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Lot 1141* - A166 Furniture & Sculptures - Thursday, 19. September 2013, 10.00 AM

LARGE CYLINDER DESK,Louis XVI, stamped J.H. RIESENER (Jean-Henri Riesener, maitre 1768), Paris circa 1775. Tulipwood, rosewood and various precious woods in veneer with exceptionally fine inlays on all sides. Pull-out writing surface lined with gold-stamped green leather above broad central drawer, flanked by 2 drawers on each side, the right ones forming one large drawer. Fitted interior of drawers and compartments. Exceptionally fine, matte and polished gilt bronze mounts, applications and sabots. “Carrara” top edged in a pierced bronze rail. Freestanding. 150x84x(open 115)x127 cm.

Louis XVI, sign. J.H. RIESENER (Jean-Henri Riesener, Meister 1768), Paris um 1775.
Rosenholz, Palisander und diverse Edelhölzer gefriest sowie allseitig ausserordentlich fein eingelegt mit Rautenmuster, Filets und Zierfries. Rechteckiger Korpus auf bogenförmig ausgeschnittener Zarge mit kannelierten Säulenbeinen. Herausziehbares, mit grünem, goldgepresstem Leder bezogenes und den Zylinder öffnendes Blatt über breiter Zentralschublade, flankiert von je 2 Schubladen, die beiden rechts 1 grosse Schublade mit Fach bildend. Inneneinteilung mit 3 grossen Bogenfächern über 3 entsprechenden Schubladen. Zurückgesetzter Aufsatz mit 3 nebeneinander liegenden Schubladen. Ausserordentlich feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge, -applikationen und -sabots. In durchbrochener Bronzegalerie gefasste "Carrara"-Platte. Zum Freistellen. 150x84x(offen 115)x127 cm.


Provenienz: - Erworben in den 1970er Jahren in Portugal. - Aus einer europäischen Sammlung. Feines und sehr seltenes Möbel von hoher Qualität. J.H. Riesener wurde 1734 in Gladbeck (Westfalen) als Sohn eines Stuhlschreiners geboren. Schon als junger Mann, etwa um 1754, siedelte er nach Paris über und wurde Lehrling bei Jean-François Oeben, der im "Arsenal" genannten Stadtquartier eine Werkstatt führte. Als Oeben 1763 starb, gehörte J.H. Riesener bereits zu den wichtigsten Mitarbeitern des Betriebes; ab 1765 leitete er die Firma für Oebens Witwe, bis er 1768 selbst Meister wurde. Die Möbel der Produktionsjahre 1763 bis 1768 trugen also den Stempel von J.F. Oeben, wurden allerdings allesamt von J.H. Riesener und seinen Gehilfen hergestellt. Oeben hinterliess bei seinem Tod eine Menge gerade erst begonnener Stücke, die dann von Riesener fertiggestellt wurden. Das wohl berühmteste Beispiel ist das "bureau cylindre du Roi", an dem Oeben 1760 zu arbeiten angefangen hatte und das 1769 von J.H. Riesener beendet und gestempelt wurde. 1767 heiratete J.H. Riesener Oebens Witwe und übernahm Werkstatt und Räumlichkeiten im Arsenal, wo er über dreissig Jahre lang wohnte und arbeitete. Es war ein privilegierter Bezirk, der die Handwerker vor den restriktiven Zunftbestimmungen schützte, wie zum Beispiel vor dem Verbot, in der eigenen Werkstatt Bronzeornamente zu giessen und zu ziselieren. Nach der Hochzeit mit der Oeben-Witwe und Schwester von Roger Vandercruse gehörte Riesener zur grössten Pariser Ebenistendynastie der Epoche. Seine Gattin war in erster Ehe mit Simon und Martin Carlin verschwägert, und Letzterer hatte Oebens Schwester geheiratet. Nach Oebens Tod verschlechterte sich der Gang der Geschäfte drastisch; 1764 starb Madame de Pompadour, die zu den wichtigsten Kundinnen der Werkstatt gehört hatte. Doch Riesener konnte die königliche Klientel bald zurückgewinnen, vor allem nachdem G. Joubert seinen Titel "Ebéniste du Roi" offiziell an ihn abgetreten hatte. 1774 bis 1784 lieferte Riesener dem königlichen Hof Möbel für einen Gesamtbetrag von 938 000 Livres, jährlich etwa doppelt soviel wie sein Vorgänger G. Joubert. Nach der Geburt der Dauphine fertigte er für die Königin ausgefallene Luxusmöbel mit neuen Erfindungen und Raffinessen, aus kostbaren Materialien wie Japan-Lack und Perlmutt oder verziert mit feinsten Marketerien, vergoldeten und ziselierten Bronzeornamenten. Als der "Garde-Meuble Royal" 1784 begann, sich völlig neu zu organisieren, setzte J.H. Rieseners Niedergang ein. Es wurden neue Ordnungssysteme und Etikettierungen angelegt, Ordnung und Sparsamkeit war die neue Devise, und Riesener musste aus ökonomischen Gründen dem jungen Guillaume Bennemann weichen. Die Revolution setzte der beruflichen Laufbahn 1789 endgültig ein Ende. Während der Revolution wurden viele Möbel, die einst im Besitz der Königsfamilie gewesen waren, von den neuen Machthabern verkauft; Riesener erwarb mehrere seiner eigenen Werke zurück, in der Hoffnung, sie mit Gewinn wieder verkaufen zu können. Allerdings war die Kundschaft schlicht nicht mehr vorhanden, die desolate finanzielle Lage zwang Riesener, seine Möbel öffentlich zu verkaufen und die Räumlichkeiten im Arsenal zu verlassen. Er zog zu seinem Sohn in die Rue Saint-Honoré, wo er 1806 starb. Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 693-717 (biogr. Angaben). J. Nicolay, L'art et la manière des maîtres ébénistes français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 394 (biogr. Angaben). A. Pradère, Die Kunst des französischen Möbels, München o.J.; S. 371-387 (biogr. Angaben).


CHF 120 000 / 180 000 | (€ 123 710 / 185 570)

Sold for CHF 126 000 (including buyer’s premium)
All information is subject to change.