienz:
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Ausstellungen:
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Ausstellung:
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Literatur:
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Provenienz: - Britischer Privatbesitz. - 1996 London, Sam Fogg. - Seit 1996 im heutigen Besitz. Bibliographie: - Friedrich G. Zeileis, Più ridon le carte (3.ed.), Rauris 2014, S. 107. Weitere zitierte Literatur: - Massimo Medica in: Milvia Bollati (Hrsg.). - Dizionario Biografico die miniatori Italiani.Secoli IX-XVI, Mailand 2004, S. 820-821. - Nigel Morgan, Stella Panayotova, Suzanne Reynolds (hrsg.), A Catalogue of Western Book Illumination in the Fitzwilliam and the Cambridge Colleges, London 2011, S. 289-290. Die Bildinitiale D mit der Darstellung der Berufung der ersten Apostel eröffnet die dritte Respons der ersten Nokturn zum Fest des Apostels Andreas (30. November), deren Text Dum perambularet Dominus juxta mare, secus litus Galilaeae, vidit Petrum et Andream retia mittentes in mare ... sich beinahe ausnimmt wie eine Bildlegende des in der Initiale dargestellten Geschehens. In der schlichten, von blauem und grünem Akanthus überwachsenen, auf ein ockerfarbenes Initialfeld gesetzten Intiale blicken wir auf ein zwischen zwei Felsformationen fliessendes Gewässer. Dort holen Andreas und Petrus mit einem Gefährten von ihrem Boot aus die Netze ein, während ihnen am Gestade Christus begegnet und sie auffordert, ihm als erste Jünger zu folgen. Der Dialog ist in direkter Form mit klaren Gesten und effektvollen, zudringlichen Posen erzählt und zudem mit einem entwaffnend naiven narrativen Einschub des sich über den Bootsrand beugenden, das Netz einziehenden Fischergesellen angereichert. Damit erzielt der Künstler eine hübsche Balance zwischen der im Geschehen immanenten Feierlichkeit und der Schilderung der alltäglichen Handlung des Fischfangs. Die bisher wenig bekannte und sozusagen unpublizierte Bildinitiale lässt den für den bolognesischen Buchmaler Nerio (vgl. auch im vorliegenden Katalog die Nr. 140) typischen Figurenstil erkennen, der wie verschiedene andere Bolognesen des Buchmaler-Kollektivs von San Domenico in Bologna im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts unter dem Eindruck Giottos in Padua seine auf einem neobyzantinischen Substrat fussende Kunst aktualisiert und nun Figuren von beachtlicher Plastizität schafft und ihre Handlung an rational nachvollziehbaren Schauplätzen stattfinden lässt. Der Figurenstil und das hier erkennbare Typenrepertoire sind kennzeichnend für die Kunst des bolognesischen Buchmalers Nerio, dessen Identität dank seiner Signatur "Nerius fecit" auf fol 4 des von ihm illuminierten Codex Justinianus in der Bibliothèque Nationale in Paris (Ms lat 8941) gesichert ist. Gleich wie in den Illustrationen des Pariser Manuskript und zahlreichen anderen ihm zugeschriebenen Bildinitialen erkennen wir auch hier die für Nerio typischen eher kurz geratenen, gedrungenen und zugleich nach vorne drängenden Körper. Die noch auf einem neobyzantischen Substrat konzipierten Gesicher mit ihren wulstigen Lippen, kurzen Nasen sind nun plastisch belebt und haben eine kommunikative Kraft angenommen. Damit begibt sich Nerio auf Wege, die von Giotto und dessen Nachfolgern in Padua gewiesen wurden. Wie eine Reihe anderer gleichartiger Bildinitialen von der Hand des Nerio in der British Library in London, im Fitzwilliam Museum in Cambrigde, im Victoria and Albert Museum in London, in der Graphischen Sammlung in München vermuten lassen, stammen diese von jenem aufgebrochenen Antiphonar, zu dem auch die in Rede stehende Initiale mit der Berufung der ersten Jünger gehörte. Es ist nicht hier der Ort, Nerios unzähligen Bildinitialen Nerios auf einzelne aufgebrochene Chorbücher zu verteilen. Doch anhand des auf uns gekommenen Materials zeichnet sich ab, dass eine grössere Zahl von Nerio illustrierter Chorbücher existierten als bisher angenommen. Dieser Themenkreis wird vom Schreibenden in einer in Vorbereitung stehenden Studie weiter vertieft werden. Mit einiger Sicherheit kann aber davon ausgegangen werden, dass eine Vielzahl der in London und Cambridge befindlichen Initialen von etwa gleicher Grösse zu ein und demselben Chorbuch gehörten. Dies gilt zum Beispiel für die Iniziale L mit dem Martyrium der Heiligen Lucia im Fitzwilliam Museum in Cambridge (Ms Marlay Cutting 80 b), auf deren Rückseite Fragmente der Antiphon der zweiten Vesper zum Feiertag des Andreas zu lesen ist (Catalogue Fitzwilliam Museum, 2011, S. 289-290). Gleiches gilt für die Initiale V in der British Library in London (Ms Add. 32058, f.2) mit der Verbildlichung eine Legende des Evangelisten Johannes, der unversehrt den Giftbecher trinkt, während zuvor zwei bedauernswerte Verbrecher schon davon gekostet hatten und zu Tode gekommen sind. Der eine der getöteten Halunken liegt in vergleichbarer Haltung am Boden, wie der die Netze einziehende Fischer unserer Bildinitiale, dessen Gesicht in völlig analoger, noch leicht unbeholfener Verkürzung definiert ist. Wenngleich Nerios künstlerische Entwicklung und damit die chronologische Abfolge seiner Werke noch nicht gesichert ist, so deutet doch einiges darauf hin, dass die in Rede stehende Initiale und die vermutlich dazu gehörende Gruppe (London British Library Add, 32058.1 und 2 (Abb.1); 29902, 1-3; London Victoria and Albert Ms 9035 A,C, E,F; Cambridge Marlays Cutting Ms It 80-1-3, München, Staatliche Graphische Sammlung 40093-40096, vgl. Medica 2004) zum Zeitpunkt der Chorbuchfolge von San Domenico in Bologna, kurz vor 1320 entstanden sind und damit wohl ein Jahrzehnt später als die hier unter Kat. 140 angebotene Initiale. Nerio gilt als Protagonist der bolognesischen Buchkunst zu Beginn des 14. Jahrhunderts und entwickelte massgeblich den Stil des Buchmalerkollektives der Chorbücher von San Domenico. Wahscheinlich ging auch der zukunftsweisende, als Maestro 1328 (alias Maestro Pietro ?) bekannte bolognesische Buchmaler aus seiner Werkstatt hervor.


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