sog. "cassettone con ribalta", Venedig um 1720/40.

Nussbaum und -wurzelmaser gefriest. Geschweifter, trapezförmiger Korpus mit gesprengtem und vorkragendem Giebel mit 4 Eckziervasen auf profiliertem und ausgeschnittenem Sockel. Schräge, abklappbare Schreibplatte über gebauchtem Unterteil mit 3 Schubladen. Inneneinteilung mit Zentraltüre, flankiert von je 1 Fach über Schublade. Geheimfach. Zurückgesetzter, dreiseitig verglaster Korpus mit seitlichen Türen. Inneneinteilung mit 9 mit Seide ausgeschlagenen Fächern und 6 Schubladen auf 2 Reihen. Teils ersetzte Bronzebeschläge und -hänger. Fehlstellen und Ergänzungen. 170x63x(offen 93)x290 cm.

Provenienz: Gut Aabach, Risch am Zugersee. Eine ähnliche Schreibkommode mit verspiegelten Türfronten, sog. "Trumeau", wurde in unserer März-Auktion 2002 (Katalognr. 1057) verkauft. Die hier angebotene Schreibkommode offenbart mit seiner opulenten und zugleich eleganten Formgebung die Elemente des bedeutendsten Schreibmöbels Venedigs, des sog. "Trumeau", und muss als dessen spezielle Weiterentwicklung betrachtet werden; es wurde Mitte des 18. Jahrhunderts zum bedeutendsten Repräsentanzmöbel der venezianischen "podestà". Diese Möbel waren aber nicht nur durch ihren imposanten Aufbau gekennzeichnet, sondern auch durch ihre raffinierte Funktionalität. Währenddem die "Trumeaux" der venezianischen Landvillen und Paläste sich vor allem durch die Fassung und die Lackierung mit sogenanntem "Arte povera" auszeichneten, zeugten die mit Nussbaum oder -wurzelmaser furnierten Prunkmöbel von einer hochbedeutenden Provenienz. Diese Möbel - eigentliche Meisterwerke der italienischen Ebenistenkunst - gehörten schon im 18. Jahrhundert zu den teuersten und exklusivsten Einrichtungsgegenständen. Leider ist es heute, anders als bei französischen oder deutschen Möbeln, nicht mehr möglich, den entsprechenden Meister zu eruieren. Lit.: M. Griffo, Il mobile del seicento - Italia, Novara 1985; S. 33-43 (allg. Angaben zur Entwicklung des venezianischen Möbels im 17./18. Jh.).